Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Bayer, Karl: [Rezension von: Anton Fingerle, Lateinische Stilübungen]
DOI Artikel:
Schwarz, Wolfgang F.: [Rezension von: L. Annaeus Seneca, Philosophische Schriften, Lateinisch und Deutsch, 2. Band, Dialoge VII-XII, lateinischer Text von A. Bourgery und R. Waltz, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0027

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Buchbesprechungen

Anton Fingerle: Lateinische Stilübungen. München 1965. M. Hueber Verlag. 123 S.
Seit der Wiedereröffnung der Münchner Universität im Wintersemester 1945/46 ste-
hen Fingerles Lateinische Stilübungen im Vorlesungsverzeichnis. Den vielfältigen Ver-
pflichtungen der Politik und der Verwaltung wußte der Stadtschulrat immer wieder die
zwei Stunden abzuringen, in denen er seine Lateiner um sich scharte.
Eine Auswahl aus den Übungen liegt nun, deutsch und lateinisch, gedruckt vor. Sieb-
zig Kapitel reihen sich aneinander, historisch angeordnet von der griechischen Kolonisa-
tion bis zum Heiligen Benedikt, umrahmt von grundsätzlichen Betrachtungen wie
,Philologia perennis1 oder ,Die Universität, ein Königreich des Geistes'. Als Vorlage
dienten deutsche Originaltexte oder Übersetzungen moderner Autoren ins Deutsche.
Die vorgelegten Übersetzungen sind von großer Eleganz. Hiervon wenigstens eine
kurze Probe: „Cicero war unter dem Druck eines doppelten Unglücks, der Vernichtung
seines politischen Ideals und seines Familienglücks, zur Lieblingsbeschäftigung seiner
Jugend, zur Philosophie zurückgekehrt . . .“ (Th. Zielinski): Cicero duabus Ulis calami-
tatibus oppressus, cum eam rei publicae formam, quam existimaverat optimam, eversam,
privatam fortunam perditam vidisset, ad sapientiae Studium, quo iam adulescens maxime
delectatus erat, revertit.
Man mag lateinische Stilübungen heute problematisch finden. In Zeiten, in denen
das Gymnasium dem angehenden Altphilologen aus mancherlei Gründen die Sicherheit
der Sprachbeherrschung nicht mehr mit auf den Weg gibt, sind sie wichtig, aber leider
auch unbequem . . . Mit Fingerles Buch könnte man sich trainieren. Wäre noch ein Wort-
index beigegeben, so hätte man’s noch leichter. Dies vielleicht ein Wunsch für eine Neu-
auflage. K. Bayer, München

L. Annaeus Seneca: Philosophische Schriften. Lateinisch und deutsch. Zweiter Band, Dia-
loge VII-XII. Lateinischer Text von A. Bourgery und R. Waltz. Übersetzt, eingeleitet
und mit Anmerkungen versehen hrsg. von Manfred Rosenbach, Darmstadt. Wissen-
schaftliche Buchgesellschaft. 1971.
Die in insgesamt fünf Bänden geplante Seneca-Studienausgabe'basiert auf dem un-
veränderten Abdruck der jeweils letzten Auflagen des lateinischen Textes von Senecas
philosophischen Schriften in der Sammlung Bude. Im zur Besprechung vorgelegten zwei-
ten Band sind die zuverlässigen und vielfach bewährten Ausgaben von A. Bourgery
(De vita beata und De brevitate vitae, 51962) und R. Waltz (De tranquillitate animi
und De otio, °1965; ferner Ad Polybium de consolatione und Ad Helviam matrem de
consolatione, 41961), die einen brauchbaren Lesetext bieten, vereinigt. Die Buchfolge der
Dialoge ist gegenüber der französischen Ausgabe wiederhergestellt, die Zählung der
Bücher jedoch trotz der damit gerade auch für den Nichtphilologen verbundenen Er-
leichterung des Zitierens und der Auffindung von Zitaten nicht ausdrücklich durchge-
führt. Die französischen Präfationen der Originalausgabe, die bei aller Dürftigkeit doch
zum Text selbst hinführen, sind ersatzlos gestrichen; an die Stelle der französischen
Übersetzung ist die deutsche von Manfred Rosenbach getreten. Aus allem dem schließt
man, daß die hier neu entstehende Studienausgabe nicht in erster Linie für klassische
Philologen bestimmt ist, sondern sich an breitere Kreise von Interessierten wendet, denen
Latein und Französisch selbst keinen unmittelbaren Zugang zum philosophischen Ge-
samtwerk Senecas ermöglichen. Da der Eindruck von Senecas geistiger Persönlichkeit
dabei wesentlich durch das Medium der deutschen Sprache vermittelt, ja geprägt wird,
knüpft man mit Recht hohe Erwartungen an die Qualität der Übersetzung; die aber

25
 
Annotationen