zu geraten droht, ist eine Folge der starren Fächergrenzen, die sich für das Grie-
chische im Sinne eines Alles-oder-nichts-Prinzips auswirken. Es ist nicht einzu-
sehen, warum jemand, der sich nicht professionell mit den Griechen beschäftigen
will, vom System her dazu angehalten wird, überhaupt nichts von ihnen zu
wissen. Reformen im Bereich der geisteswissenschaftlichen Fächer liegen daher
im Interesse des Griechischen, wenn sie sich nicht in äußeren Organisationsfragen
erschöpfen, sondern auf einer neudurchdachten, umfassenden Konzeption der
wissenschaftlichen Gegenstände, der ,Inhalte des Lehrens und Lernens1, beruhen.
Anmerkung
Die Literatur zu den angesprochenen bildungstheoretischen und -politischen Fragen
ist unübersehbar und konnte im Rahmen dieses thesenartigen Versuchs nur pauschal
und auf die Grundpositionen reduziert berücksichtigt werden. Die Hinweise auf neuere
Autoren beziehen sich auf:
H. v. Hentig: Systemzwang und Selbstbestimmung, 3. Aufl. Stuttgart 1970.
A. Mitscherlich: Auf dem Wege zur vaterlosen Gesellschaft, München 1970.
H. Schmitz: System der Philosophie, Band III 2, Bonn 1969.
Th. Wilhelm: Theorie der Schule, 2. Aufl. Stuttgart 1969.
R. Wittram: Zukunft in der Geschichte, Göttingen 1966.
Anschrift des Verfassers: Dozent Dr. Gustav Adolf Seeck. 2300 Kiel, Robert-Koch-Str. 3
Warum Latein und Griechisch auf der Kollegstufe?
Das im folgenden abgedruckte Werbeblatt ist von Otto Schönberger verfaßt; es
wendet sich an die Schüler der 11. Klasse, die aufgerufen sind, sich für bestimmte
Grund- bzw. Leistungskurse der neugestalteten gymnasialen Oberstufe („Kollegstufe“)
zu entscheiden. Auch wenn es sich stellenweise auf bayerische Verhältnisse bezieht,
könnte es anregend wirken und in anderen Bundesländern entsprechend angewendet
werden (Red.).
1. Welche mehr äußerlichen Gründe sprechen für die Wahl von L und Gr auf
der Kollegstufe?
Man hat Latein sieben Jahre lang gelernt und besitzt einigermaßen sichere
Kenntnisse; allzuviel Neues im Sinne eines eigentlichen Lernstoffes kommt nun
nicht mehr hinzu; der Wortschatz ist bekannt, und die Sprachlehre wird nur
noch vertieft.
Auch im Griechischen hat man einen Kurs abgeschlossen; der im Abitur ver-
langte Wortschatz ist (fast) vollständig gelernt, die Sprache wird einigermaßen
beherrscht.
In beiden Fällen hat man also die Möglichkeit, gute Ergebnisse zu erzielen.
Im Griechischen kommt noch dazu, daß nun die eigentliche, fruchtbare Aus-
wertung der erworbenen Kenntnisse in der Lektüre philosophischer Texte bevor-
steht; es ist immer mißlich, einen derart angefangenen Kurs abzubrechen.
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chische im Sinne eines Alles-oder-nichts-Prinzips auswirken. Es ist nicht einzu-
sehen, warum jemand, der sich nicht professionell mit den Griechen beschäftigen
will, vom System her dazu angehalten wird, überhaupt nichts von ihnen zu
wissen. Reformen im Bereich der geisteswissenschaftlichen Fächer liegen daher
im Interesse des Griechischen, wenn sie sich nicht in äußeren Organisationsfragen
erschöpfen, sondern auf einer neudurchdachten, umfassenden Konzeption der
wissenschaftlichen Gegenstände, der ,Inhalte des Lehrens und Lernens1, beruhen.
Anmerkung
Die Literatur zu den angesprochenen bildungstheoretischen und -politischen Fragen
ist unübersehbar und konnte im Rahmen dieses thesenartigen Versuchs nur pauschal
und auf die Grundpositionen reduziert berücksichtigt werden. Die Hinweise auf neuere
Autoren beziehen sich auf:
H. v. Hentig: Systemzwang und Selbstbestimmung, 3. Aufl. Stuttgart 1970.
A. Mitscherlich: Auf dem Wege zur vaterlosen Gesellschaft, München 1970.
H. Schmitz: System der Philosophie, Band III 2, Bonn 1969.
Th. Wilhelm: Theorie der Schule, 2. Aufl. Stuttgart 1969.
R. Wittram: Zukunft in der Geschichte, Göttingen 1966.
Anschrift des Verfassers: Dozent Dr. Gustav Adolf Seeck. 2300 Kiel, Robert-Koch-Str. 3
Warum Latein und Griechisch auf der Kollegstufe?
Das im folgenden abgedruckte Werbeblatt ist von Otto Schönberger verfaßt; es
wendet sich an die Schüler der 11. Klasse, die aufgerufen sind, sich für bestimmte
Grund- bzw. Leistungskurse der neugestalteten gymnasialen Oberstufe („Kollegstufe“)
zu entscheiden. Auch wenn es sich stellenweise auf bayerische Verhältnisse bezieht,
könnte es anregend wirken und in anderen Bundesländern entsprechend angewendet
werden (Red.).
1. Welche mehr äußerlichen Gründe sprechen für die Wahl von L und Gr auf
der Kollegstufe?
Man hat Latein sieben Jahre lang gelernt und besitzt einigermaßen sichere
Kenntnisse; allzuviel Neues im Sinne eines eigentlichen Lernstoffes kommt nun
nicht mehr hinzu; der Wortschatz ist bekannt, und die Sprachlehre wird nur
noch vertieft.
Auch im Griechischen hat man einen Kurs abgeschlossen; der im Abitur ver-
langte Wortschatz ist (fast) vollständig gelernt, die Sprache wird einigermaßen
beherrscht.
In beiden Fällen hat man also die Möglichkeit, gute Ergebnisse zu erzielen.
Im Griechischen kommt noch dazu, daß nun die eigentliche, fruchtbare Aus-
wertung der erworbenen Kenntnisse in der Lektüre philosophischer Texte bevor-
steht; es ist immer mißlich, einen derart angefangenen Kurs abzubrechen.
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