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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0269

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268

IV. Nebenpatronate und Heiligenkulte der sächsischen Petrus-Kathedralen

von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist.
Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein
anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden
sollen.
Auch sonst besitzt Petrus dem Neuen Testament nach heilende Wirkung: „Er
heilte vor der Tempelpforte einen Lahmen und in Lydda einen Gichtbrüchigen.
Andere Kranke genasen allein durch seinen Schatten. In Jaffa erweckte er Tabita
vom Tod."1456
Im Apsismosaik von Santi Cosma e Damiano am Forum Romanum geleiten
die Apostelfürsten Petrus und Paulus bei der Parusie Christi Kosmas und Da-
mian dem ewigen Heil entgegen.1457 In Bremen führte die gemeinsame Kom-
memoration und Präsentation alle vier Heiligen auf eine eigenständige Weise
zusammen: Am Anfang und zum Abschluss des Communicantes-Gebetes im
Messkanon wurde ihrer himmlisch verbürgten Verdienste zur Erwirkung auch
irdisch greifbarer Heilsfrüchte gedacht, und die Weisung all ihrer Reliquien
vereinigte sie am liturgischen Hochfest des Dompatrons Petrus.

c) Corpora integra. Die Verehrung vollständiger Gebeine im Bremer Dom
Die im Interpolament des späten 11. Jahrhunderts begegnende, wie gezeigt ur-
sprünglich wahrscheinlich auf den liturgischen Einschub eines Bremer Missale
zurückzuführende Erwähnung der Leiber von Quiriacus und Caesarius, Victor
und Corona, Felix und Felicianus sowie Kosmas und Damian1458 hinterließ noch
im spätmittelalterlichen Diplomatarium fabricae ecclesiae Bremensis des Johann
Hemeling ihre Spuren.1459 Dort erscheinen die Gebeine aber in verschiedenen
Varianten. Im ersten Kapitel seines Werkes sucht Hemeling die besondere sa-
krale Bedeutung Bremens unter Beweis zu stellen. Dazu stellt er die längst zu
wichtigen Nebenpatronen der Domkirche avancierten Apothekerärzte an die
Spitze, lässt Felix und Felicianus unerwähnt und erweitert die Liste stattdessen
durch Secundus, Cantius, Cantianus und Cantianilla. Zusammen mit den drei
Bekennerbischöfen der Frühzeit verweist Hemeling daher auf nicht weniger als
dreizehn corpora integra:
Nam in ipsa ecclesiafeliciter requieverunt et requiescunt tredecim sacrosancta
integra sanctorum corpora videlicet: Cosme, Damiani, Victoris, Corone,
Quiriaci, qui sanctam crucem domini prodiit et invenit, Secundi, Cesarii,
Cancii, Canciani et Cancianille martirum, ac eximiorum confessorum et
pontificum sanctorum Wilhadi, Anscharii et Reymberti, archiepiscoporum
istius sancte ecclesie Bremensis [...].1460

1456 So prägnant und konzise Kermani, Ungläubiges Staunen, S. 126.
1457 Vgl. Artelt, Art. Kosmas und Damian, Sp. 345.
1458 Vgl. oben Anm. 1417.
1459 Johann Hemeling, Diplomatarium (ed. Klink), HAB, Cod. Guelf. 142 Gud. lat.
1460 Ebd. fol. 6b (S. 64).
 
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