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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Radecker, R.: [Rezension von: M. Tullius Cicero, Brutus, Lateinisch-deutsch, ed. Bernhard Kytzler]
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Herrmann, Franz Xaver: [Rezension von: Gregor Maurach, Der Bau von Senecas epistulae morales]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0059

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M. Tullius Cicero: Brutus. Lateinisch-deutsch, ed. Bernhard Kytzler. 368 S. Tusculum-
Bücherei, Ernst Heimeran München. DM 24,-.
Der Text der Ausgabe - ist neu erarbeitet. Der kritische Apparat enthält sämtliche
Varianten der Handschriften und ausgewählte Konjekturen. Er ist am Ende jeder Seite
plaziert und daher leicht zu benutzen. Desgleichen die Übersetzung: Sie ist druck-
technisch so geschickt auf den lateinischen Text abgestimmt, daß fast stets die deutsche
Version genau neben dem Original steht. Für den, der primär den Urtext liest, ist die
schmucklose wörtliche Wiedergabe, um die Kytzler sich im allgemeinen bemüht, eine
wertvolle Hilfe. Für die Präzision, Klarheit und Lesbarkeit der Übersetzung wird
der Benutzer besonders an den Stellen dankbar sein, an denen Cicero sich der diffe-
renzierten Fachsprache der antiken Rhetorik bedient. Demgegenüber fällt es kaum ins
Gewicht, wenn sich gelegentlich verstaubte Wendungen einschleichen: „das Buch . . .,
das mir zum Heil geworden ist" (librum mihi saluti fuisse, 14) oder wenn das Deutsch
unnötig schwülstig gerät, besonders durch präpositionale Ausdrücke wie „mit klugem
Zuspruch ermahnt und mit freundschaftlichem Trost aufgerichtet" (monere te prudenter
et consolari amicissume, 11).
Dem Text mit Übersetzung folgen die Testimonia und eine übersichtlich gegliederte
Einführung. Sie bietet außer den philologischen, biographischen und historischen Ein-
zelheiten auch eine nützliche Zusammenfassung der zum Verständnis des Werkes un-
entbehrlichen antiken Literaturkunde (Gliederung des rhetorischen Systems, Stil-
richtungen, Methoden der literarischen Kritik). Bibliographie, Eigennamenverzeichnis
und Stammtafeln runden die Ausgabe ab. Man darf hoffen, daß die gelungene Edition
dazu beiträgt, daß die antike Beredsamkeit weniger aus Handbüchern als aus Quellen
studiert wird. R. Radecker

Gregor Maurach: Der Bau von Senecas epistulae morales. Bibliothek der Klassischen
Altertumswissenschaften. Winter-Verlag. Heidelberg. 1970. 213 S. Brosch. DM 42,-;
Leinen DM 48,-.
In einer Habilitationsschrift, die mit Rücksicht auf inzwischen erschienene Literatur
für die Veröffentlichung teilweise umgearbeitet wurde, analysiert Maurach Senecas
epistulae morales 60-62, 1-11, 12-15, 16-32, 63-80. Für den Aufbau des Einzel-
briefes zeigt er, daß mehrere Haupt- und Nebengedanken in einem Brief vorhanden
sind, daß somit Überschriften, die Übersetzer oder Herausgeber aus nur einem» der
Themen nehmen, meist nicht befriedigen können. In den Briefen sind deutliche Glie-
derungsmarkierungen gegeben; denn verschiedene Schlußformen lassen das Ende eines
Gedankengangs erkennen: Sentenz, Korrekturschluß, paradoxe Formel, durch beson-
dere rhetorische Mittel wie Anapher, Klimax, Trikolon oder eine auffallende Meta-
pher hervorgehobene Sätze. Leider sind bei unseren Paragrapheneinteilungen diese
Markierungen zu wenig beachtet.
Das wichtigste Ergebnis von Maurachs Untersuchungen dürfte die Erkenntnis sein,
daß ein Brief aus sich allein heraus nicht genügend erklärt werden kann. Denn das
ganze Briefcorpus erweist sich als sinnvoll komponierter Aufbau mit Hauptteilen,
denen Briefgruppen entsprechen, und Unterkapiteln, die aus den einzelnen Briefen
bestehen. Zwischen den Briefgruppen sind themafremde Trennbriefe eingeschoben,
z. B. 11, 15, 33, 63, 84. Der erste Brief ist auf die Erweckung einer freundlichen Atmo-
sphäre bedacht, in der dann Belehrung und Mahnung günstig aufgenommen werden
kann; später wächst die Strenge der Forderungen. Von der Philosophie wird in der
Gruppe der ersten zehn Briefe nur in vorsichtiger Zurückhaltung gesprochen, die Ver-
tiefung des Philosophiebegriffes bringen die Briefe 16, 45, 66, 89 ff.; viele Themen

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