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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Fröbisch, G.: [Rezension von: Otto Wittstock, Die Algorithmierung der Übersetzung syntaktischer Erscheinungen]
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Kaiser, W.: [Rezension von: Heidelberger Texte - Didaktische Reihe, Heft 1-3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0047

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beigegeben. In mehreren Fällen - z. B. beim Relativpronomen, Acl, abl.abs., -nd-For-
men - besteht die Übersetzungsregel nur aus einem Verweis auf die Übersetzungs-
anweisung. Übersetzungsanweisungen sind im allgemeinen nach dichotomischem Prinzip
aufgebaut. Bei den -nd-Formen sieht das am Anfang z. B. folgendermaßen aus:
1! Wenn man auf eine -nd-Form stößt, einhalten.
2? Steht eine Form von „esse“ dabei? —: 17; + :
3! Prüfen, ob ein Dativ der Person dabeisteht.
17? Prüfen, ob dabei ein Substantiv steht, an das sich die -nd-Form maximal (in
Fall, Zahl und Geschlecht) angleicht (maximale Kongruenz). —: 19; + :
18! Aufschreiben: „regierendes Substantiv vorhanden“; weiter nach 21
19? Hat die-nd-Form ein Akkusativobjekt bei sich? 33; +:
. . . (insgesamt 55 Schritte)
Auf diese Weise entstand schließlich ein 65seitiges „Regelwerk“, mit dessen Hilfe sich
das Gros der vorkommenden Lateinischen Sätze in brauchbares Deutsch überführen
läßt. Als unabdingbare Voraussetzung für die Benutzung seines Regelwerkes nennt W.
„die vollständige Kenntnis der erforderlichen Morphologie, die vernünftige Benützung
eines tauglichen Wörterbuches sowie die Beherrschung des Deutschen in einem Schülern
der 11. Klasse zumutbarem Maße“, (54). Morphologie und Übung im Gebrauch des
Wörterbuches sollen nach W.s Vorstellung die Hauptthemen eines besonderen Vorbe-
reitungskurses sein. Aus dem Regelwerk möchte W. ein „Übersetzungsbüchlein“ machen,
das Schülern und Studenten als. Nachschlagewerk dienen soll.
Auf den letzten Teil der Dissertation, der sich mit den „Möglichkeiten zur Arbeit
nach den Regeln unter Zugrundelegung des ,Einführungslehrgangs'“ befaßt, wird hier
nicht eingegangen. Als Beispiel dafür, wie sich W. die praktische Arbeit vorstellt, soll
das Muster eines 8zeiligen Übersetzungsbogens wiedergegeben werden (159), den W.
entwickelt hat, um die Kontinuität von Vorbereitungskurs und Grundlehrgang zu be-
tonen.
Der Versuch, zu einem Urteil über diese Dissertation zu kommen, bereitet Schwie-
rigkeiten. Faszinierend ist der Grundgedanke, den oft intuitiven, ja manchmal sogar
irrationalen Übersetzungsvorgang mit Hilfe einer bestimmten Anzahl von Regeln
durchschaubar und für jeden, der präzise geistige Arbeit zu leisten willig ist, nach-
vollziehbar zu machen. Fraglich erscheint hingegen, daß W. seine Übersetzungsregeln
ausschließlich aus Abweichungen im Sprachgebrauch des Deutschen und Lateinischen
gewonnen hat. Verstehen Schüler eigentlich alles das, was nicht abweicht, von vorn-
herein? Zum anderen: Ist der Weg zum brauchbaren Deutsch, den die Regeln weisen,
immer der kürzeste Weg zum Verständnis eines lateinischen Textes? Und drittens:
Besteht nicht die Gefahr, daß das umfangreiche Regelwerk leicht zum Selbstzweck
wird?
Ob diese Einwände berechtigt sind oder nicht, ließe sich nur am praktischen Ver-
such erweisen. Deshalb ist dringend zu wünschen, daß das „Übersetzungsbüchlein“ bald
gedruckt wird. Vielleicht könnte dann jener großen Zahl von Lateinschülern geholfen
werden, die zwar ein ordentliches grammatisches Wissen (zu) haben (scheinen), aber
bei jeder Übersetzung versagen! G. Fröbisch

Heidelberger Texte - Didaktische Reihe. Herausgeber: S. Hess, E. Römisch, H. Vester.
F. H. Kerle Verlag. Heidelberg. 1970. Heft 1-3.
Diese Reihe will, wie es der Begleittext besagt, „wissenschaftliche Erkenntnisse und
unterrichtliche Erfahrungen vermitteln, ein Bild von erprobten Unterrichtsformen
geben, aber auch das Experiment zur Diskussion stellen“. Wenn man die drei bereits

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