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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Editor]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0338

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Zusammenfassung
Petrus war, abgesehen von der Gottesmutter und Johannes dem Täufer, der wohl
bedeutendste Heilige der karolingischen Ära. Wenig spezifisch erscheinen daher
auch zunächst die alten, insbesondere von Köln abhängigen Patrozinien.
Gleichwohl zeichnete sich gerade bei den Petrus geweihten Bischofskirchen der
Kölner Kirchenprovinz im Spannungsfeld von Regnum und Sacerdotium viel-
fach eine Neubewertung des Patrons zugunsten der jeweiligen Eigenständigkeit
ab: Bremen betonte die missionarische Bedeutung für den gesamten Norden
Europas, Minden die örtliche, nicht kölnische oder römische Bischofstradition,
Osnabrück den Ausgleich zwischen den Lagern und Naumburg den Festungs-
charakter auf gewechseltem, romorientiertem Kurs. Neue Reliquien, vor allem in
Minden und im Bistum Münster, wo die Kathedrale analog zu den Mindener
Petrus-Reliquien Paulus-Reliquien erhielt, beflügelten die Ortstraditionen. Die
einzelnen Kirchen, Kapellen und Altäre führten entweder die alte Tradition
unspezifisch fort oder befeuerten in der dargestellten Weise die jeweiligen
Konnotationen der Petrus-Verehrung, zumal, wenn es sich um Neugründungen
handelte. Inmitten des Investiturstreits zeigte sich Petrus zugleich als biblische
Gestalt, päpstlicher Patron und himmlischer Heiliger der gesamten christianitas,
als eine maßgebliche Referenzfigur, die persönliche Entscheidungen abverlangte
- im Spannungsfeld von Regnum und Sacerdotium. Im Einzelnen lassen sich zu
den fünf Kapiteln folgende Ergebnisse festhalten.
Petrus als Patron (I.)
Der Zusammenhang vom einen Corpus, den zwei Körpern und den vielen
Korporationen des Petrus lässt sich nicht auf den Apostelfürsten beschränken,
doch handelt es sich hier um den hochrangigsten männlichen, gleich nach Maria
rangierenden Heiligen, zumal den bedeutendsten, von dem Primärreliquien
verehrt werden. Die Ergebnisse lassen sich zusammenfassend in drei größere
Einheiten gliedern: erstens Reliquien, Orte und Zeiten, anhand von Bibel, Ha-
giographie und Liturgie (1.1-4), zweitens Petrus-spezifische Schriften, Zeichen
und Institutionen (1.5-7), drittens konkrete Petrus-Patrozinien in Form von
Gotteshäusern, Gruppen und Sachsen als Sakrallandschaft, wobei zu Liturgie
und Hagiographie nun die Historiographie hinzutritt (1.9-11).
Die zwei Körper des Apostelfürsten, sein irdisch-vergänglicher wie himm-
lisch-ewiger, haben Anteil an der Doppelexistenz des Leibes Christi, des corpus
mysticum. Seine Reliquien generierten heilige Orte, mit anderen Heiligen sogar
eine komplette Sakrallandschaft Sachsen. Die Päpste der Reformzeit, vor allem
Leo IX. und Gregor VIL, beriefen sich in besonderer Weise auf ihn. Päpstliche
Pallienverleihungen und ad-limina-Besuche waren letztendlich auf das Petrus-
grab selbst bezogen. Der jeweils amtierende Papst agierte lediglich als Stellver-
treter Petri. Mehr noch als Petrus allein hatte das Doppelpatrozinium Petrus und
 
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