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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Universität Heidelberg [Contr.]; Universität Heidelberg [Contr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0279

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7. Tod durch Gewalteinwirkung

Eine weitere Gemeinsamkeit vieler Schilderungen sind tödliche Schwert-
hiebe zum Kopf oder Hals des Königs. Oftmals wird von einem gezielten Hieb
berichtet der ausgereicht habe, um den König zu töten. Auch dies ist ein Ele-
ment, das sich in den Schilderungen zu Toden durch Gewalteinwirkung auf-
fallend oft beobachten lässt. Im Falle König Philipps gibt es die Möglichkeit dies
zu hinterfragen, da der Schädel des Königs in Speyer erhalten ist. Er ist intakt und
zeigt keine Spuren von Schlagverletzungen.1605 Anhand der Gebeine des Königs
kann keine Aussage getroffen werden, wie genau er ermordet wurde. Dies zeigt
zum einen die Aussagekraft der Gebeine in dieser Hinsicht auf und legt zum
anderen nahe, dass es sich bei den gezielten Schlägen zum Kopf oder Hals um
einen Topos handelt.1606
Der Mord an Philipp II. wurde von Rainer Lewandowski unter dem Titel
„Der Königsmord zu Bamberg" als Theaterstück aufbereitet (Uraufführung
Bamberg 1998).1607 Die in der Forschung vorherrschende Einschätzung einer
„Privatrache" des Pfalzgrafen bot für den Theaterintendanten nicht genügend
Spannung, er griff auf die These Bernd Ulrich Hückers zurück, es habe eine
Verschwörung gegen den König gegeben. Die einzelnen Bestandteile dieser
Theorie sind mittlerweile widerlegt, allerdings hat die durch die provokante
These Hückers angestoßene Forschung maßgeblich dazu beigetragen, dass die
verschiedenen Kontexte des Mords heute klarer erscheinen. Auf dieser Grund-
lage erscheint der Mord aufgrund eines gebrochenen Versprechens vielleicht
doch wieder spannend.
7.1.2. Albrecht I.
Albrecht I. wurde 1308 von einer Gruppe Adliger um seinen Neffen Johann
ermordet.1608 Albrecht war 1298 gegen König Adolf erhoben worden und hatte
im selben Jahr gegen diesen in der Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim ge-
kämpft, in der Adolf fiel.1609 Bereits 1295 hatte sich Albrecht I. einigen historio-
graphischen Quellen zufolge eine Vergiftung zugezogen. Im Verlauf der Be-
handlung soll er ein Auge verloren haben.1610 1306 gelang es ihm, seinen Sohn
Rudolf III. zum böhmischen König erheben zu lassen und im folgenden Jahr
wurde festgelegt, dass im Falle eines kinderlosen Todes Rudolfs die Herrschaft
an seinen ältesten Bruder übergehen sollte. 1307 starb Rudolf III. allerdings und
Albrecht I. musste selbst eine militärische Niederlage hinnehmen.1611 Für 1308
war ein Böhmenfeldzug in Vorbereitung.

1605 Photographien des Schädels sind im Stadtarchiv Speyer verfügbar, siehe S. 466 Anm. 2714.

1606 Kortüm, Kriege, S. 221-225 zeigt an archäologischen Funden auf, dass auf Schlachtfeldern mit
Vorliebe der Bein- und Kopfbereich von Gegnern attackiert wurde.

1607 Lewandowski, Nachwort.

1608 Zu Albrecht I. siehe Hessel, Albrecht. Einen kurzen Einstieg bieten Reinle, Albrecht I. sowie
Menzel, Zeit, S. 121-138.

1609 Zur Königswerdung siehe Büttner, Weg, Bd. 1, S. 237-264.

1610 Hessel, Albrecht, S. 42; Danuser, Göllheim, S. 27-33.

1611 Krieger, Habsburger, S. 103-106.
 
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