2. Kirchen, Klöster, Stifte und Städte, Kapellen, Oratorien und Altäre
333
patrone verschiedener dem Apostelfürsten geweihter Kathedralen unter dem
gemeinsamen Patronat. Dabei war offenbar zunächst Bremen von zentraler Be-
deutung, in dessen liturgischen Handschriften sich auch umgekehrte Einflüsse,
etwa Paderborner Heilige, nachweisen lassen.1814 Vielleicht besteht auch beim
Marienpatrozinium im Westen1815 der Abdinghofer Kirche nicht nur ein Zu-
sammenhang mit dem ursprünglichen Patrozinium der Kirche sowie der Pa-
derborner Kathedrale, sondern auch mit dem Bremer Dom samt dessen Bezügen
zum Hamburger Mariendom. In Ergänzung zu den Bremer Neumen des Codex
Vicelinus wären auch die des Paderborner Fragments mit ebenfalls diastema-
tisch - auf Linien - notierten Neumen näher zu untersuchen.1816 Auch die Ka-
pitelle der Abdinghofer Klausur1817 verdienen möglicherweise einen eingehen-
den Vergleich mit ihren Bremer Pendants.1818 Die gemeinsame Relevanz beider
Apostelfürsten weist aber vor allem in Richtung der anderen hier hagiographisch
einflussreichen Domkirche: Naumburg. Das 11. bis 12. Jahrhundert gilt als
Blütezeit des Klosters, nicht zuletzt wegen des erwähnten Evangeliars und des
aus Helmarshausen stammenden Tragaltars von etwa 1120/30.1819 Das Evange-
liar enthält auch zwei Schatz Verzeichnisse: eines aus der noch ottonischen
Meinwerkzeit und ein weiteres, salierzeitliches aus der Amtszeit des Abtes
Gumpert (1093-114). Wie oben hinsichtlich der Liturgica der Kathedralen von
Bremen und Minden, ferner Osnabrück und Naumburg-Zeitz untersucht, so
wären im Falle des Abdinghofklosters die in der jüngeren Liste genannten gleich
mehreren Plenarmissalien, drei Evangeliare, drei Lektionare und ein Lektionar-
Evangeliar von besonderem Interesse.1820 Hier ließen sich womöglich wiederum
ganz eigene, regional multilaterale Bezüge zwischen Regnum und Sacerdotium
eruieren.
In der Busdorfkirche kommt anstelle des Paulus der Bruder des Petrus,
Andreas, hinzu - mit analogen Patrozinienwechseln zunächst auf Petrus, dann
auf Andreas. Dabei spielten offenbar ältere Traditionen eine Rolle, wie sie in
Rom, Köln und dann vor allem in Bremen gepflegt wurden.1821 Der Wechsel vom
Jerusalemer Grabes- zum Petrus-Patrozinium dürfte sein Vorbild in der päpst-
lichen Kapelle Sancta Sanctorum gehabt haben, die erwähnte spätere Fokussie-
rung auf Andreas mit St. Peter in Rom in Verbindung stehen und - wie schon im
1814 Vgl. bereits Schröder, Die Verehrung des heiligen Liborius, S, 43 mit Anm. 34 (ältere Lit).
1815 Vgl. die Grafik von Olga Heilmann nach einem Entwurf von Clemens Kosch in: Linde, 1000 Jahre
Abdinghof, S. 20.
1816 Vgl. Schmalor, Von der Gründung bis zur Säkularisation, S. 122, Abb. 8, und S. 120 mit Anm. 50
(Lit.).
1817 Vgl. Linde, 1000 Jahre Abdinghof, Abb. S. 25, sowie Stiewe, Die Abdinghofer Klausur, S. 153 mit
Abb. 3.
1818 Vgl. dazu die Lit. mit Abb. oben in Anm. 795.
1819 Zum Tragaltar s. zuletzt Linde, 1000 Jahre Kloster Abdinghof, S. 30f. (mit Abb. sowie Lit.), zum
Evangelium die beiden ganzseitigen Abb. ebd. S. 32 f.
1820 Vgl. Schmalor, Von der Gründung bis zur Säkularisation, S. 114 mit Anm. 3 (Lit.). Vgl. auch ebd.
S. 133, Anm. 81, mit Verweis auf weitere, mitunter freilich jüngere Liturgica.
1821 S. oben Kapitel IILla.
333
patrone verschiedener dem Apostelfürsten geweihter Kathedralen unter dem
gemeinsamen Patronat. Dabei war offenbar zunächst Bremen von zentraler Be-
deutung, in dessen liturgischen Handschriften sich auch umgekehrte Einflüsse,
etwa Paderborner Heilige, nachweisen lassen.1814 Vielleicht besteht auch beim
Marienpatrozinium im Westen1815 der Abdinghofer Kirche nicht nur ein Zu-
sammenhang mit dem ursprünglichen Patrozinium der Kirche sowie der Pa-
derborner Kathedrale, sondern auch mit dem Bremer Dom samt dessen Bezügen
zum Hamburger Mariendom. In Ergänzung zu den Bremer Neumen des Codex
Vicelinus wären auch die des Paderborner Fragments mit ebenfalls diastema-
tisch - auf Linien - notierten Neumen näher zu untersuchen.1816 Auch die Ka-
pitelle der Abdinghofer Klausur1817 verdienen möglicherweise einen eingehen-
den Vergleich mit ihren Bremer Pendants.1818 Die gemeinsame Relevanz beider
Apostelfürsten weist aber vor allem in Richtung der anderen hier hagiographisch
einflussreichen Domkirche: Naumburg. Das 11. bis 12. Jahrhundert gilt als
Blütezeit des Klosters, nicht zuletzt wegen des erwähnten Evangeliars und des
aus Helmarshausen stammenden Tragaltars von etwa 1120/30.1819 Das Evange-
liar enthält auch zwei Schatz Verzeichnisse: eines aus der noch ottonischen
Meinwerkzeit und ein weiteres, salierzeitliches aus der Amtszeit des Abtes
Gumpert (1093-114). Wie oben hinsichtlich der Liturgica der Kathedralen von
Bremen und Minden, ferner Osnabrück und Naumburg-Zeitz untersucht, so
wären im Falle des Abdinghofklosters die in der jüngeren Liste genannten gleich
mehreren Plenarmissalien, drei Evangeliare, drei Lektionare und ein Lektionar-
Evangeliar von besonderem Interesse.1820 Hier ließen sich womöglich wiederum
ganz eigene, regional multilaterale Bezüge zwischen Regnum und Sacerdotium
eruieren.
In der Busdorfkirche kommt anstelle des Paulus der Bruder des Petrus,
Andreas, hinzu - mit analogen Patrozinienwechseln zunächst auf Petrus, dann
auf Andreas. Dabei spielten offenbar ältere Traditionen eine Rolle, wie sie in
Rom, Köln und dann vor allem in Bremen gepflegt wurden.1821 Der Wechsel vom
Jerusalemer Grabes- zum Petrus-Patrozinium dürfte sein Vorbild in der päpst-
lichen Kapelle Sancta Sanctorum gehabt haben, die erwähnte spätere Fokussie-
rung auf Andreas mit St. Peter in Rom in Verbindung stehen und - wie schon im
1814 Vgl. bereits Schröder, Die Verehrung des heiligen Liborius, S, 43 mit Anm. 34 (ältere Lit).
1815 Vgl. die Grafik von Olga Heilmann nach einem Entwurf von Clemens Kosch in: Linde, 1000 Jahre
Abdinghof, S. 20.
1816 Vgl. Schmalor, Von der Gründung bis zur Säkularisation, S. 122, Abb. 8, und S. 120 mit Anm. 50
(Lit.).
1817 Vgl. Linde, 1000 Jahre Abdinghof, Abb. S. 25, sowie Stiewe, Die Abdinghofer Klausur, S. 153 mit
Abb. 3.
1818 Vgl. dazu die Lit. mit Abb. oben in Anm. 795.
1819 Zum Tragaltar s. zuletzt Linde, 1000 Jahre Kloster Abdinghof, S. 30f. (mit Abb. sowie Lit.), zum
Evangelium die beiden ganzseitigen Abb. ebd. S. 32 f.
1820 Vgl. Schmalor, Von der Gründung bis zur Säkularisation, S. 114 mit Anm. 3 (Lit.). Vgl. auch ebd.
S. 133, Anm. 81, mit Verweis auf weitere, mitunter freilich jüngere Liturgica.
1821 S. oben Kapitel IILla.