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hervorwächst, die man gern den guten Ton nennt. Hier kom-
plizieren sich nun allerdings die Fragestellungen, denen eine Ant-
wort zu geben ist, so sehr, daß sich in dicken Bänden, die schon
hin und wieder versucht worden sind, kaum noch ihre Lösungen
zusammenfassen lassen. Und schließlich ist doch wohl gerade
hier, für den Begriff einer vie elegante, der männliche und der
weibliche Mensch zu trennen. Das Dandytum, als die männliche
Koketterie, ist in seinen physiologischen und psychologischen Vor-
aussetzungen erheblich von der weiblichen Koketterie unterschie-
den. Das Sprichwort: Kleider machen Leute hat für die Dame
einen anderen Sinn als fiir den Herrn. Die „männlichen“ Eigen-
schaften gehen von der brutalen Kraft bis zu dem Erstreben
geistiger Kraftleistungen, das ökonomische und das soziale Ele-
ment treten fiir sie anders hervor als bei der Frau, die ihre kör-
perlichen und seelischen Vorziige geltend machen will, sie zu reiz-
vollen Wirkungen zusammenfaßt. Eine Geschichte der Tracht auf
wissenschaftlicher Grundlage, worunter nicht allein die Geschichte
der Kleidung zu verstehen sein wird, sondern auch, wie man sie
und sich trägt, dürfte in absehbarer Zeit nicht geschrieben werden.
Die Lipperheidesche Kostümbibliothek, heute in der des Berliner
Kunstgewerbemuseums wohl verwahrt und verwaltet, ist sclion
unter ihrem Begründer zu einer „kulturhistorischen“ Sammlung
ausgewachsen, das Kostüm läßt sich nicht isolieren. Wenn man mit
ihrem langjährigen Leiter, Professor Dr. Heinrich Doege,
dem allzufrüh verstorbenen, sprach, dem gelehrten und giitigen
Manne, dem jeder, der mit ihm zusammengeführt wurde, ein dank-
bares Andenken bewahren wird; wenn man über die Wissens-
schätze, die er auf seinem Sondergebiete aufgehäuft hatte, staunte;
wenn man diesen Bücher- und Menschenkenner fragte, ob er, der
unermiidlich mitteilende, nicht selbst einmal eine Geschichte der
Tracht schreiben wolle, pflegte er abzuwehren: dazu seien die
ersten Vorarbeiten noch lange nicht weit genug gefördert. Anders
als der Historiker der Mode muß ihr Industrieller denken, er muß
für die Modenneuheit von Tag zu Tag werben. Das ist in den
alten Modeländern, in Frankreich insbesondere, von jeher mit einer
sehr viel feineren Geschicklichkeit unternommen worden als in
Deutschland, wo man lange die lautesten Anpreisungen für die wir-
kungsvollsten gehalten hat und die geschäftsmäßige Nüchternheit
fiir das beste Mittel einer Modenreklame. Jetzt erst beginnt man
ein Pariser Vorbild, das elegante Modejournal, selbständig aus-
deutend, die buchgewerblichen Hilfsmittel, die zur Verfügung
stehen, zu verwerten suchend, auch in Deutschland in der Form
der Liebhaberausgabe ein Modenjournal zu veröffentlichen, nach-
dem ein früherer Versuch nicht iiber dic Anfänge einer Nach-
ahmung Pariser Muster hinaus gekommen war: Styl. Blätter
fiir Mode und die angenehmen Dinge des Lebens.
Berlin, Erich Reiß Verlag, 1922. Diese von dem Ver-
band der deutschen Modenindustrie unterstützte Zeitschrift steht
erst in ihren Anfängen —- bisher erschienen fünf Hefte — und
manches in ihrer Ausstattung dürfte sicli noch wandeln, wetm sie
sich erst einmal den Boden, auf dem sie sich erheben soll, ge-
sichert liaben wird. Noch ist eine gewisse Zaghaftigkeit be-
sonders in dem Textteile zu spüren, der über die angenehmen Dinge
des Lebens dociert. Aber der Ausstattungszauber, den sie ent-
faltet, zeugt doch schon das Bestreben, Buchkunst zu sein, und
damit ist ihrer Entwicklung ein lohnendes Ziel gesetzt. Es ist
leicht, Bemiilmngen und Bestrebungen wie diese als „Luxuspub-
Iikation“ abzutun. Das hieße jedoch ihren Zweck verkennen,
die Bedeutung des „Luxus“ für das Wirtschaftsleben unterschätzen.
Die Modenindustrie ist eine sehr ernsthafte Sache, wenn man sie
vom Standpunkte der Produktion aus betrachtet, sie darf nicht,
wenn sie sich durchsetzen will, auf die Mittel verzichten, die ilire
werbende Kraft stärken. Da ist es gewiß ein erfreuliches Zeichen,
daß sie auch die Buchkunst diesen Mitteln zurechnet, daß die
künstlerische Verfeinerung der Modenzeitschrift versucht wird.
Der Sammler, der die Hefte des „Styl“ verwahrt, tut das gewiß
r.icht aus Snobismus: sie geben ihm Anregungen, beschäftigen
seine Phantasie, und das ist ihm noch sehr viel mehr wert, als
das Wissen um das, was gerade in der Eleganz wichtig ist.
G. A. E. B o g e n g.
Galepie Goyept / Köln
ppiesenplatz 15, Eeke Limbupgep Stpaße
Alte Aeistep:
Bol, Leonhapd Bpamep, Claeß Heda, Mommeps, Foupbus
Neue Aeistep:
Defpeggep, van Gogh, Fepd. Kellep, Liebepmann, Tpübnep
Feiningep, Heekel, Rohlfs
Flastiken :: Alte Aöbel
Ankauf Vepkauf
Öl^emälde?
Königin Viktoria von England,
(Guido Schmitt 1887) 137x86 Bildfläche-
Forderung; U/jMillion; Vermitllung: 20%
Levin b. Dargun, Mecklbg. Gg. Behrens
-,
UERSTEIGERURGSAHflT DOROTHEUIYI
WIEN 1, DOROTHEERGASSE 17 Telegr. - Adr.: Dorotheum Wien
335. KUNST-AUKTION
Ölgemälde Aquarelle, Zeichnungen, Mir.iaturen und Graphik alter und
moderner Meister, Antiquitäten, (Keramik, Gfas, Holzskulpturen, Uhren,
Mobiliar des 19. und 20. Jahrhunderts)
♦♦
Schaustellung: Vom 23.-26. November.
Versteigerung: Vom ?7.—29. November.
PAUL BOTTENWIESER
GEMÄLDE ALTER MEISTER
FRANKFURT a. M. BERLIN
Friedberger-Anlage 16 Bellevuestraße 5
Versteigenung LXXX
am 29. und 30. November 1922
Autographen-Sammlung
enthaltend die Autogiaphen aus dem Nachlaß der
Clarinettisten Heinrich und Karl Beermann, Miinchen,
des Philologen Geheimrat Bernh. Rud, Abeken, Osnabrück (f 1866)
sowie aus dem Archiv einer bedeutenden Musikalienhandlung
BERLIN W 35 XARL EHDST HENRICI =5
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hervorwächst, die man gern den guten Ton nennt. Hier kom-
plizieren sich nun allerdings die Fragestellungen, denen eine Ant-
wort zu geben ist, so sehr, daß sich in dicken Bänden, die schon
hin und wieder versucht worden sind, kaum noch ihre Lösungen
zusammenfassen lassen. Und schließlich ist doch wohl gerade
hier, für den Begriff einer vie elegante, der männliche und der
weibliche Mensch zu trennen. Das Dandytum, als die männliche
Koketterie, ist in seinen physiologischen und psychologischen Vor-
aussetzungen erheblich von der weiblichen Koketterie unterschie-
den. Das Sprichwort: Kleider machen Leute hat für die Dame
einen anderen Sinn als fiir den Herrn. Die „männlichen“ Eigen-
schaften gehen von der brutalen Kraft bis zu dem Erstreben
geistiger Kraftleistungen, das ökonomische und das soziale Ele-
ment treten fiir sie anders hervor als bei der Frau, die ihre kör-
perlichen und seelischen Vorziige geltend machen will, sie zu reiz-
vollen Wirkungen zusammenfaßt. Eine Geschichte der Tracht auf
wissenschaftlicher Grundlage, worunter nicht allein die Geschichte
der Kleidung zu verstehen sein wird, sondern auch, wie man sie
und sich trägt, dürfte in absehbarer Zeit nicht geschrieben werden.
Die Lipperheidesche Kostümbibliothek, heute in der des Berliner
Kunstgewerbemuseums wohl verwahrt und verwaltet, ist sclion
unter ihrem Begründer zu einer „kulturhistorischen“ Sammlung
ausgewachsen, das Kostüm läßt sich nicht isolieren. Wenn man mit
ihrem langjährigen Leiter, Professor Dr. Heinrich Doege,
dem allzufrüh verstorbenen, sprach, dem gelehrten und giitigen
Manne, dem jeder, der mit ihm zusammengeführt wurde, ein dank-
bares Andenken bewahren wird; wenn man über die Wissens-
schätze, die er auf seinem Sondergebiete aufgehäuft hatte, staunte;
wenn man diesen Bücher- und Menschenkenner fragte, ob er, der
unermiidlich mitteilende, nicht selbst einmal eine Geschichte der
Tracht schreiben wolle, pflegte er abzuwehren: dazu seien die
ersten Vorarbeiten noch lange nicht weit genug gefördert. Anders
als der Historiker der Mode muß ihr Industrieller denken, er muß
für die Modenneuheit von Tag zu Tag werben. Das ist in den
alten Modeländern, in Frankreich insbesondere, von jeher mit einer
sehr viel feineren Geschicklichkeit unternommen worden als in
Deutschland, wo man lange die lautesten Anpreisungen für die wir-
kungsvollsten gehalten hat und die geschäftsmäßige Nüchternheit
fiir das beste Mittel einer Modenreklame. Jetzt erst beginnt man
ein Pariser Vorbild, das elegante Modejournal, selbständig aus-
deutend, die buchgewerblichen Hilfsmittel, die zur Verfügung
stehen, zu verwerten suchend, auch in Deutschland in der Form
der Liebhaberausgabe ein Modenjournal zu veröffentlichen, nach-
dem ein früherer Versuch nicht iiber dic Anfänge einer Nach-
ahmung Pariser Muster hinaus gekommen war: Styl. Blätter
fiir Mode und die angenehmen Dinge des Lebens.
Berlin, Erich Reiß Verlag, 1922. Diese von dem Ver-
band der deutschen Modenindustrie unterstützte Zeitschrift steht
erst in ihren Anfängen —- bisher erschienen fünf Hefte — und
manches in ihrer Ausstattung dürfte sicli noch wandeln, wetm sie
sich erst einmal den Boden, auf dem sie sich erheben soll, ge-
sichert liaben wird. Noch ist eine gewisse Zaghaftigkeit be-
sonders in dem Textteile zu spüren, der über die angenehmen Dinge
des Lebens dociert. Aber der Ausstattungszauber, den sie ent-
faltet, zeugt doch schon das Bestreben, Buchkunst zu sein, und
damit ist ihrer Entwicklung ein lohnendes Ziel gesetzt. Es ist
leicht, Bemiilmngen und Bestrebungen wie diese als „Luxuspub-
Iikation“ abzutun. Das hieße jedoch ihren Zweck verkennen,
die Bedeutung des „Luxus“ für das Wirtschaftsleben unterschätzen.
Die Modenindustrie ist eine sehr ernsthafte Sache, wenn man sie
vom Standpunkte der Produktion aus betrachtet, sie darf nicht,
wenn sie sich durchsetzen will, auf die Mittel verzichten, die ilire
werbende Kraft stärken. Da ist es gewiß ein erfreuliches Zeichen,
daß sie auch die Buchkunst diesen Mitteln zurechnet, daß die
künstlerische Verfeinerung der Modenzeitschrift versucht wird.
Der Sammler, der die Hefte des „Styl“ verwahrt, tut das gewiß
r.icht aus Snobismus: sie geben ihm Anregungen, beschäftigen
seine Phantasie, und das ist ihm noch sehr viel mehr wert, als
das Wissen um das, was gerade in der Eleganz wichtig ist.
G. A. E. B o g e n g.
Galepie Goyept / Köln
ppiesenplatz 15, Eeke Limbupgep Stpaße
Alte Aeistep:
Bol, Leonhapd Bpamep, Claeß Heda, Mommeps, Foupbus
Neue Aeistep:
Defpeggep, van Gogh, Fepd. Kellep, Liebepmann, Tpübnep
Feiningep, Heekel, Rohlfs
Flastiken :: Alte Aöbel
Ankauf Vepkauf
Öl^emälde?
Königin Viktoria von England,
(Guido Schmitt 1887) 137x86 Bildfläche-
Forderung; U/jMillion; Vermitllung: 20%
Levin b. Dargun, Mecklbg. Gg. Behrens
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UERSTEIGERURGSAHflT DOROTHEUIYI
WIEN 1, DOROTHEERGASSE 17 Telegr. - Adr.: Dorotheum Wien
335. KUNST-AUKTION
Ölgemälde Aquarelle, Zeichnungen, Mir.iaturen und Graphik alter und
moderner Meister, Antiquitäten, (Keramik, Gfas, Holzskulpturen, Uhren,
Mobiliar des 19. und 20. Jahrhunderts)
♦♦
Schaustellung: Vom 23.-26. November.
Versteigerung: Vom ?7.—29. November.
PAUL BOTTENWIESER
GEMÄLDE ALTER MEISTER
FRANKFURT a. M. BERLIN
Friedberger-Anlage 16 Bellevuestraße 5
Versteigenung LXXX
am 29. und 30. November 1922
Autographen-Sammlung
enthaltend die Autogiaphen aus dem Nachlaß der
Clarinettisten Heinrich und Karl Beermann, Miinchen,
des Philologen Geheimrat Bernh. Rud, Abeken, Osnabrück (f 1866)
sowie aus dem Archiv einer bedeutenden Musikalienhandlung
BERLIN W 35 XARL EHDST HENRICI =5
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