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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Januarheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Alte und neue graphik / Neue Kunstbücher / Die Zukunft der Dresdner Kunststätten / Der Sammler J. Hage † / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0272

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Unter den vlämischen Bildcrn steht ein männliches Bildnis,
Kniestück, von Rubens an erstcr Stelle, das R. Oldenburg m. E.
zu Unrecht nicht in seine Neubearbeitung des Bandes der „Klas-
siker der Kunst“ aufgenommen hat. Es gehört in die Zeit von
etwa 1614/15. Daneben zwei treffliche Doppelporträts von C.
de Vos.

Klein aber gewählt die italienische Abteilung; eine Madonna
mit Heiligen von Cima, ein Jünglingsbildnis von G. Bellini, das ich
noch vor kurzem unter den als gesichert anzunehmenden Bild-
nissen des Meisters besprochen habe, eine Madonna mit Stifter von
Previtali (oder besser von Francesco Rizzo da Santa Croce), das
sehr eindrucksvolle Hüftbild eines Mannes, in welchem der Ken-
nerblick von Gustavo Frizzoni (der dem Sammler nahestand und
ihn trieb) die Hand Lottos erkannte, eine charakteristische heilige
Unterhaltung von Bonifazio, ein Liebespaar von Bordone und am
Ende dieser Venezianischen Reihe ein nicht leicht bestimmbares,
zwischen Tizian und Veronese stehendes Frauenporträt. Aus der
Lombardei endlich zwei der besten Bilder der Sammlung: die
Madonna von Luini, dem unter allen Werken ähnlichen Charakters
von diesem recht ungleichwertigen Malcr vielleicht die erste Stelle
zukommt, und das schon von Vasari erwähnte Gruppenbildnis der
Sofonisbe Anguisciola, in dem die geschickte Künstlerin ihren
Vater mit einem Sohn und einer Tochter vereint dargestellt hat.

Aus dieser kurzen Hervorhebung der wichtigsten Stücke wird
man leicht erkennen können, daß der Sammler, der sie geschaffen
hat, von Einseitigkeit frei auf Qualität vornehmlich sein Augen-
merk gerichtet hatte. Indem er seinen Besitz zu Lebzeiten weit-
herzig jedermann zugänglich machte und ihn als Vermächtnis seiner
Heimat hinterlassen hat, hat er sich selbst das schönste Denkmal
gesetzt. Wer den Vorzug gehabt hat, in der Vergangenheit mit
dem Besitzer selbst seine Schätze zu besichtigen und die gastliche
Aufnahme in dem behaglichen Hause zu genießen, wird sich dank-
bar seiner Persönlichkeit erinnern.

G r o n a u.

Kletne Kun{fcbt?ontk.

Anüquat? Oskat? Rautbe f.

In Berlin Friedenau ist der bekanute Antiquar Oskar
R a u t h e plötzlich gestorben. Allen Kunst- und Bücherfreunden,
die Gelegenheit hatten, ihn als ungemein fleißigen und ernsten
Mann seines Faches kennenzulernen, werden ihm nachtrauern.
Rauthe war persönlich von gewinnender Bescheidenheit und dabei
stets bestrebt, allen wissenschaftlich Arbeitenden bereitwilligst
entgegenzukommen. Er hat durch intensiven Eifer sein Antiqua-
riat, in dem jetzt auch schon seine Tochter und sein Sohn tätig
sind, in kurzer Zeit hochgebracht, und es war für jeden, der sich
mit der Kunst des Buches, mit der Graphik oder den Autographen
beschäftigt, stets eine Freude zu beobachten, mit welcher Ehrlicli-
keit er für seinen Beruf eintrat und wie unerschrocken er oft die
Auswüchse des Marktes verurteilte. Die Kataloge, die Rauthe her-
ausgab, verraten den sachlichen Ernst, mit dcm er ans Werk ging.
Er fehlte bei keiner von den großen und kleinen Auktionen, in
denen es Bücher, Graphik und Autographen gab, und er hatte dcn
sicheren Blick für jene Dinge, die ihn in seinem Streben vorwärts-
bringen konnten. Wir alle, die wir Oskar Rauthe schätzen ge-
lcrnt haben, werden den Namen des so früh Verstorbenen immer
in Ehren halten. D.

Der Marinemaler Karl Saltzmann ist im Alter von
76 Jahren gestorben. Er war eine Zeit Iang Professor an der
Hochschule für die bildenden Künste in Berlin und erwarb sich
durch seine zahlreichen Seestücke viele Erfolge. Dem Künstler,
der lange Jahre dem ehemaligen Hof in Berlin nahestand, ist es,
wie man in Künstlerkreisen hörie, seit der Revolution schlecht
gegangen.

*

Die Städtische Kunstsammlung in Chemnitz er-
hielt als Geschenke die Plastik „Knieende“ von Haller, das 1919
gemalte Triptychon „Badende“ von Erich Heckel, 1920 in der
Freien Sezession ausgestellt, ein sehr frühes Bild von George
Mosson „Kaffeehaus“ 1889, als Leihgaben der Kunsthütte eine
Bronzestatuette von Kolbe und ein frühes Werk von Schmidt-
Rottluff „Norddeutsche Kinder“ 1906, der damit mit 6 Werken in
der Sammlung seiner Heimatstadt vertreten ist. Die Leitung er-
warb aus dem Kunsthandel eine Landschaft von Erich Heckel aus
seiner Dresdner Zeit, aus dem Jahre 1909.

*

Otto H. Nathan in München teilt mit, daß er seine
Ausstellungsräume nach der Ludwigstraße 6 verlegt habe. Seine
Firma heißt von jetzt ab Ludwigs Galerie Otto H. Nathan.

*

Die Sächsische Landesstelle für Kunstge-
werbe hat auf ihrer kürzlich in Dresden abgehaltenen Jahres-
versammlung den bemerkenswerten Beschluß gefaßt, in Dresden
alljährlich im Mai oder Juni einen Sächsischen Kunstge-
w e r b e t ag abzuhalten. Im kommenden Frühjahr soll der erste
Kunstgewerbetag stattfinden. Der Zweck dieser Veranstultung
soll sein, alle sächsischen kunstgewerblichen Verbände zusammen-
zubringen, um gemeinschaftlich die Tagesprobleme zu erörtern.
Die Verbände und Vereine sollen engere Fiihlung nehmen, gleich-
zeitig soll aber auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das
sächsische Kunstgewerbe gelenkt werden.

Die Kunstgewerbetage versprechen für die weitere Entwick-
Iung des sächsischen Kunstgewerbes von grundlegender Bedeu-
tung zu werden, vielleicht auch vorbildlich und anregend zu wir-
ken, anderwärts ähnliche Veranstaltungen einzurichten.

Hc

Bei dem Artikel „Werke der letzten Blüte klö-
sterlicher Uhrmacherei“ von M. Engelmann im
1. Januarheft sind leider versehentlich etliche Korrekturen unter-
blieben. Hier sollen nur die unverständlichsten Fehler und wichtig-
sten Auslassungen berichtigt werden. In Anmerkung 1 Seite 194
Zeile 5 muß es heißen: Maria Brunn. In Anmerkung 2 Zeile 6
ist einzuschalten: . . . Elektrisiermaschinen und anderen physikali-
schen Instrumenten, Kooperator ... In Anmerkung 6 Seite 196
Zeile 2: lies Klostcr Banz. S. 196 2. Spalte 17. Zeile von oben
ist hinter „später“ einzuschalten: auf das Holzschnitzergewerbe
Bayerns großen Einfluß . . . Ebenda Zeile 27/28 ist zu streichen:
„Unter einer . . . entnommen sein.“ Seite 197 Spalte 2 Zeile 13
von oben muß es heißen: „Gangregler“ nicht „Grenzregler“.

Wir bitten unsere Leser, bei ihren geschäft-
lichen Anfragen und ihren Ankäufen sich
auf den „Kunstwanderer" zu beziehen!

Redaktionsschluss für das 1. Februarheft 6. Februar. — Redaktionsschluss für das 2. Februarheft 20. Februar.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donatn, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.

Dr. FRITZ GOLDSCHMIDT, Dr. VICTOR WALLERSTEIN

ALTE NEUE GEMÄLDE SKULPTUREN BRONZEN

B E R L I N W 35 Schöneberger Ufer 36a (Privatstraße)

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