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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Juniheft
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Servaes, Franz: Neue Plastik: Kurt Kroner
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0511

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V.

i

t

(


fühl. Und das ist anzuerkennen. Erst in letzterer Zeit
beginnt er sich in dieser Hinsicht zu mildern. lch kann
mir nicht helfen: dies ist noch mehr anzuerkennen.
Eigensinn ist schön, aber künstlerische Vollendung ist
noch schöner.

So steht Kurt Kroner, obwoh! er dem Schwaben-

erringen. Aber Kroner ist ein Mann sowohl der künst-
lerischen wie der geistigen Willensanspannung.

Seine Arbeiten tragen deutlich dieses Merkmal. Es
lebt in ihnen etwas Ekstatisches. Eine von innen her
lodernde Flamme erfüllt sie ganz. Die Form, die
Schöne wird darüber vernachlässigt, mitunter fast zer-

Kurt Kroner,
„Wächter“

große

Stutue

Aus der
Frühjahrsaus-
stellung der
Akademie der
Kiinste
Berlin 1922

alter sich sachte nähert, noch immer als ein intensiv
Ringender vor uns. Als Einer, der zwar sehr seine
eigene Ausdrucksweise, aber noch nicht seine eigene
Vollendung gefunden hat. Also, wenn man will, als ein
Unfertiger. Ich übersetze dies: als ein noch Hoffnung
Weckender, als ein noch Zukunft Bergender. Nur
schärfste innere Anspannung, nur entschlossenster
künstlerischer Wille können hier die Schaffenskrone

trümmert. Sehr germanisch ist diese Nichtachtung des
Außeiiichen. Sehr germanisch dieses Streben nach
stärkster geistiger Ausdruckskraft. Doch haben bei-
spielsweise die gotischen Künstler Eines hinzuzufügen
gewußt: strenge Einordnung in ein architektonisches
Ganzes. Dies hat ihre Ausdruckskraft nicht gemindert;
aber ihre Formkraft erhöht. So wird auch Kroners Weg
sein müssen: er suche den Anschluß ans Architekto-

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