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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Herrmann, Franz Xaver: [Rezension von: Alois Dreizehnter, Aristoteles' Politik,]
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Herrmann, Franz Xaver: [Rezension von: Aristoteles, Politik, eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Olof Gigon]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0074

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Politik zu verstehen, die sich in Problemstellung und Gedankenabfolge eng an Platons
Gesetze anschließen; ihr Stil hebt sich von dem der übrigen Bücher ab, vermutlich war
eine Publikation geplant. Werner Jaeger sah sie als die „Urpolitik“ an, die dann von
den Büchern II und III eingeleitet wurde. Denn daß der letzte unvollständige Satz des
III. Buches eine Parallelfassung zum Anfang des VII. Buches ist, war schon früher auf-
gefallen und hat manche Herausgeber zu Bücherumstellungen veranlaßt. Im Titel 75
dürften die heutigen Bücher I-VI zu erkennen sein, die damals wohl noch auf acht
Rollen verteilt waren. Sie sind Unterlagen für Vorlesungen; Querverweise beziehen
sich auf Gesprochenes und stimmen deswegen off nicht zum vorliegenden Text. Inhalt-
lich suchen die Bücher I-VI nicht den idealen Staat, sondern den nach den gegebenen
Verhältnissen besten und bieten eine kritische Untersuchung der Staatsformen. Als
Andronikos die Schriften des Aristoteles herausgab und die Gruppen der Ethika, Phy-
sika, Metaphysika anordnete, hat er auch eine Gruppe Politik gebildet und dabei die
zwei Bücher des Titels 74 ans Ende gesetzt, dann den Gesamttext zum Teil neu auf
Bücher verteilt. Wie weit dabei Textpartien versetzt wurden, läßt sich nicht sagen. Der
Textzusammenhang bietet einige Schwierigkeiten, immerhin zeigt das Werk einen ge-
wissen Aufbau:
Buch I: Ökonomie und Despotie als Grundlage des Hauses. - Buch II: Kritische Be-
urteilung der früheren Staatstheorien - eigentlich sonst Anfang einer Pragmatie. -
Buch III: Allgemeine Definitionsversuche und Begriffserörterungen. - Buch IV—VI: En-
zyklopädie der Verfassungen, Gründe ihres Untergangs und ihrer Erhaltung. - Buch
VII-VIII: Der ideale Staat; ein Schluß fehlt dem Werk.
Dreizehnters Theorie des Zusammenwachsens der Politik aus den Titeln 74 und 75
bei Diogenes Laertios wird wohl nicht ausreichen, um alle Brüche in der Gedanken-
führung zu erklären.
In dem sehr sauber gedruckten Text sind die Verbesserungen trotz der umfang-
reichen Vorarbeiten von begrenzter Bedeutung. Aber die breitere, in ihrem Abhängig-
keitsverhältnis geprüfte handschriftliche Grundlage gibt dem Text und dem kritischen
Apparat größere Zuverlässigkeit. Übrigens spielen im kritischen Apparat unter jeder
Seite die zahlreichen Konjunkturen der Philologen meist eine größere Rolle als die
Handschriftenvarianten. Ein Fundstellenverzeichnis der verwerteten kritischen Litera-
tur und conspectus siglorum stehen vor dem Text, mehrere Register sind ihm ange-
fügt: Zitate in der Politik, griechische Zitate aus der Politik, griechisches Namens-
register, griechisches Wortregister in 33 Spalten. F. X. Herrmann

Aristoteles. Politik. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Olof Gigon (zweite
durchgesehene und um einen Kommentar erweiterte Auflage). Artemis-Verlag. Zürich
und Stuttgart 1971. 557 Seiten. Leinen DM 68,-.
In der ersten Auflage von 1955 hatte Olof Gigon seine Übersetzung der Politik des
Aristoteles zusammen mit dem Staat der Athener vorgelegt, die zweite Auflage von
1971 bringt nur die Politik, aber zu ihr 218 Kleindruckseiten Kommentar. Die ziemlich
unverändert übernommene Einleitung macht zuerst auf die inhaltliche Verwandtschaft
der überlieferten Ethik und Politik aufmerksam und sieht den Unterschied so: Die
Nikomachische Ethik will eine Gliederung der ethischen Verhaltensweisen geben im
Hinblick auf eine ausgewogene Humanität und auf die Betätigung des Geistes als des
Höchsten, was der Mensch besitzt; die Politik aber will bieten eine Analyse des Auf-
baus der menschlichen Gemeinschaft und der Techniken der Staatsführung im Hinblick
auf eine Staatsform, die ein Maximum von Zweckmäßigkeit und Gerechtigkeit ver-
bindet. Erwähnung verdient weiter der Hinweis, daß Aristoteles nicht die allgemeine
Überzeugung der Griechen seiner Zeit ausspricht, wenn er sagt, der Mensch sei von

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