Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Kaiser, W.: [Rezension von: Heidelberger Texte - Didaktische Reihe, Heft 1-3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
erschienenen Hefte im ganzen betrachtet, läßt sich sagen, daß sie für die Textbehand-
lung im Unterricht eine gute Hilfe bieten und dem Lehrer die Möglichkeit geben, sich
selbst in das zu behandelnde Gebiet der lateinischen Literatur rasch einzuarbeiten.
Heft 1: E. Römisch. Vergils vierte Ekloge im Unterricht. 56 S. 8 Tafeln mit 13 Ab-
bildungen. Kart. DM 3,80.
„Die Wandlung zum besseren durch Evolution, nicht durch Revolution“ - „Rückkehr
zum einfachen Leben“ - „Freiheit in freiwilliger Bindung“ - „Glauben an den Sinn der
Geschichte“: diese „Schlagworte“ aus der vorliegenden Interpretation, welche wohl das
Interesse unserer Schüler am Text wecken dürften, sollen zeigen, daß E. Römisch für
die sicher nicht leichte Aufgabe, die 4. Ekloge Vergils in die Lateinlektüre einzube-
ziehen, dem Lehrer eine gute Hilfe bietet; dabei will der Verfasser keine Neuinter-
pretation vorstellen (in Anm. 3 gibt er einen kurzen Überblick über die wichtigsten
deutschen Arbeiten von E. Norden bis V. Pöschl), sondern durch eine klare Akzen-
tuierung vor allem die Schilderung des Friedens durch Vergil herausarbeiten, ohne
einen Versuch der Konkretisierung zu unternehmen, etwa wer das Kind sei oder wem
das Lächeln gelte. - Der Hauptteil der Abhandlung hat eine in diese Richtung gehende
Einzelinterpretation der 4. Ekloge zum Inhalt, Vers für Vers, Sinnabschnitt für Sinn-
abschnitt vorgehend; der Lehrer kann sie ohne Schwierigkeiten in den Unterricht über-
nehmen. Möglichkeiten für selbständige Schülerarbeit bieten zahlreiche Verweise auf
antike Literatur, die zum Thema des Gedichts Ergänzungen bieten. Eine Gegenüber-
stellung der Vorschläge Sallusts, Ciceros und Vergils zur Beendigung der Krisenzeit
kann die Schüler zur eigenen Stellungnahme in der Klasse bringen. Hinweise auf
themenverwandte Münzbilder, eine recht ausführliche und eindringliche Gegenüber-
stellung einzelner Aussagen der Ekloge mit Darstellungen der zeitgenössischen, augu-
steischen Kunst und der Renaissance (ein interessanter Hinweis z. B. auf ein Decken-
gemälde im Haus des Georg Supersaxo in Sitten in der Schweiz, wo Vergils Weis-
sagungen der Verse 5-10 in einem Schriftband die Geburt Christi umgeben), ein „Aus-
flug“ in das Nachleben des Gedichtes von Seneca bis zu Dante - dieses reiche „Angebot“
kann in Verbindung mit der wohlgeordneten, in ihren Aussagen überzeugenden Inter-
pretation jeden Lateinlehrer ermuntern, die Schüler mit der Vision Vergils von einer
Welt „ohne Kampf und Mühsal" bekanntzumachen; denn etwa auf die Sallust- bzw.
Cicerolektüre bezogen, wo immer wieder der Zerfall der Staatsordnung, die Gefähr-
dung der Existenz usw. zur Sprache kommt, hat dieses „Gedicht der Zeitenwende“
einen sinnvollen Platz im Lektürekanon.
Heft 2: M. v. Albrecht/H. Vester. Cicero pro Archia. Wissenschaftliche Deutung
und unterrichtliche Behandlung. 45 S. Kart. DM 2,80.
Unter dem Stichwort „Humanitas“ die Kapitel 12-16 der Archiasrede mit den Schü-
lern zu lesen, bietet sich von selbst an (vgl. Römisches Erbe oder J. A. Mayer, Pontes);
nun bringt die vorliegende Abhandlung den interessanten und begründeten Vorschlag,
die gesamte Rede unter dem Gesichtspunkt des Rhetorischen zu behandeln. Und wer
z. B. bei der Sallustlektüre das Interesse der Schüler am Problem des Rednerischen
festgestellt hat, kann mit Hilfe dieses Bandes der Didaktischen Reihe am Beispiel
Ciceros die Schüler noch kritischer, noch wachsamer dem gesprochenen Wort gegen-
über machen - eine wichtige Aufgabe der Schule in einer Demokratie. - Im ersten Teil
des Heftes untersucht M. v. Albrecht die Archiasrede zunächst in ihrer Gestaltung durch
Cicero. Überzeugend legt er dar, die Tatsache, daß sachliche Argumente hinter per-
sönlichen zurückstehen - „für ein modernes Gericht unzumutbar“ - sei nicht erst das
Ergebnis einer späteren Überarbeitung Ciceros für die Veröffentlichung (vgl. auch
M. v. Albrecht in Gymnasium 76, 1969, 419-429), sondern sei „ein Gebot taktischer
Klugheit“, aus der Situation des Anwaltes und des Mandanten heraus verständlich. So

12
 
Annotationen