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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0133

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II. Petrus-Patrozinien in Sachsen

tels im Osten, drittens schließlich die Orientierung an Alt-St. Peter.678 Denkbar
wäre außerdem eine Orientierung am Beispiel der Kathedralen Bremens oder -
in Umkehrung der Patrozinien von West- und Ostchor - Kölns.679
Neben Petrus und Paulus waren auch eine Reihe weiterer Heiliger für die
Stadt und das Bistum bedeutsam, seit Bischof Walram (1091-1111) insbesondere
der heilige Leonhard.680 Dieser und andere Heilige samt ihrer Reliquien bedürfen
jedoch einer näheren liturgiegeschichtlichen Betrachtung, auf die an späterer
Stelle eingegangen werden soll.681

2. Kirchen, Stifte, Kapellen, Oratorien und Altäre in
den einzelnen Diözesen
Weitaus schwieriger als bei den Bischofssitzen stellt sich die Patrozinienfrage im
Niederkirchen wesen dar - aus zwei Gründen: Zum einen erlaubt die meist un-
gleich dürftigere Quellenlage keine so intimen Einblicke wie bei den Kathedra-
len, zum anderen ist die tatsächliche Relevanz dieser weniger bedeutenden Pe-
trus-Patrozinien für das Verhältnis von Regnum und Sacerdotium nicht in jedem
Einzelfall gleichermaßen offensichtlich. Es mangelt, abgesehen von Klöstern wie
Abdinghof682, nicht nur an eigenständiger Historiographie, Hagiographie und
Liturgie. Bereits der bloße Nachweis des Patrons gestaltet sich als methodisch
problematisches Unterfangen. Sphragistische und numismatische Patrozinien-
nachweise sind ausschließlich auf Bistumsebene möglich. Heraldik findet sich im
Niederkirchen wesen kaum und ist, wo vorhanden, in der Regel durch eigen-
ständige dynastische Tradionen geprägt. Allenfalls diplomatische und einzelne
epigraphische Quellen sind überliefert. Gleichwohl sind alle nur denkbaren
Petrus-Patrozinien zu eruieren und näher zu erforschen - sei es als ortsgebun-
dener Widerhall bischöflicher Maßgaben in den Auseinandersetzungen zwi-
schen Regnum und Sacerdotium, sei es als partiell eigenständiger Nachweis der
allgemeinen oder spezifischen Beliebtheit des Heiligen. Als Grundlage für die
hier zu verhandelnden Nachweise dienen die einschlägigen patrozinienkundli-
chen Vorarbeiten der Historiker Peter Ilisch, Christoph Kösters, Hans-Walter
Krumwiede, Gerhard Streich und Gerhard Graf.
In der Erzdiözese Köln war Petrus als Patron der Metropolitankirche
gleichsam omnipräsent, wenngleich nicht in demselben Maße wie bei den Ka-

678 Ebd. S. S. 71 mit Anm. 55, S. 71 f. mit Anm. 59 und S. 76 mit Anm. 96.
679 Vgl. oben Anm. 508-518.
680 Einen Überblick über die mittelalterlichen Patrozinien innerhalb der Stadt bietet Tebruck, Adlige
Herrschaft und höfische Kultur, S. 646, Abb.5.
681 S. unten Kapitel III.4a.
682 Zu Kloster Abdinghof s. ausführlich unten Kapitel V.2c, ferner III. 1b und c. Die von Paul Scheffer-
Boichorst in einem Rekonstruktionsversuch herausgegebenen so genannten „Paderborner An-
nalen" sind den Forschungen Franz Schmales zufolge allerdings nicht in Paderborn entstanden,
sondern im Kloster Corvey.
 
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