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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0131

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130

II. Petrus-Patrozinien in Sachsen

communis patris et domini).663 Auch das Osnabrücker Domkapitel führte von Al-
ters her eine Halbfigur des heiligen Petrus im Siegel.664
Wie Gorgonius in Minden so bilden in Osnbrück Crispin und Crispinian
wichtige Nebenpatrone. Von herausragender Bedeutung ist dabei ebenfalls Karl
der Große, der die Reliquien dieser beiden Heiligen den Fälschungen Bennos II.
zufolge gestiftet haben soll.665 Dies gilt sowohl für das Selbstverständnis als auch
die Fremd Wahrnehmung. Kaiser Heinrich IV. spricht - wiederum in einer Dis-
positio - 1077 mit audrücklichem Bezug auf die Tradition und auch Versündi-
gungen seiner Amtsvorgänger von den besonders wertvollen Märtyrern Crispin
und Crispinian sowie von der herausragenden Verehrung des Bistumsgründers
Karls des Großen in Osnabrück.666
Wegen eines schweren Dombrandes im Jahre 1100 wurden die angeblich
einst von Karl dem Großen als Gründungsgeschenk gereichten Reliquien dann
aus dem Hauptaltar ins Kloster Iburg überführt und 1106 in die restaurierte
Kathedrale zurückgegeben - wie eine Urkunde von 1110 bezeugt.667 Noch im
Jahre 1218 wurde der neue Hochaltar bewusst am 20. Juni geweiht - dem Tag der
heiligen Regina, der bereits den ältesten Osnabrücker Nekrologen mit dem
Translationstag von Crispin und Crispinian verbunden ist.668

d) Naumburg-Zeitz
Ein Petrus-Patrozinium für die Kathedrale von Zeitz ist urkundlich ab 976 ge-
sichert.669 Wahrscheinlich ging dieses bereits bei der Gründung des Bistums Zeitz
im Jahre 968 von der Zeitzer Kirche auf die neue Kathedrale und damit auf das

663 Philippi, Osnabrücker Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 172, S. 147 f., hier S. 147: Praeterea sollicitudinem
tuam ex parte Petri communis patris et domini instanter admonemus: ut non solum ecclesiae tuae diocesi,
sed etiam in omnibus suffraganeorum tuorum parochiis presbyteros, diaconos et subdiaconos admoni-
tionibus tuis caste vivere facias. Vgl. Jaffe, Monumenta Gregoriana (Bibi. II) S. 137; JL Regg.
Pontt. 4898 (3657)
664 Vgl. Füngling, Die ältesten Korporationssiegel Westfalens, S. 42 f.
665 S. oben Anm. 655.
666 Philippi, Osnabrücker Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 182, S. 153-155, hier S. 155 (die Urkunde ist auf
den 30. Dezember 1077 datiert); vgl. Nr. 185, S. 159-161, hier S. 161 (die Urkunde ist auf den
30. März 1079 datiert). S. dazu ausführlich unten Kapitel IV.3a.
667 Philippi, Osnabrücker Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 225, S. 192f.; s. dazu ausführlich unten Anm.
1193.
668 Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreins, S. 98 mit Anm. 17 gibt als terminus
ante quem das Jahr 981 an. Vgl. auch Popp, Der Schatz der Kanonissen, S. 84-88. S. zu dieser Frage
ausführlich unten Kapitel IV.3c.
669 Vgl. DO.II. Nr. 139; Dob. 1 Nr. 485; Wiessner, Bistum Naumburg, S. 110. Zu Zeitz s. ferner Antz,
Zeitz - Dom, sowie Otto/Rittig (Hgg.), Beiträge zur Baugeschichte, und Trimpert/Fröhlich (Hgg.),
Die archäologischen Ausgrabungen. S. auch Kunde, Der Naumburger Dom, und zu Zeitz ders./
John, Schatzhaus der Überlieferung, sowie Antz, Zeitz - Dom St. Peter und Paul. Zur Stadtto-
pographie s. Hirschmann, Die Anfänge des Städtewesens, S. 956-963 (Naumburg) und S. 999-
1001 (Zeitz).
 
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