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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0195

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194

6. Tod ohne Gewalteinwirkung

von Habsburg") oder Franz Grillparzers („König Ottokars Glück und Ende")
entstand auch ein Gedicht, dass sich den Erzählungen um den Grabritt König
Rudolfs widmet. In das Gedicht „Kaiser [sic!] Rudolfs Ritt zum Grabe" arbeitete
der Dichter Justinus Kerner einige Details aus der Steirischen Reimchronik wie die
Diagnose der Arzte beim Schachspiel, den Ausruf des Königs „Nach Speyer!"
und den Grabritt an sich ein. Dadurch kolportiert das Gedicht auch die Kenn-
zeichen eines guten Todes aus der mittelalterlichen Historiographie:
„Da auf einmal wird der Saal
Hell von überird'schem Lichte,
Und entschlummert sitzt der Held,
Himmelsruh' im Angesichte."1107
6.11. Heinrich VII.: Viele sagen, er sei vergiftet worden
Kaiser Heinrich VII. starb 1313 in Buonconvento bei Siena.1108 Er war 1308 zum
römisch-deutschen König gewählt und 1309 gekrönt worden.1109 Es gelang ihm,
die verschiedenen fürstlichen Interessen im Reich nördlich der Alpen schnell zu
seinem Vorteil auszugleichen,1110 so dass er bereits 1310 nach Italien aufbrechen
konnte, um sich zum Kaiser krönen zu lassen.1111 Trotz des vor allem um König
Robert von Sizilien/Neapel versammelten guelfischen Widerstands erreichte
Heinrich VII. Rom, gelangte jedoch nicht in die Stadt, so dass die Kaiserkrönung
von abgesandten Kardinälen des Papsts in St. Peter im Lateran vorgenommen
wurde.1112 Nach der Kaiserkrönung ging Heinrich VII. energisch gegen König
Robert vor, verlor dabei jedoch seinen Rückhalt an der Kurie und beim franzö-
sischen König.1113 In einem Feldlager während der militärischen Kampagne
verstarb der Kaiser. Einige Schreiber schildern eine Krankheit, es kamen jedoch
auch sehr früh Giftmordgerüchte auf, in deren Zentrum der dominikanische
Beichtvater Bernardino di Montepulciano und die Vergiftung des Abendmahls
stehen.1114 Diese besondere Form der Vergiftung wurde im Falle Kaiser Hein-

1107 Kerner, Ritt.

1108 Zu Kaiser Heinrich VII. siehe die einzige Biographie Schneider, Heinrich VII. Einen kurzen
Einblick bieten Thorau, Heinrich VII. sowie Menzel, Zeit, S. 138-153.

1109 Siehe hierzu Büttner, Weg, Bd. 1, S. 269-294.

1110 Siehe hierzu Kapitel A 1.2.3.

1111 Zum Romzug siehe Pauly, Rom; Herde, Guelfen; Passigli, Topografiä. - Im Februar 1311 entging
Heinrich VII. nach mehreren Quellen in Mailand einer Mordverschwörung, siehe Bowsky
Henry VII, S. 98 f.

1112 Zur Kaiserkrönung siehe Görich, Kaiserkrönung; Margue, Aachen.

1113 Bowsky, Henry VII, S. 178-211.

1114 Die Möglichkeit, beim Abendmahl vergiftet zu werden, wird unter anderem von Thomas von
Aquin diskutiert, Collard, Crime, S. 52. Schilderungen solcher Attentate beziehungsweise der
Versuche beziehen sich jedoch meist auf Geistliche, siehe die bei Lewin, Gifte, S. 472-474
zusammengestellten Quellen zu einem derartigen Giftmordversuch an Papst Viktor II. und dem
angeblich geglückten Giftattentat gegen Viktor III.
 
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