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Bölling, Jörg; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Zwischen Regnum und Sacerdotium: Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 52: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51257#0132

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1. Domkirchen mit Petrus-Patrozinium

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gesamte Bistum über.670 Erst danach scheint Paulus hinzugetreten zu sein. Bei der
vom Papst genehmigten Verlegung des Bischofssitzes nach Naumburg im Jahre
1028 sind dann dort beide Apostelfürsten als Patrone der neuen Domkirche
übernommen und somit für das Bistum beibehalten worden.671 Denkbar ist aber
auch, dass das Doppelpatrozinium erst im Rahmen dieser Verlegung aufkam.672
In der Tat bilden die päpstlichen Urkunden zur Verlegung des Bistums die äl-
testen Quellenbelege eines Patroziniums mit beiden Apostelfürsten.673 Höchst-
wahrscheinlich steht hier folglich die neue Bedeutung der päpstlichen Kapelle im
Hintergrund,674 zu der verschiedene Kaiser und Reichsbischöfe seit Heinrich II.
enge Kontakte pflegten und die sie durch ihre eigenen entsprechenden Kapellen
nachhaltig prägten.675 Die Verlegung des Bistums erfolgte jedoch noch im Ein-
vernehmen mit dem Kaiser: Treten die deutschen Könige seit Heinrich II. in den
Papsturkunden gemeinhin nicht mehr als Intervenienten auf, so konnte die
Verlagerung des Bistums anscheinend nur aufgrund der Zustimmung Kaiser
Konrads II. erfolgen.676 Die Wahl des Doppelpatroziniums wies nach Rom, stand
aber in frühsalischer Zeit, ähnlich wie bei den karolingischen und ottonischen
Gründungen, noch nicht im Spannungsverhältnis von Regnum und Sacerdoti-
um. Weitere Patrozinien innerhalb der Naumburger Kathedrale sind für das 11.
und frühe 12. Jahrhundert nur schwer nachweisbar. Bereits auf die Bistums-
gründung im Jahr 1028 könnte das Marienpatrozinium des Westchores zu-
rückzuführen sein, da es sich um die Patronin der Salier und des Speyerer Do-
mes, ihrer Grab lege, handelte.677 Für die doppel chörige Anlage des heutigen, ab
1213 begonnenen Domes werden traditionell drei verschiedene Erklärungsvor-
schläge unterbreitet: erstens der salisch-marianische Einfluss Konrads II. schon
im Jahre 1028, zweitens die Unterscheidung eines Bereichs der Stifter (fundatores)
im Westen von dem des aus Zeitz umgezogenen Bischofs und des Kapitelkapi-

670 So jedenfalls Wiessner, Bistum Naumburg, S. 40 und S. 110. Graf, Peterskirchen in Sachsen, S. 142,
geht davon aus, das ursprüngliche Petrus-Patrozinium in Zeitz habe sich durch die Verlegung
des Bischofssitzes im Jahre 1028 nach Zeitz zum Doppelpatrozinium Petrus und Paulus ge-
wandelt. Zur Verlegung selbst s. zuletzt Kunde, Papst Gregor IX. transsumiert eine Papyrusur-
kunde, sowie Cottin/Doublier, Beglaubigung von gefälschten Urkunden; Tebruck, Adlige Herr-
schaft und höfische Kultur, S. 651-653 mit Abb. 7f.
671 Vgl. die Angaben bei Wiessner, Bistum Naumburg, S. 47 (zur Verlegung der Kathdrale) und
S. 110 (zum Patrozinium).
672 Graf, Peterskirchen in Sachsen, S. 142.
673 Vgl. Urkundenbuch des Hochstiftes Naumburg, Nr. 7, Nr. 13; vgl. Graf, Peterskirchen in Sach-
sen, ebd.; Kunde, Papst Gregor IX. transsumiert eine Papyrusurkunde.
674 Vgl. hierzu Elze, Die päpstliche Kapelle. Haider, Zu den Anfängen der päpstlichen Kapelle, traut
bereits den Tuskulanerpäpsten die entscheidenden Schritte zu. S. dazu ausführlich oben Kapitel
1.7.
675 Vgl. oben Kapitel 1.7 und 1.8 sowie mit vergleichbaren Einzelbeispielen Bölling, Petrus in Min-
den, Paulus in Münster.
676 Vgl. Johrendt, Papsttum und Landeskirchen, S. 47f. mit Anm. 101.
677 Vgl. Odenthal, Gottesdienst und Memoria im Naumburger Dom, S. 71 mit Anm. 55. Zu den
weiteren spätmittelalterlichen Altarpatrozinien im Dom s. die außerordentlich hilfreichen, nach
Art der schematischen Darstellungen Clemens Koschs gestalteten Pläne ebd. S. 68 f. mit Legende
auf S. 70.
 
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