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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1./2. Augustheft
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Donath, Adolph: Kunstwanderungen in Baden: Besuch bei Hans Thoma in Karlsruhe. - Rund um Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0579

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riode, da er nazarenisch wurde, stach er von dem
Nazarener-Kreise durch seine glühendere Koloristik ab.

Franz Schmitt, der Bruder, hat Friichte delikat und
plastisch gemalt. Ebenso Guido, der Sohn von Georg
Philipp. In seinen Mädchenbildnissen ist Guido so etwas
wie eine Vorahnung von Thoma in seinen Männer- und
Frauen-Porträts ein eindringlich und geistreich gestal-
tender Maler, in seinen Landschaften der Romantiker
des köstlichen Neckartals, gleichwie sein Vater. Natha-
nael aber wirkt etwas nüchtern-akademisch.

Die besten Stücke der Schmitt-Ausstellung
stammen aus Fleidelberger Privatbesitz (Cecilie
Beck, Fräulein Dr. Homburger, Geheimrat Dr. Victor

moderne Frankfurt. Und hervorragend ist auch Mün-
chen repräsentiert: Eduard S c h 1 e i c h d. Ä. mit einer
koloristisch bezaubernden Landschaft bei Dachau
(siehe Abb.), dann D e f r e g g e r , D i e z , E b e r t,
die Kaulbachs, Philipp R ö t h und die Meister
des Tierstücks Friedrich V o 11 z und Anton B r a i t h.
Es geht natürlich nicht an, hier alle Namen zu nennen.
Das aber möchte ich doch besonders erwähnen, daß
unter den Kostbarkeiten der Nollschen Sammlung ein
kleiner früher Mädchenkopf von L e i b 1 auffällt, ein
kleiner Wilhelm B u s c h und eine Landschaft von
C o n s t a b 1 e (siehe Abb.), welche die typische Art
des englischen Meisters zeigt, die ganze Vehemenz

Goldschmidt, Direktor Leonhard, Professor R. Sillib,
Ferdinand Ueberle, Direktor Weißgerber).

Da ich aber gerade von dem privaten Heidelberger
Kunstbesitz spreche, möchte ich heute nur auf eine an-
regende und qualitätenreiche Galerie aufmerksain
machen, deren Besitzer mit sicherem Gefühl nicht bloß
badische Kunst zusammentrug, sondern auch eine Reihe
anderer wertvoller Gemälde. Ich meine die Galerie des
Fabrikanten Heinrich N o 11. Er sammelt schon viele
Jahre und es ist nicht uninteressant zu beobachten, in
welcher Richtung sich seine Liebhaberei bewegt. Eins
seiner Glanzstücke ist ein T h o m a von 1877: Chri-
stus predigt am See. Dieses von Thode publizierte Ge-
mälde fasziniert durch seine koloristische Beseeltheit.
Und an dieses eine Hauptwerk des Badischen Groß-
meisters reihen sich Qualitäten von J. W. Schirmer,
Edmund K a n o 1 d t, Karl Rottmann, der aus der
Heidelberger Gegend stammt, u. a. badische Künstler.
Anton B u r g e r vertritt den Cronberger Kreis, Fritz
B ö h 1 e mit seinem mächtigen „Betenden Ritter“ das

seines glutvollen Farbenrhytmus. Neben diesem Mei-
sterbild interessiert uns bei Noll noch ein Hans C a n o n,
wie man ihn nicht häufig zu sehen bekommt. Es ist
nämlich ein Seestück, eine Stimmung aus Vließingen.

In der Umgebung von Heidelberg, in B r u c h s a 1
sah ich schließlich noch eine Privatsammlung von
a 11 e n Meistern. Sie wäre des Studiums wert, denn
ihr Besitzer, Simon Kaufmann beschäftigt sich sehr
intensiv mit seinen Lieblingen. Er macht den Eindruck
eines Mannes, der den Ehrgeiz hat, das Bild an sicli
künstlerisch und gefüblsmäßig auszuschöpfen. Unter
den Bildern, die ich sehen konnte, sind manche Italiener
und Holländer, die den Spezialforscher interessieren
könnten. Manche von den Holländern gehören dem
Rembrandt-Kreise an und wenn auch nicht alles, was
der Sammler Rembrandt selbst zuschreibt, von Rem-
brandt sein muß, so erscheint mir doch manches Bild der
Sammlung weiterer Forschung würdig. Es ist übrigens
ein Vergnügen, mit dem Sammler Kaufmann in Kampf
zu geraten. Unsereins sieht nicht immer Signaturen, wo
der verbissene Sammler sie gefunden zu haben glaubt.

John Constable
Landschaft

Sammlung
Heinrich Noll,
Heidelberg

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