3. Osnabrück
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zumindest zeitweilig sogar prominenteren Heiligen selbst.1616 In diesem ältesten,
aus dem 12. oder frühen 13. Jahrhundert stammenden Osnabrücker Kalendar
begegnen nur zwei weitere Heilige, von denen es ausdrücklich heißt cuius reli-
cpiicie sunt apud nos beziehungsweise cuius relicpiicie habentur apud nos: Prokopios
am 8. und Hermagoras am 12. Juli.1617
Reginenreliquien begegnen explizit erstmals im Zusammenhang der Weihe
des Hochaltares am 20. Juni 1218 im Osnabrücker Dom.1618 Mit der Wahl dieses
Datums unterstrich man die bereits etablierte Kombination des Reginentages mit
dem Translationstag der durch Reliquien im Hauptaltar präsenten Nebenpa-
trone des Domes, Crispin und Crispinian. Geht man von einer Aufwertung des
Osnabrücker Reginentages durch die Translation der in Osnabrück so bedeu-
tenden Nebenheiligen Crispin und Crispinian aus, so ist diese bereits für das
ausgehende 10. Jahrhundert anzunehmen.1619 Regina, die ursprüngliche
Hauptheilige des Tages, wurde seit jeher an diesem Tag mitkommemoriert.1620
Sofern die Feier ihres Tages nicht ursprünglich ohne Reliquien erfolgte, könnten
diese bereits zwischen 940 und 946 auf Veranlassung Ottos I. oder seiner ersten
Gemahlin Edgith erworben worden sein.1621 Denkbar ist auch, dass in Osnabrück
zunächt sowohl ihr Festtermin als auch ihre Reliquien vorlagen,1622 wohingegen
Crispin und Crispinian erst später hinzugekommen sein könnten - möglicher-
weise über eine andere liturgische Quelle, in jedem Fall aber vor den besagten
Fälschungen Bennos II. In diesem Fall wäre Regina in Osnabrück vor der In-
itiative Bennos II. nach gegenwärtigem Quellenstand die bedeutendste Neben-
heilige gewesen.
Doch durch die Verbindung mit Crispin und Crispinian verlor Regina nicht
an Bedeutung, sondern blieb präsent. Der Termin gleich dreier Nebenpatrone
zog vielleicht sogar noch mehr Aufmerksamkeit auf sich als der einer einzigen
Nebenpatronin. Der prächtige Reginenschrein von 1312 mag die gleichzeitig
präsentierten Armreliquiare der beiden anderen Heiligen vielleicht sogar über-
strahlt haben.1623 Einer spätmittelalterlichen Quelle zufolge, die in einer Bollan-
distenab schrift überliefert ist, hatte bereits Karl der Große neben den Reliquien
von Crispin und Crispinian die anderer Bekenner und auch von Jungfrauen
geschenkt.1624 Es lag daher nahe, Regina nicht nur dem Termin nach, sondern
auch hagiologisch mit den beiden sekundären Dompatronen in Verbindung zu
bringen - als dritte, nunmehr weibliche Märtyrerin in der Nachfolge Petri und
Jesu. Seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erfolgte - mit oder ohne Crispin
und Crispinian - die kalendarisch-liturgische Kommemoration der Regina, ihre
1616 Meyer, Calendarium et necrologium, S. 108. VgL oben Anm. 1592.
1617 Meyer, Calendarium et necrologium, S. 120 f. VgL bereits Kraienhorst, Die Heiligen des Osna-
brücker Reginenschreines, S. 104 mit Anm. 51.
1618 Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, S. 98 f. mit Anm. 17-19.
1619 VgL oben Anm. 1597.
1620 Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, S. 99 mit Anm. 20.
1621 Popp, Der Schatz der Kanonissen, S. 87 f.
1622 VgL bereits Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, S. 99 mit Anm. 22.
1623 Zum Schrein s. Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, pass.
1624 Ebd. S. 100 mit Anm. 23.
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zumindest zeitweilig sogar prominenteren Heiligen selbst.1616 In diesem ältesten,
aus dem 12. oder frühen 13. Jahrhundert stammenden Osnabrücker Kalendar
begegnen nur zwei weitere Heilige, von denen es ausdrücklich heißt cuius reli-
cpiicie sunt apud nos beziehungsweise cuius relicpiicie habentur apud nos: Prokopios
am 8. und Hermagoras am 12. Juli.1617
Reginenreliquien begegnen explizit erstmals im Zusammenhang der Weihe
des Hochaltares am 20. Juni 1218 im Osnabrücker Dom.1618 Mit der Wahl dieses
Datums unterstrich man die bereits etablierte Kombination des Reginentages mit
dem Translationstag der durch Reliquien im Hauptaltar präsenten Nebenpa-
trone des Domes, Crispin und Crispinian. Geht man von einer Aufwertung des
Osnabrücker Reginentages durch die Translation der in Osnabrück so bedeu-
tenden Nebenheiligen Crispin und Crispinian aus, so ist diese bereits für das
ausgehende 10. Jahrhundert anzunehmen.1619 Regina, die ursprüngliche
Hauptheilige des Tages, wurde seit jeher an diesem Tag mitkommemoriert.1620
Sofern die Feier ihres Tages nicht ursprünglich ohne Reliquien erfolgte, könnten
diese bereits zwischen 940 und 946 auf Veranlassung Ottos I. oder seiner ersten
Gemahlin Edgith erworben worden sein.1621 Denkbar ist auch, dass in Osnabrück
zunächt sowohl ihr Festtermin als auch ihre Reliquien vorlagen,1622 wohingegen
Crispin und Crispinian erst später hinzugekommen sein könnten - möglicher-
weise über eine andere liturgische Quelle, in jedem Fall aber vor den besagten
Fälschungen Bennos II. In diesem Fall wäre Regina in Osnabrück vor der In-
itiative Bennos II. nach gegenwärtigem Quellenstand die bedeutendste Neben-
heilige gewesen.
Doch durch die Verbindung mit Crispin und Crispinian verlor Regina nicht
an Bedeutung, sondern blieb präsent. Der Termin gleich dreier Nebenpatrone
zog vielleicht sogar noch mehr Aufmerksamkeit auf sich als der einer einzigen
Nebenpatronin. Der prächtige Reginenschrein von 1312 mag die gleichzeitig
präsentierten Armreliquiare der beiden anderen Heiligen vielleicht sogar über-
strahlt haben.1623 Einer spätmittelalterlichen Quelle zufolge, die in einer Bollan-
distenab schrift überliefert ist, hatte bereits Karl der Große neben den Reliquien
von Crispin und Crispinian die anderer Bekenner und auch von Jungfrauen
geschenkt.1624 Es lag daher nahe, Regina nicht nur dem Termin nach, sondern
auch hagiologisch mit den beiden sekundären Dompatronen in Verbindung zu
bringen - als dritte, nunmehr weibliche Märtyrerin in der Nachfolge Petri und
Jesu. Seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erfolgte - mit oder ohne Crispin
und Crispinian - die kalendarisch-liturgische Kommemoration der Regina, ihre
1616 Meyer, Calendarium et necrologium, S. 108. VgL oben Anm. 1592.
1617 Meyer, Calendarium et necrologium, S. 120 f. VgL bereits Kraienhorst, Die Heiligen des Osna-
brücker Reginenschreines, S. 104 mit Anm. 51.
1618 Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, S. 98 f. mit Anm. 17-19.
1619 VgL oben Anm. 1597.
1620 Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, S. 99 mit Anm. 20.
1621 Popp, Der Schatz der Kanonissen, S. 87 f.
1622 VgL bereits Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, S. 99 mit Anm. 22.
1623 Zum Schrein s. Kraienhorst, Die Heiligen des Osnabrücker Reginenschreines, pass.
1624 Ebd. S. 100 mit Anm. 23.