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Zusammenfassung
Männer und auch einzelner Frauen an - Kritikern wie Befürwortern zufolge
mitunter sogar einschließlich gesellschaftlich unterster Volksschichten.
Petrus-Patrozinien in Sachsen (II.)
Zur eingehenderen Beschäftigung mit den Petrus-Patrozinien der Salierzeit
einschließlich aller Nebenpatronate waren jedoch erst einmal diese selbst mög-
lichst vollständig zu eruieren - ein sicherlich noch durch bislang verborgene
Beispiele erweiterbares Unterfangen. Methodisch kamen in diesem Kapitel die
klassischen Hilfs- bzw. Grundwissenschaften zum Einsatz: Diplomatik, Sphra-
gistik, Numismatik Epigraphik und Heraldik. Den Untersuchungsgegenstand
bildeten die Domkirchen, Kirchen, Stifte, Kapellen, Oratorien und Altäre. Petrus
gilt in der Forschung mitunter als Symbolfigur der Kirche schlechthin, doch darf
in dieser Hinsicht die dominante Rolle der Gottesmutter Maria nicht unter-
schätzt werden, wie an den Kathedralen von Paderborn, Hildesheim, Verden
und Hamburg deutlich wird. Zentral für die ältesten Petrus-Patrozinien Sach-
sens war zum einen die Metropolitankirche von Köln, zum anderen die Vereh-
rung seitens der Karolinger. Folgende Ergebnisse lassen sich festhalten:
In Bremen war wohl Köln ausschlaggebend, späteren Urkundenfälschungen
nach angeblich auch Karl der Große. Im Vordergrund standen hier aber zunächst
der Gründerbischof Willehad, der erste Erzbischof, Ansgar, und der Viten-
schreiber Rimbert. Bezüge zu Hamburg führten zur Berücksichtigung Mariens,
nicht aber - wie in der älteren Literatur angegeben - zu Patrozinienwechseln.
Neben Köln war Rom Vorbild, später auch Norditalien. Wichtigste Reliquie war
neben den auch sonst verbreiteten Kettensegmenten das angebliche Schwert des
Petrus, mit dem er, dem Johannes-Evangelium zufolge am Vorabend der Passion
Christi kurz aktiv werdend, Malchus ein Ohr abgehauen haben soll. Zugleich an
die Zwei-Schwerter-Lehre gemahnend, führte dieses auch der Offizial im Siegel.
Weitere Petrus-Partikel waren ein vielleicht aus dem lateranensischen Schädel
stammender Zahn, um 1415 sogar ein - freilich mehr als fraglicher - Arm, er-
gänzt um die Reliquien der Nebenpatrone.
In Minden erinnert neben einschlägigen Urkunden bis heute ein zeitgenös-
sischer prächtiger goldener Schrein an den heiligen Petrus, wohl mit Partikeln
vom in der Laterankapelle verwahrten Schädel. Ansonsten war alles auf die
Nebenpatrone fokussiert, vor allem auf Gorgonius und Sophia, und zwar ur-
kundlich, liturgisch, hagiographisch und historiographisch. Mindener Weihe-
inschriften der einschlägigen Domnekrologhandschrift und eines Schulbücher-
verzeichnisses galten neueren Forschungsthesen zum Trotz jeweils dem Dom
selbst und dokumentieren zwischenzeitliche Patrozinienwechsel des entspre-
chenden Um- oder Anbaus zugunsten von Trinität und Heiligkreuz - offen-
sichtliche Folgen der Spannungen zwischen Regnum und Sacerdotium. Der
gelehrte Bischof Egilbert wandelte urkundlich die gelasianische Zweigewalten-
lehre bischöflich auf seine Person hin um: Er sah sich als besonderer Stellvertreter
Petri mit der potestas des Apostelfürsten (statt gelasianisch des Kaisers) und der
Zusammenfassung
Männer und auch einzelner Frauen an - Kritikern wie Befürwortern zufolge
mitunter sogar einschließlich gesellschaftlich unterster Volksschichten.
Petrus-Patrozinien in Sachsen (II.)
Zur eingehenderen Beschäftigung mit den Petrus-Patrozinien der Salierzeit
einschließlich aller Nebenpatronate waren jedoch erst einmal diese selbst mög-
lichst vollständig zu eruieren - ein sicherlich noch durch bislang verborgene
Beispiele erweiterbares Unterfangen. Methodisch kamen in diesem Kapitel die
klassischen Hilfs- bzw. Grundwissenschaften zum Einsatz: Diplomatik, Sphra-
gistik, Numismatik Epigraphik und Heraldik. Den Untersuchungsgegenstand
bildeten die Domkirchen, Kirchen, Stifte, Kapellen, Oratorien und Altäre. Petrus
gilt in der Forschung mitunter als Symbolfigur der Kirche schlechthin, doch darf
in dieser Hinsicht die dominante Rolle der Gottesmutter Maria nicht unter-
schätzt werden, wie an den Kathedralen von Paderborn, Hildesheim, Verden
und Hamburg deutlich wird. Zentral für die ältesten Petrus-Patrozinien Sach-
sens war zum einen die Metropolitankirche von Köln, zum anderen die Vereh-
rung seitens der Karolinger. Folgende Ergebnisse lassen sich festhalten:
In Bremen war wohl Köln ausschlaggebend, späteren Urkundenfälschungen
nach angeblich auch Karl der Große. Im Vordergrund standen hier aber zunächst
der Gründerbischof Willehad, der erste Erzbischof, Ansgar, und der Viten-
schreiber Rimbert. Bezüge zu Hamburg führten zur Berücksichtigung Mariens,
nicht aber - wie in der älteren Literatur angegeben - zu Patrozinienwechseln.
Neben Köln war Rom Vorbild, später auch Norditalien. Wichtigste Reliquie war
neben den auch sonst verbreiteten Kettensegmenten das angebliche Schwert des
Petrus, mit dem er, dem Johannes-Evangelium zufolge am Vorabend der Passion
Christi kurz aktiv werdend, Malchus ein Ohr abgehauen haben soll. Zugleich an
die Zwei-Schwerter-Lehre gemahnend, führte dieses auch der Offizial im Siegel.
Weitere Petrus-Partikel waren ein vielleicht aus dem lateranensischen Schädel
stammender Zahn, um 1415 sogar ein - freilich mehr als fraglicher - Arm, er-
gänzt um die Reliquien der Nebenpatrone.
In Minden erinnert neben einschlägigen Urkunden bis heute ein zeitgenös-
sischer prächtiger goldener Schrein an den heiligen Petrus, wohl mit Partikeln
vom in der Laterankapelle verwahrten Schädel. Ansonsten war alles auf die
Nebenpatrone fokussiert, vor allem auf Gorgonius und Sophia, und zwar ur-
kundlich, liturgisch, hagiographisch und historiographisch. Mindener Weihe-
inschriften der einschlägigen Domnekrologhandschrift und eines Schulbücher-
verzeichnisses galten neueren Forschungsthesen zum Trotz jeweils dem Dom
selbst und dokumentieren zwischenzeitliche Patrozinienwechsel des entspre-
chenden Um- oder Anbaus zugunsten von Trinität und Heiligkreuz - offen-
sichtliche Folgen der Spannungen zwischen Regnum und Sacerdotium. Der
gelehrte Bischof Egilbert wandelte urkundlich die gelasianische Zweigewalten-
lehre bischöflich auf seine Person hin um: Er sah sich als besonderer Stellvertreter
Petri mit der potestas des Apostelfürsten (statt gelasianisch des Kaisers) und der