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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0313

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312

7. Tod durch Gewalteinwirkung

wähl 1314 und der darauffolgenden militärischen Auseinandersetzungen,
wurde Albrecht I. in späteren Schilderungen jedoch auch negativ ausgedeutet.
(2.) Somit zeigt sich auch die Überlieferung zum Königsmord 1308 sehr stark
geprägt durch den weiteren Verlauf der Ereignisse.
Eine erstaunliche Gemeinsamkeit weisen die beiden Überlieferungsgruppen
in einem erzählerischen Detail auf: Der tödliche Hieb wurde oft als zum Kopf,
Hals oder Brustbereich des Opfers geführt geschildert. Dass dies so oft genannt
wurde, ist zunächst eine Gemeinsamkeit. Der ohne Spuren eines Schlags erhal-
tene Schädel Philipps II. führt allerdings zu der Frage, ob es sich beim tödlichen
Hieb zum Kopf nicht um einen Topos handelt. Die im Folgenden untersuchten
Tode im Umfeld militärischer Aktivitäten bieten die Möglichkeit, diese Frage
weiterzuverfolgen.
Als übergeordnete Ergebnisse der Überlieferungen zu den beiden Königs-
morden müssen somit die tendenzielle Verschiebung des moralischen Fokus' auf
den Täter und die in diesen Fällen sehr deutlich herausarbeitbaren Einflüsse der
weiteren Geschehnisse auf die Schilderungen der Königsmorde festgehalten
werden. Diese Ergebnisse konnten bereits helfen, Giftmordzuschreibungen oder
den vermeintlichen Selbstmord Heinrichs (VII.) besser zu verstehen und werden
nun auch bei der Untersuchung der beiden im Feld verstorbenen Könige mit-
einbezogen werden.
7.2. Tod im Felde
7.2.1. Tod auf Kriegszug - Entstehungskontexte und Blicke auf den in der
Fremde verstorbenen König Wilhelm
Im Januar 1256 starb König Wilhelm auf Kriegszug in Friesland nahe der Stadt
Hoogwoud.1825 Wilhelm war bereits 1247/48 gegen Friedrich II. und dessen Sohn
Konrad IV. zum König erhoben worden, konnte sich jedoch erst nach dem Tod
Konrads IV. 1254 durchsetzen.1826 Als antistaufischer König erhielt er große
Unterstützung von Seiten Papst Innocenz' IV.1827 Wilhelms Königtum gilt als
typisch für die nachstaufische Zeit, da er nicht aus einer alten Königsfamilie
stammte und seine Herrschaft als König stark um seine Stammlande kreiste.1828
So war auch der Feldzug gegen die Friesen ein Versuch Wilhelms als Graf von

1825 Auf die geläufige, aber irreführende Bezeichnung „Wilhelm von Holland" wird im Folgenden
verzichtet, da sie Wilhelm auf seine Herrschaft in der Grafschaft Holland reduziert. Es wird die
in den Urkunden gebrauchte Selbstbezeichnung „König Wilhelm" genutzt. Zur Titulatur siehe
Hägermann, Wilhelm von Holland, S. 267 f. - Eine aktuelle Biographie zu König Wilhelm stellt
ein Desiderat dar, weshalb auf ältere Werke zurückzugreifen ist, siehe Ulrich, Geschichte und
Hintze, Königtum. Hilfreich, da auf breiter Quellenbasis erarbeitet, jedoch teilweise veraltet,
Kempf, Geschichte, S. 113-178.

1826 Zur Königswerdung Büttner, Weg, Bd. 1, S. 171-187. - Zum Tod Konrads IV. siehe Kapitel 6.8.

1827 Büttner, Weg, Bd. 1, S. 172.

1828 Kaufhold, Interregnum, S. 33.
 
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