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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Novemberheft
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Verband der Kunsthänlder in der Schweiz / Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Londoner Kunstschau / Aus Hollands Kunstleben / Leipziger Messe / Bibliographische und bibliophile Notizen / Neue Kunstbücher / Gedenktafeln aus Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0130

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trägt, den deutschen Erzeugnissen ihre Weltachtung zu bewahren
und, wo sie dieselbe verloren hatten, wiederzugewinnen. Auch
das ist eine Art „Wiederaufbau“, wozu die Leipziger Messe als
Weltmesse zu einem wesentJichen Teil beiträgt. P. S.

ßibUogt?apbtfd)e und bibltopbtte
fSottson.

Ob eine Kunst der Lebensführung und ihre angenommene
Meisterschaft, einc Lebenskunst, überhaupt möglich wird, bleibe
dahingestellt. Das eine ist gewiß: bestenfalls ist der Lebens-
künstler nur ein Repräsentant seiner Zivilisation. Deshalb ist auch
der Begriff des Lebenskünstlers etwas sehr wandelbares, der
immer, mag man auch seine Individualität loben, eine soziale Er-
scheinung bleibt. Nach den verschiedenen Gesellschaftsschichtun-
gen gibt es hier kaum ein räumliches und zeitliches Zusammentref-
fen. Man darf sich das an dem Gentlemantyp vergegenwärtigen.
Wenn man an dessen verschiedene geschichtliche Wandlungen
denkt, sich etwa an den hellenischen Kalosk’agathos erinnert, an
den Cortegiano der Renaissance, an den Dandy, den englischen
Mann nach der Mode, an den Sportsmann des zwanzigsten Jahr-
hunderts, sieht man sogleich recht verschiedenartige Auswer-
tungen jener Verbindungen von äußeren und inneren Vorzügen,
die den Gentleman schaffen sollen. ' Das Beispiel Brummels führt
man gern fiir den Dandy an, der in seiner Lebensführung einen
Stil schuf, kein Stutzer gewesen sei. Ein Beweis dafür ist Brum-
mels geschichtliche Persönlichkeit freilich nicht, er ist weder, auf
seinem Gebiete, ein Talent noch ein Temperament gewesen. In
der Ausschaltung aller gedanklichen und gemütlichen Hemmungen
ist er freilich weit genug gekommen; zu den Kleidern, die er
trug, paßte vortrefflich die Kühle, die er sich so gewontien hatte.
Er trat nicht hervor, er war kein Don Juan noch sonst etwas
extravagantes, blieb immer im juste milieu der Society ihr ele-
gantester Philistqr. Nur daß er bis an sein Lebensende kein Gent-
leman int Sinne von Swifts witziger Definition bleiben konnte, weil
er schließlich nicht mehr im Stande war, seine Schneiderrech-
nungen zu bezahien. Doch blieb er eine Figur, die andere mit
ihrer Phantasie ausstatteten, jene anderen, denen ihre künstleri-
sche Phantasie Realitäten schuf, die sie auf der Erde vergeblich
suchten, für sich wenigstens vergeblich suchten. Auf solchen Um-
wegen ist auch I. Barbey d’Aurevilly der Biograph Brummels ge-
worden. Er hat damals jenen, eben veröffentlichten, Briefwechsel
mit William Jesse in Caen geführt, durch den er sich über
Brummels Eigenheiten bis ins Kleinste unterrichten wollte, in dem
er die Art Brummels, sich die Nägel zu schneiden, als etwas für
die Idee des Dandy höchst wichtiges untersuchte. Auf diese Idee
kam es ihm an und seine Biographie Brummels ist dann auch
etwas anderes geworden als eine getreue Lebensgeschichte seines
Helden. In Barbey d’Aurevillys Maske hätte sich Brummel nicht
wiedererkannt. Auch die Schrift des geistreichen Franzosen ist
nur ein Beispiel für das Dandyproblem in seinen modernen Fas-
sungen, dessen Lösungen meist (in Schopenhauers Sinne) nicht
darauf hinauskommen, was einer ist, sondern darauf, was einer
vorstellt. Woraus sich dann auch ergibt, daß diese Geltend-
machung gesellschaftlicher Anerkennung nur eine äußerlich blei-
bende Lebenskunst sein kann. Aber das Bemühen um das For-
male ist doch auch wiederum nicht zu unterschätzen. Formen-
wesen braucht nicht Hülle innerer Leerheit zu sein und sein Nicht-
vorhandensein kann schmerzlicher empfunden werden als sein
Vorhandensein, besonders auch in denjenigen Ländern, in denen,
wie in Deutschland, die sich ausbreitenden sichernden Traditionen
eines gesellschaftlichen Lebens fehlen, in denen die Cultura (im
ursprünglichen Wortsinne), ja sogar die Urbanität, die die alten
Rörner zu haben wünschten, nur als Einzelerscheinungen, nicht
als eine Gesamterscheinung sich zeigen. Kann unter solchen
Voraussetzungen, die ihr widersprechen, eine deutsche „Mode“
werden? Denn „Mode“ ist ja nicht allein der allerneueste Anzug
oder das allerneueste Kleid, Mode ist etwas, das in allen seinen
Einzelhciten aus der Geschlossenheit derjenigen Lebensführung

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