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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Januarheft
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Engelmann, Max: Werke der letzten Blüte klösterlicher Uhrmacherei
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0230

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Abb. 4. Zifferblatt der Uhr Abb. 2

deutsche Sammlung' erworben. Bei dieser Uhr befand
eine Handschrift3), deren Ausführungen offenbar des
Aurelius Werk betrafen, was sicli bald bestätigte. Diese
Schrift lüftete manchen Schleier und legte zugleich Be-
ziehungen bloß, die für die Geschichte der deutschen
Uhrmacherei nicht unbeachtlich sind.

dem Spotte ausgesetzt war, wie sein Biograph, der Weltpriester
Joseph Rendler, berichtet. Sein schüchternes Wesen und seine
Neigungen zu mechanischen Arbeiten ließen ihn ins Kloster gehen.
Am 22. III. 1754 legte Rutschmann die Profeß ab', trat ins Au-
gustinerkloster zu Maria Brum ein und nahm obi'gen Klosternamen
an. Um Gelegenheit zu besserer Ausbildung zu haben, trat er
1760 ins Wiener Hofkloster ein. Die Universitätsmathematiker
Joseph Walcher und Wilheltn Bauer unterrichteten ihn in der
liöheren Mathematik und der Mechanik. David a S. C. baute
ältere Uhrwerke um und fertigte dann selbst zwei astronomische
Uhren, deren erste 1769 in Wien vollendet wurde und heute im
Stifte Zwettel steht und eine zweite um 1790 (Abb. 7, 8). Über
erstere verfaßte der Anonymus U. L. M. eine „Beschreibung einer
astronomischen Uhr . . .“ etwa 1771, der Abb. 1 entnommen ist.
Wichtig und anerkannt sind seine Schriften: Neues Räderge-
bäude, zuerst 1791 erschienen, und: Praktische Anleitung ftir
Künstler, bisher noch nie gesehene ganz neue Räderwerke, mit
Leichtigkeit vom Himmel unabweichlich genau auszuführen, samt
Erweiterung der Theorie des neuen Rädergebäudes, Wien, Leipzig
1793. Letztere Schrift löst die Aufgabe: „Eine ununterbrochene
Bewegung durch ein Räderwerk vollkommen genau auszufüh-
ren, die gegebene Umlaufszeit mag was immer fiir eine Primzahl
sein.“ Damit wurde der Technik das Differenzialgetriebe ge-
schenkt. David a S. C. starb am 4. II. 1796. Der bekannte
Schädel-Gall formte ihn nach dem Leben und im Tode. Beide

Als ein bisher noch nicht bekanntes Glied weitent-
wickelter Laienuhrmacherei ist die hiermit zu Tage
tretende Wiener Schule des 18. Jahrhunderts gewisser-
iraßen eine Fortsetzung und letzte Blüte jener mittel-
alterlichen Klosteruhrmacherei, die von Gerbert von

Büsten im städtischen Museum in Baden bei Wien. Das Wiener
Augustinerkloster soll in seinen Deckerimalereien ein Bild Davids
a S. C. von Bergler getragen haben. Einen Bildnisstich führte C.
Putz 1810 aus. (Lit.: Himmel u. Erde XII, 5, Österr. Ung. Uhr-
macher Zeit. 1902 u. Deutsche Uhrmacher Zeitung 1902, 7).

2) Die Eingravierung lautet: „Eberhard Camer-
h u e b e r Can. (nonicus) Reg (ularis) in Reichersberg. Kammer-
huber * 4. XII. 1749 in Abensberg Niederbayern wurde auf die
Namen Joseph Franz getauft, Profeß 1772, Priester 1774, bssaß
hervorragende Kenntnisse in äer Mechanik, im Verfertigen von
Uhren, Elektrigerator in Reichersberg 1776—82, nahm, der jahr-
hunderte alten Gepflogenheit gemäß, dort als Neueintretender den
Vornamen eines des Wohltäter des Stiftes Eberhard (Salzburger
Bischöfe) an. K. ließ sich 1787 säkularisieren, d. h. er wurde Welt-
priester und starb als Schloßkaplan des Grafen Taufkirchen auf
Katzenberg am Inn i. J. 1795. (Nach K. Meindl: Catalögus omnium
Canonicorum Regularium Reichersberg .... Linz 1884 S. 163). —
Demnach ist die Anfertigung seiner Uhr in der Zeit v. 1776—82 an-
zunehmen.

3) „Griindliche Erklärung eines astronomischen und syste-
matischen Uhrwerkes, welches P. Aurelius A. S. Daniele
Augustiner Barfüsser in dem k. k. Hofkloster zu Wien, dermaliger
Lelirer der mathematischen Wisser.schaften erfunden und eigen-

händig verfertigt hat. Im Jahre 1740. Gedruckt mit von.

Schriften“. Da die ganze Schriftart der Mitte des 19. Jahrhunderts

Abb. 5. Zifferblatt der Uhr Abb. 3

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