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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Editor]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0335

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V. Petrus als Patron zwischen Regnum und Sacerdotium

Falle Abdinghofs, nunmehr aber sogar über den Patron - mit dem Dom in Bre-
men.1822
In Paderborn, dem einstigen Missionszentrum Karls des Großen, zeigt sich
eine stadttopographische Binnendifferenzierung der Sakrallandschaft, die zu-
gleich eine engere Vernetzung Paderborns zum äußersten Norden und Osten
Sachsens mit sich brachte. Der Patron Petrus erscheint hier jedoch eher als Index
und Garant überregionaler Vernetzung eines vielgestaltigen Zusammenspiels
von Regnum und Sacerdotium, ohne dass eine eindeutige Positionierung zwi-
schen Regnum und Sacerdotium nötig geworden wäre wie bei den Petruska-
thedralen von Bremen, Minden, Osnabrück und Naumburg oder im Paulus
geweihten Bistum Münster.

d) Mariendom - Kreuzstift - Weifendom. Petrus in Stadt und
Bistum Hildesheim
Analog zu Imad in Paderborn mag es in Hildesheim unter Godehard Reform-
einflüsse gegeben haben, die Petrus und Paulus in die Kathedrale brachten.1823
Wie in Paderborn so war auch in Hildesheim Maria die Hauptpatronin der
Kathedrale und ließ sich nicht - wie im Paderborner Kloster Abdinghof - durch
Petrus oder Paulus verdrängen. Godehards Nachfolger Hezilo (1054-79), der
Stifter der berühmten Leuchter des Domes, gründete gegen Ende seines Lebens,
das durch den Investiturstreit maßgeblich geprägt war, das Kreuzstift für 15
Kanoniker.1824 Petrus und Paulus bildeten zwar nur Nebenpatrone.1825 Gerade
dieser Befund ist aber ein weiterer Beleg für die häufig anzutreffende Verbin-
dung von Kreuz und Petrus, wie bereits das Beispiel der Kathedrale von Minden,
aber auch das Münsteraner Überwasserstift, Stift Borghorst und ferner die
Pfarrkirche von Billerbeck zeigte.
In Braunschweig schließlich bildeten im „Weifendom" St. Blasius ur-
sprünglich Petrus und Paulus die Patrone.1826 War der heilige Auctor für die Stadt
und ihr Gemeinwesen bedeutsam,1827 so sorgte der reformorientierte Hildes-
heimer Bischof Godehard bei seiner Weihe des Altares zu Ehren der Apostel-
fürsten sicherlich gezielt für deren Berücksichtigung. Die später hinzugefügten
Reliquien des Thomas Becket1828 verstärkten diesen Kontext ähnlich wie die neu
auflebende Verehrung von Gorgonius-Reliquien in Minden, die der Sohn
Heinrichs des Löwen, in der Vorstellung der spätmittelalterlichen Chronistik
aber sogar dieser selbst gestiftet hatte.1829 Heinrich der Löwe erregte noch im

1822 Vgl. oben Kapitel II.2.
1823 S. dazu Jarnut, Art. Godehard, in: LexMA 4, Sp. 1531 f.
1824 Streich, Klöster, Stifte und Kommenden, S. 77 f.
1825 Ebd.
1826 Vgl. hierzu ausführlich oben Anm. 556 f.
1827 Vgl. oben Anm. 382.
1828 Vgl. Ehlers/Kötzsche (Hgg.), Der Weifenschatz und sein Umkreis.
1829 Vgl. oben Anm. 635.
 
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