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IV. Nebenpatronate und Heiligenkulte der sächsischen Petrus-Kathedralen
tergrund über die Erkenntnisse zu den anderen Nebenpatronen noch tieferge-
hend betrachten und ergänzen. Zunächst bleibt festzuhalten: Die herausragende
Bedeutung Clemens’ I. von Rom war nicht allein geschichtlicher Natur, und
seine beiden Nachfolger mit den Ordnungszahlen zwei und drei erhielten ihre
Relevanz nicht allein durch ihre Funktion bei der Kaiserkrönung des Sachsen
Heinrichs II. 1014 und des Saliers Heinrichs III. 1080, im Jahr von Bennos II.
Grünung eines Benediktinerklosters in der 1070 als Festung entstandenen
Iburg.1614 Clemens I. galt als früher römischer, mancher Überlieferung nach sogar
als erster eigentlicher Papst. Tertullian zufolge war er noch von Petrus selbst zum
Bischof geweiht worden, und im Communiccintes wurder er regelmäßig erwähnt,
wobei die hier vor ihm gelisteten römischen Kleriker Linus und Kletus in der
Regel nicht als Bischöfe galten.1615
Hier nun sind Nebenpatrone der anderen sächsischen Bistümer mit Petrus-
Patrozinien vergleichend in den Blick zu nehmen. Die in Bremen seit dem
11. Jahrhundert verehrten Heiligen Kosmas und Damian stehen erst am Ende
dieses Kanonabschnitts Communiccintes, und Sophia wurde nur in Minden er-
wähnt, und dies dort erst im späteren Kanongebet Nobis quoque peccatoribus.
Clemens hingegen galt als die entscheidende Stütze der päpstlichen Nachfolge
des heiligen Petrus. Die Bremer Bischöfe fanden eher zufällig zu den römischen
Arzt- und Apothekerheiligen, die erst später entdeckt werden sollten, um dann
jedoch gleich in einer ganzen Reihe weiterer Lokalheiliger aufzugehen. Bischof
Egilbert von Minden wiederum konnte den Kult des römischen Gorgonius durch
seine eigene Trinitätsverehrung zwar um ein einzelnes Altarpatrozinium er-
weitern, aber nicht überbieten oder gar ersetzen, und er wäre wohl auch nicht in
der Lage gewesen, das spätere Aufkommen der ebenso nach Rom weisenden
Sophien Verehrung zu verhindern. Allein Benno II. rief mit seinem römischen
Klosterpatron eine eigene Verehrungstradition ins Leben, die nach ihrer Auf-
nahme in das älteste erhaltene Domnekrolog dauerhaft Bestand haben und
dauerhaft mit seinem Namen in Erinnerung gebracht werden sollte.
c) Regina - Hermagoras - Prokopios. Die Welt zu Gast an der Hase
Wie Sophia in Minden, so geht auch Regina in Osnabrück auf einen Eintrag im
Kalendar des Nekrologs zurück. Mit Regina hat es aber, wie erwähnt, eine be-
sondere Bewandtnis: Ihre Verehrung ist auf das Engste mit der von Crispin und
Crispinian verbunden, da diese beiden Heiligen an ihrem Festtag, dem 20. Juni,
im Kalendar mitgenannt werden, und zwar erst nach der somit früheren oder
1614 S. dazu oben Kapitel III.3c, bes. Anm. 1274.
1615 S. oben Anm. 1265. Der Begriff „Papst" sei hier im Sinne von „Bischof von Rom" verwendet.
Auch wenn der Begriff papa quellenmäßig erst später belegt ist, wird die apostolische Sukzession
des Amtes traditionsgemäß auf den ersten episkopalen Nachfolger Petri zurückgeführt. Aus der
Rückschau des 11. und 12. Jahrhunderts galt Clemens I. ohnedies als Papst, weshalb der ehe-
malige Bamberger Bischof Suitger (t 1047) sich als Papst Clemens II. nannte.
IV. Nebenpatronate und Heiligenkulte der sächsischen Petrus-Kathedralen
tergrund über die Erkenntnisse zu den anderen Nebenpatronen noch tieferge-
hend betrachten und ergänzen. Zunächst bleibt festzuhalten: Die herausragende
Bedeutung Clemens’ I. von Rom war nicht allein geschichtlicher Natur, und
seine beiden Nachfolger mit den Ordnungszahlen zwei und drei erhielten ihre
Relevanz nicht allein durch ihre Funktion bei der Kaiserkrönung des Sachsen
Heinrichs II. 1014 und des Saliers Heinrichs III. 1080, im Jahr von Bennos II.
Grünung eines Benediktinerklosters in der 1070 als Festung entstandenen
Iburg.1614 Clemens I. galt als früher römischer, mancher Überlieferung nach sogar
als erster eigentlicher Papst. Tertullian zufolge war er noch von Petrus selbst zum
Bischof geweiht worden, und im Communiccintes wurder er regelmäßig erwähnt,
wobei die hier vor ihm gelisteten römischen Kleriker Linus und Kletus in der
Regel nicht als Bischöfe galten.1615
Hier nun sind Nebenpatrone der anderen sächsischen Bistümer mit Petrus-
Patrozinien vergleichend in den Blick zu nehmen. Die in Bremen seit dem
11. Jahrhundert verehrten Heiligen Kosmas und Damian stehen erst am Ende
dieses Kanonabschnitts Communiccintes, und Sophia wurde nur in Minden er-
wähnt, und dies dort erst im späteren Kanongebet Nobis quoque peccatoribus.
Clemens hingegen galt als die entscheidende Stütze der päpstlichen Nachfolge
des heiligen Petrus. Die Bremer Bischöfe fanden eher zufällig zu den römischen
Arzt- und Apothekerheiligen, die erst später entdeckt werden sollten, um dann
jedoch gleich in einer ganzen Reihe weiterer Lokalheiliger aufzugehen. Bischof
Egilbert von Minden wiederum konnte den Kult des römischen Gorgonius durch
seine eigene Trinitätsverehrung zwar um ein einzelnes Altarpatrozinium er-
weitern, aber nicht überbieten oder gar ersetzen, und er wäre wohl auch nicht in
der Lage gewesen, das spätere Aufkommen der ebenso nach Rom weisenden
Sophien Verehrung zu verhindern. Allein Benno II. rief mit seinem römischen
Klosterpatron eine eigene Verehrungstradition ins Leben, die nach ihrer Auf-
nahme in das älteste erhaltene Domnekrolog dauerhaft Bestand haben und
dauerhaft mit seinem Namen in Erinnerung gebracht werden sollte.
c) Regina - Hermagoras - Prokopios. Die Welt zu Gast an der Hase
Wie Sophia in Minden, so geht auch Regina in Osnabrück auf einen Eintrag im
Kalendar des Nekrologs zurück. Mit Regina hat es aber, wie erwähnt, eine be-
sondere Bewandtnis: Ihre Verehrung ist auf das Engste mit der von Crispin und
Crispinian verbunden, da diese beiden Heiligen an ihrem Festtag, dem 20. Juni,
im Kalendar mitgenannt werden, und zwar erst nach der somit früheren oder
1614 S. dazu oben Kapitel III.3c, bes. Anm. 1274.
1615 S. oben Anm. 1265. Der Begriff „Papst" sei hier im Sinne von „Bischof von Rom" verwendet.
Auch wenn der Begriff papa quellenmäßig erst später belegt ist, wird die apostolische Sukzession
des Amtes traditionsgemäß auf den ersten episkopalen Nachfolger Petri zurückgeführt. Aus der
Rückschau des 11. und 12. Jahrhunderts galt Clemens I. ohnedies als Papst, weshalb der ehe-
malige Bamberger Bischof Suitger (t 1047) sich als Papst Clemens II. nannte.