3. Osnabrück
291
abhängig für die eigene Bistumstradition. So blieb die Krypta Gorgonius Vor-
behalten, der Hauptalter Petrus.
Sämtliche Mindener corpora integra und auch die Reliquien des Timotheus
sind noch in jüngerer Zeit nachweisbar.1589 Sie werden derzeit genauer unter-
sucht.
Alles deutet darauf hin, dass die Mindener Heiligenliste nicht wie die Bremer
aus einer externen, womöglich ebenfalls norditalienischen liturgischen Quelle
stammt, einem Messbuch etwa.1590 Von Felicianus und Carpophorus transfe-
rierte man ebenso wie von Sophia handfeste Reliquien, worauf bei der Reliqui-
enaushebung in Como Carpophorus seinen Diakon Abundius mit sich zog und
noch Theodorus hinzukam - wenn er nicht als Bischof Theoderich I. aus Minden
selbst stammte oder zumindest als solcher angesehen wurde. Wie Theodorus so
erschien auch Felicianus bereits in den Weihenotizen des Jahres 1064 allein
aufgrund der angeblich vorhandenen Reliquien, wenngleich noch ohne Bean-
spruchung von corpora integra.1591 Die erwähnte Geschichte von der Reliquien-
entnahme für Karl IV. zeigt einerseits das lokale Interesse an diesem corpus in-
tegrum und dessen bleibende Macht in strafenden wie einst in den wohltägigen
Wundem. Andererseits verdeutlicht sie eine gewisse Relevanz auf Reichsebene -
bis hin nach Hamburg, wo die Daumenreliquie aufbewahrt werde. Wohl wegen
dieser materiellen Mindener, möglicherweise tatsächlich sogar auf den Erzbi-
schofssitz Hamburg ausstrahlenden Tradition verzichtete man in Bremer Heil-
tumsweisungen auf das Zeigen eines eigenen Felicianus und nannte diesen
deshalb nur in Texten. Bremen erwarb die Reliquien zum Text, Minden den Text
zur Reliquie.
3. Osnabrück
a) Karl der Große - Crispin und Crispinian. Regionales Regnum
und Sacerdotium
Osnabrücks wichtigste Nebenpatrone, Crispin und Crispinian, erscheinen schon
in den ältesten erhaltenen Nekrologen. Begangen wurde ihr dies natalis am
25. Oktober, die Ankunft ihrer Reliquien nach deren Translation am Tag der
heiligen Regina, dem 20. Juni.1592 Im handschriftlichen Nekrologeintrag erscheint
beim Verweis auf den Oktobertermin Crispin isoliert: infesto crispini.1593 Erst ihre
Translation vereinigt die beiden Heiligen offenbar dauerhaft miteinander. Der
lokalen Tradition des 11. Jahrhunderts nach gehen die beiden Nebenpatrone
bereits auf die Gründung der Diözese durch Karl den Großen zurück. Der erste
1589 Vgl. ebd. S. 56f., Anm. 1 (kursiv).
1590 Vgl. Kapitel IV.lc.
1591 Vgl. ebd. und oben Anm. 579.
1592 Vgl. Meyer, Calendarium et necrologium, S. 173 (VIII. Kal.Nat. Ss. Crispini et Crispiniani) und
S. 108 (XII. Kal. Regine V. Translatio Ss. Crispini et Crispiniani Mm.).
1593 Vgl. StA Osnabrück, Rep. 2, Nr. 185 , S. 116.
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abhängig für die eigene Bistumstradition. So blieb die Krypta Gorgonius Vor-
behalten, der Hauptalter Petrus.
Sämtliche Mindener corpora integra und auch die Reliquien des Timotheus
sind noch in jüngerer Zeit nachweisbar.1589 Sie werden derzeit genauer unter-
sucht.
Alles deutet darauf hin, dass die Mindener Heiligenliste nicht wie die Bremer
aus einer externen, womöglich ebenfalls norditalienischen liturgischen Quelle
stammt, einem Messbuch etwa.1590 Von Felicianus und Carpophorus transfe-
rierte man ebenso wie von Sophia handfeste Reliquien, worauf bei der Reliqui-
enaushebung in Como Carpophorus seinen Diakon Abundius mit sich zog und
noch Theodorus hinzukam - wenn er nicht als Bischof Theoderich I. aus Minden
selbst stammte oder zumindest als solcher angesehen wurde. Wie Theodorus so
erschien auch Felicianus bereits in den Weihenotizen des Jahres 1064 allein
aufgrund der angeblich vorhandenen Reliquien, wenngleich noch ohne Bean-
spruchung von corpora integra.1591 Die erwähnte Geschichte von der Reliquien-
entnahme für Karl IV. zeigt einerseits das lokale Interesse an diesem corpus in-
tegrum und dessen bleibende Macht in strafenden wie einst in den wohltägigen
Wundem. Andererseits verdeutlicht sie eine gewisse Relevanz auf Reichsebene -
bis hin nach Hamburg, wo die Daumenreliquie aufbewahrt werde. Wohl wegen
dieser materiellen Mindener, möglicherweise tatsächlich sogar auf den Erzbi-
schofssitz Hamburg ausstrahlenden Tradition verzichtete man in Bremer Heil-
tumsweisungen auf das Zeigen eines eigenen Felicianus und nannte diesen
deshalb nur in Texten. Bremen erwarb die Reliquien zum Text, Minden den Text
zur Reliquie.
3. Osnabrück
a) Karl der Große - Crispin und Crispinian. Regionales Regnum
und Sacerdotium
Osnabrücks wichtigste Nebenpatrone, Crispin und Crispinian, erscheinen schon
in den ältesten erhaltenen Nekrologen. Begangen wurde ihr dies natalis am
25. Oktober, die Ankunft ihrer Reliquien nach deren Translation am Tag der
heiligen Regina, dem 20. Juni.1592 Im handschriftlichen Nekrologeintrag erscheint
beim Verweis auf den Oktobertermin Crispin isoliert: infesto crispini.1593 Erst ihre
Translation vereinigt die beiden Heiligen offenbar dauerhaft miteinander. Der
lokalen Tradition des 11. Jahrhunderts nach gehen die beiden Nebenpatrone
bereits auf die Gründung der Diözese durch Karl den Großen zurück. Der erste
1589 Vgl. ebd. S. 56f., Anm. 1 (kursiv).
1590 Vgl. Kapitel IV.lc.
1591 Vgl. ebd. und oben Anm. 579.
1592 Vgl. Meyer, Calendarium et necrologium, S. 173 (VIII. Kal.Nat. Ss. Crispini et Crispiniani) und
S. 108 (XII. Kal. Regine V. Translatio Ss. Crispini et Crispiniani Mm.).
1593 Vgl. StA Osnabrück, Rep. 2, Nr. 185 , S. 116.