Petrus als Patron zwischen Regnum und Sacerdotium (V.)
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mit den Heiligen Petrus und Paulus, doch dabei nicht zuletzt auch mit seinen
weiblichen Heldinnen.
Blickt man abschließend auf alle hier behandelten Heiligen, so fällt auf, dass
keines der Nebenpatrozinien in Konkurrenz zum Hauptpatron Petrus trat.
Vielmehr beleuchteten die verschiedenen männlichen und weiblichen Heiligen
bestimmte Aspekte, die Petrus ausmachten, und verstärkten oder ergänzten sie.
In liturgischer Hinsicht zeigt sich dies insbesondere in der Beziehung zu Rom:
durch den generell gleichbleibenden, jedoch regional erweiterten römischen
Ritus, durch ganz bestimmte Feste im Jahreskreis, durch konkrete Rekurse auf
die Stadttopographie oder schlicht durch die gemeinsame römische Herkunft
von Heiligen, bereits zu Lebzeiten oder in Form von Reliquien. Hagiographisch
zeigt sich ebenso oft ein Rombezug, aber auch eine konkrete Orientierung an
Petrus selbst: Nicht wenige Leidens- und Lebensbeschreibungen erinnern an das
biblische Vorbild Petri und Pauli sowie an beliebte Legenden über die beiden
Apostelfürsten. Historiographisch schließlich stellte die Papstliste im Liber
Pontificalis ein zentrales Vorbild für die lokale Traditionsbildung dar, freilich
meist mehr formal als inhaltlich.
Petrus als Patron zwischen Regnum und Sacerdotium (V.)
Betrachtet man die verschiedenen Petrus-Patrozinien im Vergleich zueinander,
so lassen sich einerseits jeweils deutliche Distinktionsbemühungen bis hin zu
klaren Profilbildungen erkennen, andererseits aber auch sichtbare Überein-
stimmungen und Verbindungen. Der gemeinsame Patron Petrus regte offenbar
ebenso zur selbstbewussten Abgrenzung als auch zum wechselseitigen Aus-
tausch an. Dies zeigt sich besonders pointiert bei der jeweiligen Sprengeispitze:
den Bischofskirchen. Die jeweiligen Eigenheiten in Liturgie, Hagiographie und
Historiographie, nicht zuletzt mit Blick auf die Petrus ergänzenden sekundären
Patroninnen und Patrone sowie die weiteren Heiligen, mögen folgende For-
mulierungen erlauben.
In Bremen erschien der Apostelfürst gleichsam als Fels in der Brandung und
erstberufener missionierender Fischer - als Petrus piscator. Dies zeigt sich litur-
gisch vor allem in der Perikopenordnung der Evangelienbücher und der Rom-
orientierung der Sakramentare sowie der Reichs- und Diözesanbezogenheit der
Stundenbücher. Hagiographisch entscheidend sind vor allem Willehad als
christianisierender Gründerbischof und Ansgar als Gründererzbischof, der als
„Missionar des Nordens" am Petrusgrab selbst zur Reliquie wurde. Historio-
graphisch bedeutsam war in Fortführung hagiographischer Versuche vor allem
der Bischof Adalbert unterstellte Patriarchatsplan für ganz Nordeuropa, hin-
sichtlich der Liturgie jedoch auch die umfängliche Rezeption der Nebenpatrone,
durch die sich wiederum verschollene liturgische und hagiographische Quellen
versuchsweise rekonstruieren lassen. Diese Nebenpatrone, darunter Kosmas
und Damian, bereicherten die kirchliche Metropole kosmopolitisch.
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mit den Heiligen Petrus und Paulus, doch dabei nicht zuletzt auch mit seinen
weiblichen Heldinnen.
Blickt man abschließend auf alle hier behandelten Heiligen, so fällt auf, dass
keines der Nebenpatrozinien in Konkurrenz zum Hauptpatron Petrus trat.
Vielmehr beleuchteten die verschiedenen männlichen und weiblichen Heiligen
bestimmte Aspekte, die Petrus ausmachten, und verstärkten oder ergänzten sie.
In liturgischer Hinsicht zeigt sich dies insbesondere in der Beziehung zu Rom:
durch den generell gleichbleibenden, jedoch regional erweiterten römischen
Ritus, durch ganz bestimmte Feste im Jahreskreis, durch konkrete Rekurse auf
die Stadttopographie oder schlicht durch die gemeinsame römische Herkunft
von Heiligen, bereits zu Lebzeiten oder in Form von Reliquien. Hagiographisch
zeigt sich ebenso oft ein Rombezug, aber auch eine konkrete Orientierung an
Petrus selbst: Nicht wenige Leidens- und Lebensbeschreibungen erinnern an das
biblische Vorbild Petri und Pauli sowie an beliebte Legenden über die beiden
Apostelfürsten. Historiographisch schließlich stellte die Papstliste im Liber
Pontificalis ein zentrales Vorbild für die lokale Traditionsbildung dar, freilich
meist mehr formal als inhaltlich.
Petrus als Patron zwischen Regnum und Sacerdotium (V.)
Betrachtet man die verschiedenen Petrus-Patrozinien im Vergleich zueinander,
so lassen sich einerseits jeweils deutliche Distinktionsbemühungen bis hin zu
klaren Profilbildungen erkennen, andererseits aber auch sichtbare Überein-
stimmungen und Verbindungen. Der gemeinsame Patron Petrus regte offenbar
ebenso zur selbstbewussten Abgrenzung als auch zum wechselseitigen Aus-
tausch an. Dies zeigt sich besonders pointiert bei der jeweiligen Sprengeispitze:
den Bischofskirchen. Die jeweiligen Eigenheiten in Liturgie, Hagiographie und
Historiographie, nicht zuletzt mit Blick auf die Petrus ergänzenden sekundären
Patroninnen und Patrone sowie die weiteren Heiligen, mögen folgende For-
mulierungen erlauben.
In Bremen erschien der Apostelfürst gleichsam als Fels in der Brandung und
erstberufener missionierender Fischer - als Petrus piscator. Dies zeigt sich litur-
gisch vor allem in der Perikopenordnung der Evangelienbücher und der Rom-
orientierung der Sakramentare sowie der Reichs- und Diözesanbezogenheit der
Stundenbücher. Hagiographisch entscheidend sind vor allem Willehad als
christianisierender Gründerbischof und Ansgar als Gründererzbischof, der als
„Missionar des Nordens" am Petrusgrab selbst zur Reliquie wurde. Historio-
graphisch bedeutsam war in Fortführung hagiographischer Versuche vor allem
der Bischof Adalbert unterstellte Patriarchatsplan für ganz Nordeuropa, hin-
sichtlich der Liturgie jedoch auch die umfängliche Rezeption der Nebenpatrone,
durch die sich wiederum verschollene liturgische und hagiographische Quellen
versuchsweise rekonstruieren lassen. Diese Nebenpatrone, darunter Kosmas
und Damian, bereicherten die kirchliche Metropole kosmopolitisch.