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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0332

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2. Kirchen, Klöster, Stifte und Städte, Kapellen, Oratorien und Altäre

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dieser Hinsicht nur ein Stift unter vielen. Beispiellos aber war in Cappenberg,
Varlar und Ilbenstadt die vollständige Umformung funktionstüchtiger, aktiver
Adelssitze in Konvente des Prämonstratenserordens, dem dann auch der Stifter
samt Ehefrau beitrat. Ohne Gottfrieds Stiftung und die damit einhergehende
faktische Entmachtung seiner eigenen Familie, die mit der seiner Frau zwei-
felsohne zum mächtigsten Adelsgeschlecht Westfalens aufgestiegen wäre, hät-
ten die Fürstbischöfe von Münster und Paderborn in der Folgezeit ihre Macht
nicht ebenso entfalten können* * 1799 und in den Nachkommen der Cappenberger
wohl einen ähnlich mächtigen Widersacher erfahren müssen wie die Hildes-
heimer Bischöfe in den Welfen. Bezeichnenderweise führen beide westfälischen
Bistümer nachweislich seit dem 14. Jahrhundert die Cappenberger Farben Rot
und Gold1800 - Farben, die sich auch in Hildesheim wiederfinden,1801 gleichwohl
aber im Reformpapsttum ihren Ursprung haben könnten.1802
Spiegelte die Petrus-Reliquie in Borghorst die engen Verbindungen zwischen
Kaiser Heinrich III. und dem dortigen Stift sowie dem amtierenden Bischof von
Münster wider, so ging dessen wettinischer Nachfolger 1074 in Billerbeck of-
fenbar eigene, das Kaisertum gegenüber Papst Gregor VII. favorisierende Wege.
Die Cappenberger Stiftung schließlich markiert nicht nur den Ausgleich zwi-
schen Bischof und Grafengeschlecht sowie Kaiser und Sachsen, sondern auch -
im Jahr des Wormser Konkordats - zwischen Regnum und Sacerdotium.

c) Mariendom - Abdinghof - Busdorf. Petrus in Stadt und
Bistum Paderborn
Stadt und Bistum Paderborn gehörten im Unterschied zu allen anderen west-
fälischen Diözesen nicht zur Kölner Kirchenprovinz, sondern zur Mainzer.1803
Umso erstaunlicher mag anmuten, dass die Krypta, die ursprünglich für die aus
Le Mans transferierten Gebeine des späteren Paderborner Bistumspatrons Li-
borius errichtet worden war, auch Reliquien des Petrus aufnahm: von seinen
Ketten und von seinem Bett.1804 Ausschlaggebend wird hier gewesen sein, dass
die Gebeine des heiligen Liborius 1068 unter Bischof Imad ins Westchor trans-
feriert wurden, wo Liborius seinen zentralen Altar und Imad seine bischöfliche
Memoria erhielt,1805 wohingegen die Krypta des damaligen Baus - wie noch
heute, aber wohl im Unterschied zur ersten Krypta Badurads (815-862) - im

Markgraf Konrad und seine Ehefrau Liutgar 1125 dotierten, s. Pätzold, Die frühen Wettiner,
S. 191-197.
1799 VgL oben Anm. 1152.
1800 VgL Gatz, Die Wappen der Hochstifte, S. 398 (Hochstift Münster: „In Gold ein roter Balken") und
S. 434 (Hochstift Paderborn: „In Rot ein goldenes Kreuz"); zu Münster s. bereits oben Anm. 1153.
1801 VgL Gatz, ebd., S. 204 (Hochstift Hildesheim: „Gespalten von Rot und Gold").
1802 VgL dazu oben Kapitel 1.6 und Bölling, Die zwei Körper des Apostelfürsten, S. 183-187.
1803 VgL Kohl, Bistum Paderborn, in: Gatz (Hg.), Atlas zur Kirche.
1804 S. oben Anm. 694.
1805 VgL oben Anm. 524.
 
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