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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Juniheft
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Servaes, Franz: Neue Plastik: Kurt Kroner
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0512

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nische. Hin schwerer Weg, grade für den modernen
Bildhauer, der viel Empfindung hat. Doch hat Metzner
diesen Weg uns berefts gewiesen. Kroner suche ihn
in seiner Art weiterzuschreiten. Ist er auch in mancher
Hinsicht ein Gegensatz zu Metzner, so hat er doch schon
gezcigt, daß er von ihm zu lernen vermag.

So chaotisch Kroners Außenbehandlung, so synthe-
tisch ist sein kompositionellcr Aufbau. Dies ist ein sehr
gutes Vorzeichen für des Künstlers weitere Entwick-

trachtung mag man diese Figuren einander sehr ähnlich
finclen. Und cloch darf man sagen: es gibt kaum etwas
Verschiedeneres als diese untereinander.

Da ist zunüchst einmal ,,der Wächter“, Arme und
Beine sind völlig gleichgewichtig zu einander naeh
außen gestreckt. Das linke Bein läuft gradlinig in den
rechten Arm aus, das rechte in den linken. Dazwischen
die muskulösen Säulentrommel des Rumpfes, gckröut
von dem starken Knopf des Kopfes. Eine fast scherna-

Kurt Kroner
„Aufgang“
Statue

Aus der Sonderaus-
stellung bei
Paul Cassirer, 1920

lung. Man dai, .vclil behaupten: die Hauptsache ist
hiermit bereits geschehen. Jedenfalls hat Kroner einen
starken Sinn für geschlossene Struktur. In wenigen
Hauptlinien von unbezwinglichem Rhythmus legt er
Sinn und Idee seiner Kcmpositionen fest. An diesen
Hauptlinien ist bei Kroner nie zu rütteln. Sie stehen so
fest, daß sie mit dem Inhalt identisch werden. Kleinste
Verschiebungen ergeben hier schon völlig andere Sinn-
einsteilungen. So hat Kroner zu wiederholten Malen
das Motiv des spreizbeinig und spreizarmig stehenden
nackten Mannes behandelt. Bei oberflächlicher Be-

tisch rhythmische Komposition. Aber ihre parailele
Strenge drüekt vortrefflich den Sinn aus: Unerschütter-
lichkeit des Standes und der Hut. Ehe nicht der ganze
Mensch zusammengehauen ist, Hißt dieser Wächter Nie-
rnanden durch'. Nur verhältnismäßig geringe Ände-
rungen und wir haben die Figur, die der Künstler „Auf-
gang“ oder „Aufstieg“ betitelt hat. Eine scheinbar un-
bedeutende Rumpf- und Armdrehung, ein Zurückbeugen
des Kopfes, mit dem Blick nacli oben: und wir haben
den Ausdruck des ekstatischen Emporstrebens vor uns.
Ist der Wächter ganz nach außen gerichtet, so ist dieser

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