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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0429

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428

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

bekannt ist, dass William Rishanger weite Teile aus Nicholas Trevets Werk
übernahm,2468 kann diese Nachricht Letzterem zugeschrieben werden. Geson-
derte Herzbestattungen waren in Richards Umfeld nicht unüblich: Das Herz
seiner ersten Frau Isabella Marshal wurde separat in Tewkesbury bestattet, das
Herz seines Sohns Heinrich in Westminster Abbey, nahe dem Schrein Edwards
des Bekenners.2469 Ein weiteres abstützendes Indiz ist die Bestattung Beatrix' von
Falkenburg in der Oxforder Franziskanerkirche 1276.2470 Im 15. Jahrhundert
schreibt John Rous, der in Oxford studiert hatte, schließlich, das Herz des Königs
sei im Chor der Minoritenkirche unter einer Pyramide bestattet gewesen.2471
Trotz der wenig umfangreichen Überlieferung scheint eine separate Herzbe-
stattung in Oxford somit recht wahrscheinlich,2472 auch wenn gerade Thomas
Wykes, der über König Richard und seinen Tod sehr ausführlich berichtet,2473
hiervon nichts erwähnt. Der Engländer ist damit einer von vier römisch-deut-
schen Königen im Untersuchungszeitraum, denen eine Herzbestattung zuge-
schrieben wird.2474 Unter Heinrich VIII. wurde die Kirche aufgelöst,2475 über den
Verbleib des Grabmals ist nichts bekannt.
König Richard wurde allem Anschein nach als Angehöriger des englischen
Hochadels bestattet. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass seine römisch-deutsche
Königswürde in irgendeiner Form bedacht wurde. Dieser Umstand wird ergänzt
durch das Schweigen der Schreiber im Reich: Wie sein Tod2476 wurde auch seine
Bestattung im Reich nicht notiert.
A 1.1.10. Middelburg
1282 fand Graf Floris V. von Holland angeblich die Gebeine seines Vaters König
Wilhelm in Friesland und überführte sie in die Abtei Middelburg.2477 Über die

struxerat, sepelitur. Zum Schreiber: Ruch, Art. „Trevet, Nicholas". - Wortgleich: William Rish-
anger, Chronica, S. 68. Zum Schreiber: DeVries, Art. „Rishanger, William".
2468 DeVries, Art. „Rishanger, William", S. 1282. - In den Editionen ist dies nicht vermerkt.
2469 Siehe Westerhof, Death, S. 58/61.
2470 Ebd., S. 63.
2471 Joannis Rossi Antiquarii Warwicensis Historia Regum Angliae, S. 199: Cor tarnen suum Oxoniae in
choro fratrum Minorum sub sumptuoso et mirandi operis piramide decentissime humatum est. Zum
Chronisten: Peverley, Art. „Rous, John". Zu dieser Stelle und dem Grab: Little, Grey Friars, S. 25;
Wood, Survey S. 384. - Zur Verwendung von Pyramiden und Urnen bei Herzbestattungen (in
Bezug auf Frankreich) siehe Desfayes, Tombeaux, S. 18.
2472 Denholm-Young, Richard, S. 152 sowie Trautz, Richard, S. 52 geben ebenfalls beide Graborte an.
Kaufhold, Könige, S. 337 und Schwarz, Herrschaft, S. 56 Anm. 7 kennen hingegen nur Hailes.
2473 Siehe Kapitel 6.9.
2474 Zum Brauch der Mehrfachbestattung: Schmitz-Esser, Leichnam, S. 631-651, bes. 636-640 sowie
Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 210-213. Beide nehmen jedoch die Bestattung König
Richards nicht zur Kenntnis. Ebd., S. 212 muss somit in seiner pauschalen Aussage, für keinen
römisch-deutschen König des Spätmittelalters sei eine Herzbestattung sicher überliefert, le-
diglich zu Ludwig IV gebe es „Gerüchte", korrigiert werden.
2475 Zur Geschichte der Kirche: Little, House.
2476 Siehe Kapitel 6.9.
2477 Siehe Kapitel A 1.2.2.
 
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