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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0351

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Zusammenfassung

der und unterstützte dauerhaft durch seine neuerliche Auslegung des eigenen
Doppelpatroziniums das Papsttum. Somit vollzog Walram einen regelrechten
Wechsel vom Regnum zum Sacerdotium.

Nebenpatrone und Heiligenkulte der Petrus-Kathedralen (IV.)
In Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Kathedralen im
Sachsen der Salierzeit spielten die Nebenpatrozinien eine oftmals herausragende
Rolle. Neben Petrus klingen daher viele andere Heilige bereits in den ersten drei
Kapiteln an. Gerade deshalb verdienen diese aber eine Ergänzung um spezifi-
sche Details und weitere Heilige sowie eine eingehendere Behandlung hin-
sichtlich ihrer jeweiligen und wechselseitigen Bedeutungen. Abschließend gilt es
nun, die in der Einleitung gestellten systematischen Fragen zu beantworten: zur
Bedeutung der Nebenpatroninnen und Nebenpatrone gegenüber dem Haupt-
patron Petrus, zum Verhältnis zwischen ortsansässigen und transferierten Hei-
ligen, zum Zusammenhang von Reliquie und Text, zu persönlichen Präferenzen
einzelner Bischöfe und zu möglichen Unterschieden und Zusammenhängen
zwischen weiblichen und männlichen Heiligen.
Haupt- und Nebenpatronate
In allen vier Domkirchen bildete Petrus durchweg den eigentlichen Patron, in
Naumburg durch Paulus zum Doppelpatrozinium erweitert. Von Verdrängung
kann in keinem Bistum die Rede sein. Veränderungen betreffen in erster Linie
Nebenpatrozinien und einzelne Altäre. Lediglich die - zwischenzeitlich mit
nachvollziehbaren, jedoch fraglichen Argumenten inkriminierten - Nekrolog-
notizen zu den Mindener Domweihen von 952 und 1071 lassen Petrus uner-
wähnt - 952 zugunsten von Gorgonius, 1071 zugunsten von Trinität und Hei-
ligkreuz, nunmehr auch ohne die Erwähnung des Nebenpatrons Gorgonius.
Doch weder Gorgonius noch Trinität und Heiligkreuz sind jemals zu dauerhaft
eigenständigen Patrozinien aufgestiegen. Petrus blieb offenbar, teils in Verbin-
dung mit Gorgonius, Patron des Hauptaltares und des Bistums. Gorgonius war
weiterhin die Krypta geweiht. Verantwortlich für den nominellen zwischen-
zeitlichen Wechsel des Um- oder auch nur Anbaus von 1071, vorbereitet durch
einschlägige Patrozinien von 1064 neu geweihten Nebenaltären, zu Dreifaltigkeit
und Kreuz waren ganz offensichtlich tagespolitische Auseinandersetzungen im
Spannungsfeld von Regnum und Sacerdotium. In den Urkunden erscheint
durchweg Petrus. Etablierte Nebenpatrone konnten allerdings durchaus eine
gewisse Dominanz entfalten, vor allem in der überlieferten Hagiographie und
Historiographie, mitunter auch in der Liturgie.
In Bremen konzentrierte sich die gesamte Hagiographie auf die Missions-
bischöfe Willehad, Ansgar und Rimbert. Eine eingehende historiographische
Berücksichtigung erhielten vor allem Willehad als erster Bischof und Ansgar als
 
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