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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 1
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Buchbesprechungen
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Schwarz, Wolfgang F.: [Rezension von: Marcus Tullius Cicero, Sämtliche Reden, Band 3]
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Schwarz, Wolfgang F.: [Rezension von: Catull, Auswahl aus den Carmina, zusammengestellt und erläutert von Rolf Heine, Heft 1 Text und Erläuterungen - Heft 2 Interpretationen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0030

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letzten Faszikel die erste Auflage seiner Übersetzung abschloß, mochte er wohl kaum
ahnen, daß sein treffliches, auch in der sprachlichen Gestaltung weit über dem Durch-
schnitt der Zeit stehendes Werk 131 Jahre lang die einzige deutsche Gesamtausgabe von
Ciceros Reden bleiben würde. Erst in unseren Tagen unternimmt es der Konstanzer
Latinist Manfred Fuhrmann, eine neue deutsche Gesamtausgabe zu schaffen, die dem
wachsenden Publikumsinteresse an Cicero entgegenkommt. Von den insgesamt sieben
Bänden, die die Ausgabe zählen wird, enthalten die beiden ersten die Reden bis zum
Konsulatsjahr. Der Caeciliana allerdings und den Verrinen sind die Bände 3-4 Vor-
behalten. Es werden die Reden bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs folgen (5-6), wäh-
rend die Caesar-Reden und die Philippischen Reden den Beschluß bilden sollen.
Im zu besprechenden Band III bereitet eine knappe, angesichts der umfänglichen
und nicht nur dem Laien schwer zugänglichen Materie bestechend treffsichere Einführung
in die rechtlichen Grundlagen des Prozesses, die Vorgänge um die Durchführung des
Verfahrens, die persönlichen Verhältnisse des Angeklagten und die Lage im römischen
Sizilien die Lektüre des Verrinenkomplexes vor. Diese Einführung schafft zusammen mit
speziellen Einleitungen in die einzelnen Reden und den in den Anmerkungen gesammel-
ten zuverlässigen und ganz unentbehrlichen historischen, sprachlichen und stilistischen
Informationen eine feste Grundlage für das Verständnis der Reden. Kurze Literatur-
hinweise schließen die Einführung ab. Dispositionen zu den einzelnen Reden ermöglichen
eine rasche Orientierung und zugleich einen ersten Einblick in deren Aufbau. Übrigens
ist die Paragraphenzählung in margine durchgeführt; eine wesentliche Hilfe beim Auf-
finden von Zitaten. Mehr noch als dieses durchgehende Streben nach Übersichtlichkeit
und Klarheit lassen die Präzision und der ansprechende Stil der Übersetzung die Aus-
gabe zu einem empfehlenswerten Arbeitsinstrument gerade auch für den Unterricht wer-
den. Unübersichtliche Perioden sind geschickt aufgelöst, es dominiert durchweg der
deutsche Satzbau, ohne daß die Geschlossenheit ciceronischer Gedankenführung darunter
leidet. Dagegen sind, wo immer es ohne Härte möglich ist, viele von den lumina orationis
auch im Deutschen zur Wirkung gebracht: Nicht nur Tropen und figurae sententiae,
sondern auch ein gut Teil der sprachlichen Stilisierung einzelner Kola, so daß die Über-
setzung noch einen lebhaften Eindruck von der Dynamik der Sprache des Originals und
der facultas des Redners vermittelt. Die Stilhöhe folgt der der Vorlage. Grelle Moderni-
sierungseffekte sind vermieden, desgleichen Archaismen, die hie und da im Altphilologen-
deutsch noch eine museale Heimstätte haben (es gehört Sammlerglück dazu, Verr. II 1,69
einen verruchten Gesellen und 72 schändliche Gelüste aufzustöhern; übrigens ist im
selben Zusammenhang 71 P. Tettius zu lesen). Mit einem Wort: Man freut sich auf den
nächsten Band der vorzüglichen Ausgabe. W. Schwarz, Würzburg

Catull. Auswahl aus den Carmina. Zusammengestellt und erläutert von Rolf Heine.
Heft 1 Text und Erläuterungen, Heft 2 Interpretationen. Verlag Moritz Diesterweg.
Frankfurt/M. 1970.
Der Textband enthält eine ebenso knappe wie repräsentative Auswahl aus dem
Werk Catulls, dazu Einführungen in Catulls Leben und Werk, die Sprache seiner Dich-
tung und in die Metrik. Der zweite Teil mit den Erläuterungen für den Schüler bietet
neben den notwendigen Sacherklärungen brauchbare Hinweise zur sprachlichen Analyse.
Die Angaben zum Wortschatz könnte man sich insgesamt geschickter (etwa unter Ein-
beziehung von Semasiologie, Etymologie, Morphologie usw.) formuliert denken.
Der Schwerpunkt der Ausgabe jedoch liegt in den Interpretationen, die Rolf Heine,
der schon früher als Catullerklärer (Gymn. 74, 1967, 318-21) hervorgetreten ist, im Vor-
wort schlicht als „Hilfen zur Lektüre Catulls“ bezeichnet. H., der auf nichts weniger als
die Synthese von Form und Gehalt einzelner Gedichte in eindringlicher Gesamtinter-

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