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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 1
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Buchbesprechungen
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Keulen, Hermann: [Rezension von: Horst Braunert, Utopia. Antworten griechischen Denkens auf die Herausforderung durch soziale Verhältnisse]
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Keulen, Hermann: [Rezension von: Franz Josef Weber (Hrsg.),Platons Apologie des Sokrates]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0032

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Askra jede sozialkritische Absicht abspricht: Utopianism ancient and modern. The
Critical Spirit: Essays in honor of H. Marcuse, Boston/Mass. 1967), und zwar durch
Änderung des Menschen und seines Verhältnisses zur Gerechtigkeit (9). - Hippodamos
von Milet, dessen 10 000 Bürger-Staat durch eine schematische Dreiteilung (3 Berufs-
gruppen, 3 Landkategorien, 3 Gesetzesarten, 3 Funktionen der Staatsbeamten) gekenn-
zeichnet ist, erwartet sich Besserung durch Änderung der Institutionen (10), was auch
für Phaleas von Chalkedon gilt, dessen utopischer Entwurf sich auf die Vermögens-
gleichheit beschränkte (10/11). - Spätere Utopien, getragen von dem Streben nach Ver-
änderung, sind, nach Braunert nicht so sehr durch krasse Mißstände in Staat und Gesell-
schaft bedingt als vielmehr durch die Freisetzung des Individuums durch die Bewegung
der Sophisten (13). Theopomp, Hekataios, Euhemeros und Jambulos, sie alle erhofften
sich, anders als Hesiod, nur von den Institutionen, nur von einer bestimmten Ordnung
der Wirtschaft und Gesellschaft, das Heil der Zukunft; von einer Erziehung des Men-
schen ist keine Rede mehr (14). — Braunert gibt sodann eine Klassifizierung griechischer
Utopisten, wobei ihm die Bedeutung der Erziehung des Menschen als Maßstab für die
Beurteilung dient: Utopisten, die durch eine Umerziehung des Menschen Grundzüge
einer besseren Welt anstreben, eine zweite Gruppe, die eine Umgestaltung der Institu-
tionen verlangt, und ein dritter Ansatz, der nach dem Vorbild Platons Mensch und
Institutionen ändern will. - Die vielfältige Literatur, die der Verf. herangezogen hat,
läßt doch einige Lücken erkennen. Hier ein paar Nachträge: A. Doren, Wunschräume
und Wunschzeiten = Vortr. Bibi. Warburg 1924/25 (1927); R. Falke, Versuch einer
Bibliographie der Utopisten: Roman. Jb. 6, 1953/54, 92ff.; ders., Utopie - logische Kon-
struktion und chimere, ein Begriffswandel: Germ.-rom. Monatsschr. NF 6, 1956, 76 ff.;
W. Kamlah, Utopie, Eschatologie, Geschichtsteleologie (1969). Dr. Hermann Keulen

Platons Apologie des Sokrates. Mit einer Einführung, textkritischem Apparat und Kom-
mentar hrsg. von Franz Josef Weber. Uni-Taschenbuch 57. Paderborn (Schöningh-Ver-
lag) 1971, 150 S,; kart, DM 7,80,-.
1968 hat Verf. Platons Apologie als Schultext vorgelegt, ein Jahr darauf ein Er-
läuterungsheft (Schöningh). Das jetzt erschienene Uni-Taschenbuch ist eine Kontamina-
tion der zuvor getrennt herausgegebenen Bändchen. Der Band enthält eine Einführung,
Text mit knapp bemessenem app. crit., fortlaufenden Kommentar und ein kurzes Lite-
raturverzeichnis. Der griechische Text präsentiert sich in einem wohltuend klaren Druck-
bild. Der Kommentar ist so angeordnet, daß er sublinear beginnt und dann auf der
folgenden Seite weitergeführt wird, eine Lösung, die unnötiges Blättern erspart. Zudem
sind der optischen Übersichtlichkeit wegen die griechischen Wörter und Verbindungen
in Fettsatz gedruckt. Der Kommentar bietet Wortangaben. Konstruktionshilfen, Sach-
erklärungen, Kurzinterpretationen, Parallelstellen sowie ergänzende Literaturangaben.
Dabei ist alles, was geboten wird, inhaltlich ganz vorzüglich. Die Bedenken können sich
lediglich darauf beziehen, in welcher Form die Substanz geboten wird. Da es äußerst
schwierig ist, Bücher für Schule und Universität zu schreiben, sollen die folgenden Be-
denken nicht mehr als Anregungen sein. - Geht man davon aus, daß die Reihe der UTB
Studenten ansprechen will, fragt man sich, ob Verf. dieser Zielsetzung in allen Fällen
gerecht geworden ist. Hier zeigen sich einige Schwächen, die sich aus der unveränderten
Übernahme des für den Schulunterricht konzipierten Kommentarbandes in das vorliegen-
de Taschenbuch ergeben. Angesichts der erwähnten Zielsetzungen hätte Verf. sicher auf
einen Großteil der Vokabelhilfen, wenn nicht auf alle, verzichten können; das Verbum
ekeyxeiv wird allein dreimal angegeben (21, 31, 48). Desgleichen hätte man ohne Ver-
lust auf die zahlreichen lateinischen Äquivalente (125: xcd Taüxaye = lat. idque, et
quidem), die Stammformen (122), das Satzbauschema (85) sowie auf die Angabe des

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