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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 7
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Kleemann, S.: Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen [1]: ueber Malerfarben und über deren Einwirkung aufeinander
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0029

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26. Dez. 1904.
Herausgegeben von der ,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.
Nr. 7.

Inhalt: Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen. I. Ueber Malerfarben und über deren Einwirkung aufeinander. Von
Dr. S. Kleemann. — Etwas über graphische Kunst. Von Walter Ziegler. — Technische Neuheiten. — Anfragen
und Beantwortungen. — Literatur.

Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen.*)
I.
Ueber Malerfarben und über deren Einwirkung aufeinander.
Von Dr. S. Kleemann, Chemiker.

Bei Auswahl der Farben für seine Palette
sieht wohl mit Recht jeder Maler zunächst auf
die physikalische Beschaffenheit derselben. Er
entnimmt der Tube eine Probe und vergewissert
sich, ob der Farbstoff, oder wie man der Kürze
halber zu sagen pflegt, „die Farbe" nicht zu
dünn und nicht zu dick und vor allem, ob sie
auch so fein als möglich mit dem Bindemittel
angerieben ist, so dass die Verarbeitung mit dem
Pinsel ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitet.
Dann sieht er zumeist auf das Verhalten der
Farben gegen das Licht. Er weiss, die ganze
Photographie beruht auf einer Zersetzung von
chemischen Substanzen — zumeist Silbersalzen —
durch das Licht, und es ist ihm wohlbekannt, dass
unter den vielen Alalerfarben sich eine Anzahl
befindet, die gleichfalls das Licht scheuen, wenn
sie auch nicht so rasch, wie jene Substanzen
auf der photographischen Platte eine Verände-
rung erleiden. Des weiteren berücksichtigt der
sachkundige Maler wohl auch den Einfluss der
Luft auf seine auserwählten Farben oder, besser
gesagt, den Einfluss der in der Luft vorhandenen
Stoffe, hauptsächlich des Schwefelwasserstoffes.
Schwefelwasserstoff, jenes übelriechende, bei
der Zersetzung eiweisshaltiger Körper — man

*) Zn diesem, alle Maler gleichmässig interessierenden
Thema bringen wir zunächst einen von einem Chemiker uns
freundlichst zur Verfügung gestellten Artikel und werden dar-
auf noch eine zweite Einsendung, sowie das weitere uns vor-
liegende Material folgen lassen.

denke an faule Eier — auftretenda Gas, verän-
dert Blei- und Kupfer-^ auch Eisen-haltige Stoffe.
Es bräunt resp. schwärzt dieselben, und aus
diesem Grunde gibt es gar manchen, der sogar
Bleiweiss oder Kremser-Weiss von seiner Pa-
lette bannt.
Diese hier aufgeführten Punkte zieht wohl
die grösste Zahl der Künstler bei Ausübung ihres
Berufes in Erwägung. Ich möchte aber bezwei-
feln, ob sie noch weiter gehen und im Zusammen-
hang mit den erkorenen Farben an andere, ganz
ebenso wichtige Dinge denken, von welchen im
nachfolgenden einiges gesagt sein soll. Begreif-
lich ist es, denn hierzu gehört eigentlich eine
schon etwas tiefere Kenntniss der Chemie, und
so lange es Chemiker gibt, die sogar Bücher über
diesen Gegenstand schreiben und darin stellen-
weise recht bedenkliche Unkenntnis zeigen,*)
kann man es dem Maler, der in seinem Beruf
aufgeht, nicht verargen, wenn er sich nicht ein-
gehender mit dem Studium der Farben-Chemiebe-
fasst. Umsomehr dürfte es interessieren, das Aller-
wichtigste kurz zusammengefasst hier zu finden.
In der Chemie spricht man 1. von Elementen,
das sind einfache Körper, die sich nicht in zwei
oder mehrere verschiedene Körper zerlegen lassen
und 2. von Verbindungen, das sind zusammen-
gesetzte Körper, aus welchen sich zwei oder

*) Der Verfasser möchte hier ausdrücklich bemerken,
dass er das ganz vorzügliche und jedem empfehlenswerte Buch
von Lincke hierbei nicht im Auge hat.
 
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