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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Editor]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0028

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Methodik, Quellen und Struktur dieser Arbeit

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nachgedruckten Auflage von 1965 deutlich auf die Rezeption in Italien hinge-
wiesen, und zwar weit über Lucca hinaus.* * 59 Selbst so bedeutende Liturgiehis-
toriker wie Eric Palazzo greifen mitunter auf die unter großen Kriegsbeein-
trächtigungen zusammengetragenen Belege des frühen Jungmann zurück, ohne
dessen später bündig integrierte Forschungserträge der Nachkriegszeit und die
daran anschließenden Rekurse zu berücksichtigen.60 Da mittlerweile sogar
Kernbereiche der historischen Liturgiewissenschaft immer mehr auch von der
Kirchengeschichte, der allgemeinen Geschichtswissenschaft, verschiedenen
Philologien, der Kunstgeschichte und der Musikwissenschaft in den Blick ge-
nommen werden, fällt es immer schwerer, sämtliche einschlägigen aktuellen
Forschungen zu erfassen. Zugleich sind zahlreiche Quellen noch nicht er-
schlossen, von Editionen ganz zu schweigen. Selbst bei einer Fokussierung auf
die Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit werden sich daher nicht alle
liturgischen Fragen abschließend klären, hingegen einige neue aufwerfen lassen.

Methodik, Quellen und Struktur dieser Arbeit
Um Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im
Sachsen der Salierzeit zu behandeln, gilt es zunächst einmal, diese Patrozinien
selbst zu eruieren. Als aussagekräftige Quellen dienen hierfür neben erzählen-
den Texten insbesondere Urkunden, Siegel, Münzen, Inschriften und Wappen.
Nach einer allgemeineren Darlegung der Bedeutung des Apostelfürsten Petrus
für Personen und Institutionen sowie deren Schriftzeugnisse (I.) sollen daher die
entsprechenden hilfswissenschaftlichen Methoden der Diplomatik, Sphragistik,
Numismatik, Epigraphik und Heraldik eingesetzt werden, um die näher zu
untersuchenden Patrozinien zu bestimmen (II.). Bei erzählenden und vielen
normativen Quellen besteht das methodische Hauptproblem darin, dass diese
einen Patron in der Regel bereits als allseits bekannt voraussetzen und sich für
die genaue Patrozinienbestimmung nur bedingt eignen. Am ehesten lassen noch
liturgische Texte die besondere Verehrung des Petrus an bestimmten Orten er-
kennen, doch da es sich ohnehin um einen in der hagiologischen Hierarchie
besonders hochrangigen und zudem noch höchst populären Heiligen handelt,
sagen Kultformen allein noch nichts über das tatsächliche Patrozinium aus. In
Urkunden hingegen fungieren die heiligen Patrone als explizit zu nennende
Gewährsleute. Die Forschung bezieht sich meist auf die Narratio von Königs-
und Kaiserdiplomen, in der neben den Anliegen der Petenten beiläufig oft auch
die Patrozinien mitgeteilt werden.61 Für das Selbstverständnis einer Institution

1953 in drei Bänden mit dem Titel „Missarum Sollemnia. Explication genetique de la messe
romaine".
59 Vgl. Jungmann, Missarum Sollemnia, Bd. 1, S. 125-128 mit zahlreichen weiteren Beispielen, etwa
Ravenna. Vgl. dagegen in der zweiten Auflage S. 118-125.
60 Palazzo, Rom, S. 278 f. mit Literatur auf S. 281 f.
61 So etwa Jacobsen, Miracula s. Gorgonii, S. 47f.
 
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