Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Erb, I.: [Rezension von: Bruno Snell, Szenen aus griechischen Dramen]
DOI Artikel:
Herrmann, Franz Xaver: [Rezension von: Dietrich Roloff, Gottähnlichkeit, Vergöttlichung und Erhöhung zu seligem Leben]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0078

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einfluß gewinnen sollten.“ Interessant ist die Mischung von Jüdischem und Griechi-
schem; völlig neu ist die Rolle Gottes: er ist nicht der deus ex machina der antiken
Tragödie, sondern führt Moses und sein Volk von Anfang an zu dem von ihm ge-
setzten Ziel: „Dergleichen kennt keine griechische Tragödie!“ Aufschlußreich ist daher
ein Vergleich mit ähnlicher Intention in der gleichzeitigen römischen Dichtung des
Nävius und Ennius (die hinführen zu Vergil), was die Sendung des römischen Volkes
anlangt. Damit erhebt sich dieses Drama zur Sinndeutung der Geschichte. Mit Hin-
weisen auf die frühgriechische Geschichtsauffassung erhellt Snell in diesem Zusam-
menhang die Möglichkeiten des Menschen, „etwa in der Welt zu deuten“.
Fazit: ein aufschlußreiches Buch; trotz der speziellen Materie nicht ausschließlich für
den Altphilologen lesenswert. I. Erb

Dietrich Roloff: Gottähnlichkeit, Vergöttlichung und Erhöhung zu seligem Lehen. Un-
tersuchungen zur Herkunft der platonischen Angleichung an Gott. Untersuchungen zur
antiken Literatur und Geschichte Band 4. De Gruyter - Berlin 1970. VI, 243 S., Ganz-
leinen DM 68,-.
Die Stelle in Platons Theaitetos, an der von Sokrates empfohlen wird, man müsse
von hier, wo es notwendigerweise das Böse gebe, fliehen und Gott möglichst ähnlich
werden (176 AB), ist für den Neuplatonismus von großer Bedeutung geworden, vgl.
etwa Plotin I 2, 1, Boethius, cons. Phil. I 4, 39. Die Entwicklung von der Theaitetos-
stelle zur Spätantike ist bereits behandelt von H. Merki, 'Opolcocng {fern. Von der pla-
tonischen Angleichung an Gott zur Gottähnlichkeit bei Gregor von Nyssa. Freiburg/
Schweiz 1952. Die Entwicklung zu Platon hin hat nun Roloff untersucht.
Das einschlägige Textmaterial legte die Scheidung nahe in einen ersten Teil über
Gottähnlichkeit, Vergöttlichung, Versetzung an einen Ort seligen Lebens bei Heroen
(S. 3-101) und einen zweiten Teil bei Menschen (S. 102-197). Der Verfasser breitet im
ersten Teil die sehr zahlreichen Ausdrücke für Gottähnlichkeit im Epos aus, referiert
dann, wie bei anthropomorpher Göttervorstellung die Ähnlichkeit in Schönheit, Größe,
Kraft, Geist bestehen kann, bringt Beispiele der Mythen für die Folgen, welche das
Überschreiten der Grenzen hat, die auch dem Heros gegenüber den Göttern noch ge-
setzt sind. Vergöttlichung kennen Homer, Hesiod, die Lyrik bis Pindar, die Tragödie
bis Euripides bei Ariadne, Phaethon, Diomedes, Peleus, Ganymed, Kleitos, Herakles.
Die Versetzung an einen Ort seligen Lebens - die elysischen Gefilde und die Inseln der
Seligen scheinen wegen gleichartiger Schilderung wesensgleich, wenn nicht identisch zu
sein - betrifft in der Hauptsache nur Lebende, die unter Beibehaltung ungeschmälerter
Leiblichkeit vor dem Tod bewahrt werden sollen; es findet sich aber auch der Fall,
daß Achill von der Unterwelt noch zu einem seligen Ort gelangt (Eurip. Andr. 1260 ff.).
Der Heros war den Griechen ein Held der Vorzeit, der selbstverständlich der Her-
renschicht angehört hatte. Der Mensch der geschichtlichen Zeit sieht sich in einer Rolle
minderen Ranges, kann keine göttliche Abkunft aufweisen. Aber es bildet sich ein
Ersatz der den Heroen von den Göttern geschenkten Vergöttlichung oder Erhöhung zu
seligem Leben, indem der Mensch durch eigene Leistung Seligkeit oder Göttlichkeit
erwirbt. So gibt es neben der Gottähnlichkeit aus ähnlichen Gründen wie bei den
Heroen, also durch Reichtum, Glück, Nachkommenschaft noch die Verleihung ewiger
Dauer durch den Dichter, durch Macht, durch ruhmvolle Leistung, durch den Aufstieg
zur Wahrheit bei Parmenides und ähnlich bei Heraklit durch Einsicht in die Struktur
der Welt. Darüber hinaus verleihen die eleusinischen Mysterien eine Überhöhung, und
nach orphischem Gedankengut eröffnet sich durch Vermeiden jeglicher Schuld in mehre-
ren Erdenleben der Zugang zur Gemeinschaft mit den Göttern (Pindar, Ol. 2, ähnlich
Empedokles). Im Rahmen dieser Darlegungen werden einige Texte genauer unter-

42
 
Annotationen