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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Herrmann, Franz Xaver: [Rezension von: Reinhold Zippelius, Geschichte der Staatsideen]
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Schwarz, Wolfgang F.: [Rezension von: Werner Foerster (Hrsg.), Die Gnosis, Zweiter Band]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0112

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land in Ansätzen entwickelt, mitunter auch schon zu einsamer Höhe geführt wurden,
aus den Gegebenheiten demokratischer Stadtstaaten. Sie waren klein genug, daß jeder
Vollbürger sich aufgefordert fühlen konnte, auch selber mitzureden, wenn es um die
beste Gestaltung des Rechts und des Staates ging. Deshalb liegt hier ein Hauptthema
der griechischen Philosophie. Das erste Kapitel über die Sophisten zeigt die innere
Beziehung zwischen dem Relativismus und Rechtspositivismus. Platon schlägt den sophi-
stischen Relativismus mit dessen eigener Argumentation: Wenn es zuträfe, daß jeder
das Maß seiner eigenen Einsicht ist, wie könnte dann Protagoras mit dem Anspruch
auftreten, uns etwas lehren zu wollen? Platons Überlegungen über Schwächen und Kreis-
lauf der bestehenden Staaten, den Idealstaat und den Gesetzesstaat sind im folgenden
Kapitel genügend ausführlich geschildert. Offensichtlich mit Sympathie für den realisti-
schen Blick des Aristoteles werden dann seine Soziallehre, Staatslehre und seine Unter-
scheidungen zum Begriff der Gerechtigkeit berichtet. Etwas summarisch, aus dem
Charakter eines gedrängten Überblicks erklärlich, sind Polybios und Cicero ins 4. Ka-
pitel „Epikureer und Stoiker“ eingearbeitet. Gute Cicerozitate dienen als Beispiele
für das stoische Naturrecht.
Im zweiten Hauptteil „Von Augustinus bis Calvin“ sind auch Thomas von Aquin,
Duns Scotus, Wilhelm von Occam, Marsilius von Padua, Dante, Luther, Zwingli be-
rücksichtigt, auch in den Abschnitten über die Neuzeit wird nur das Wichtigste in knap-
per Form geboten, Macchiavelli und Marx sind noch am ausführlichsten vertreten.
Gerade die knappe Form bietet aber für einen ersten Überblick und wenn der Lehrer
die großen Linien weiterverfolgen will, Vorteile. F. X. Herrmann

Die Gnosis. Zweiter Band, koptische und mandäische Quellen eingel., übers, und erl. v.
Martin Krause und Kurt Rudolph, mit Registern zu Band I und II versehen und hrsg.
v. Werner Foerster, Zürich und Stuttgart. Artemis Verlag. 1971. - DM 58,-.
Kannte man vordem die Gnosis vor allem aus den Berichten der Kirchenväter, so
eröffnete der koptische Handschriftenfund von Nag Hammadi (1946) mit 42 bis dahin
unbekannten Originalschriften unmittelbaren Einblick in die Arkanliteratur der Gno-
stiker. M. Krause bringt im ersten Teil des vorliegenden Bandes eine Auswahl aus die-
sen Dokumenten, die so angelegt ist, daß nichtchristlich-gnostische {Adamsapokalypse;
Eugnostosbrief, — die Texterweiterungen in der Sophia Jesu Christi, die für die Be-
stimmung ihrer Entwicklung wichtig sind, sind in die Anmerkungen aufgenommen) und
christlich-gnostische Texte einen eindrucksvollen Querschnitt durch den Fund und
repräsentativen Einblick in das Schrifttum vermitteln.
Die Ausgabe enthält neben einer allgemeinen Einleitung spezielle Einführungen zu
den Einzelschriften, reichhaltige, vor allem wegen der in ihnen enthaltenen Quer-
verweise ganz unentbehrliche Anmerkungen und eine nach Einzelschriften gegliederte
Literaturauswahl. Die Übersetzung hält sich eng an den Urtext, sichere Parallelen zum
Alten und Neuen Testament sind in Klammern in den Text eingefügt. Die Zählung
der Codexseiten des koptischen Textes ergänzt das wissenschaftliche Instrumentarium.
Aus der Feder von K. Rudolph stammt die Übersetzung und Erläuterung der man-
däischen Quellen, mit denen im zweiten Teil des vorliegenden Bandes die Reihe gnosti-
scher Textzeugnisse abgeschlossen wird.
Als weiteres Novum verdient die Erschließung der gesamten gnostischen Literatur
durch ein vollständiges Register gnostischer Begriffe, das W. Foerster diesem Band an-
gefügt hat, Erwähnung.
Alles zusammen ein nicht nur für den Gnosisforscher, sondern den religions- und
kulturgeschichtlich Interessierten außerordentlich wertvolles Opus auf exakter wissen-
schaftlicher Grundlage. Wolfgang Schwarz
 
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