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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 1
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Johann, Horst-Theodor: Latein unerwünscht?: Ergebnisse einer Schülerbefragung
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0016

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Latein unerwünscht? - Ergebnisse einer Schülerbefragung
Die vorliegende Untersuchung ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Er-
gebnisse einer Schülerbefragung, die im Jahre 1971 an insgesamt 7 Schulen (41 Klassen)
der Städte Münster/Westf., Dorsten, Lüdinghausen und Birkenfeld (Rhld.-Pf.) durch-
geführt wurde. Anhand eines 150 Vorgaben umfassenden Fragebogens wurden 745
Schüler und Schülerinnen im Alter von 15 bis 20 Jahren über ihre soziale Herkunft,
ihren Ausbildungsweg, ihre schulischen Leistungen und ihre allgemeine Einstellung zum
Fach Latein auf der höheren Schule befragt. In einem Anhang zum Katalog der vor-
formulierten Antworten wurden die Schüler gebeten, ihre Entscheidung in der Frage,
welche Stellung das Fach Latein ihrer Meinung nach auf der höheren Schule einnehmen
sollte, mit eigenen Worten näher zu erläutern. Von dieser Artikulationsmöglichkeit haben
viele Schüler (87 Prozent) Gebrauch gemacht. Die Durchführung der Umfrage erfolgte
in einer die Anonymität der Schüler sicherstellenden Weise. Die Fragebögen wurden teils
von Studenten1, teils nach deren oder des Referenten Anweisung von Klassensprechern
während des Unterrichts verteilt und unmittelbar nach Ablauf der Befragung an diese
wieder ausgehändigt2.
Da verschiedene Leiter der nach statistischen Gesichtspunkten ausgewählten Schulen
die Erlaubnis zur Umfrage verweigerten, konnte die „Theorie der Stichprobe“ leider
nicht in allen Punkten eingehalten werden. So sind beispielsweise die Besucher humani-
stischer Gymnasien etwas über-, die Mädchen unterrepräsentiert. Bemerkenswert ist je-
doch, daß die von den Schülern gemachten Angaben über ihre Schulleistungen in einem
erstaunlich hohen Maße mit den durchschnittlichen Zensuren übereinstimmen, die E.
Schütz3 bei der Auswertung von 3160 bundesrepublikanischen Abiturzeugnissen ermit-
telt hat. Die Schwankungen bewegen sich im Schnitt um 3 Prozent4. - Hier die stati-
stischen Grunddaten (in Prozenten):
a) Klassenstufe: Obersekunda (11. Klasse) 47, Unterprima (12. Klasse) 39, Oberprima
(13. Klasse) 14.
b) Schulzweig: neusprachl. 44, altsprachl. 24, mathem.-naturw. 21, anderer 11.
c) Unterrichtsform: Pflichtfach 64, Wahlpflichtfach 11, Wahlfach 2, Latein abge-
wählt5: 23.
d) Alter: 15-Jährige 2, 16-J. 31, 17-J. 35, 18-J. 24, 19-J. 8, 20-J. 0,5.
e) Geschlecht: Jungen 70, Mädchen 30.

1 Unter ihnen habe ich besonders den Herren Hans Peter Schönbeck und Günter Pietig
für ihren eifrigen Einsatz bei der Planung und Durchführung der Umfrage zu danken.
Ferner schulde ich ihnen und meiner Frau Dank für die Übertragung des Datenmate-
rials auf Lochkarten, der Universität Münster für die Benutzung der Rechenanlage,
Herrn Dipl.-Mathematiker S. Zörkendörfer für einen freundlichen Hinweis zur Ge-
staltung der Computerprogramme.
2 Zwei Klassen (mit zusammen 43 Schülern) füllten die Fragebögen außerhalb des
Unterrichts aus und lieferten sie am darauffolgenden Tag an ihre Klassensprecher ab.
3 Studien und Schulleistungen. Analyse eines Kontingents von 3160 Medizinstudierenden
mit besonderer Berücksichtigung der Abitur- und Physikumzensuren, in: Deutsches
Ärzteblatt - Ärztliche Mitteilungen 65, Heft 9, 1968, 510-516.
4 In den Hauptfächern ist die Abweichung in Latein (3,59, E. Schütz: 3,59), Deutsch
(3,43 bzw. 3,43), Griechisch (3,54 bzw. 3,55) und Englisch (3,51 bzw. 3,56) am ge-
ringsten, in Mathematik (3,39 bzw. 3,60) und Französisch (3,44 bzw. 3,55) am größ-
ten. Es ist freilich zu beachten, daß es sich hier um Oberstufen-, bei Schütz um
Abiturzensuren handelt.
5 Die Antworten dieser Schüler wurden in die Untersuchung miteinbezogen.

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