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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 9
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Friedlein, E.: Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen [3]: zur Frage der Farbenmischung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0037

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MöHCBHEK ^
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Tati IQfl^ Herausgegeben von der,,Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS. Tyr Q
^ J. J an. l^UO. Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München. ^

Inhalt: Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen. II. Zur Frage der Farbenmischung. Von E. Friedlein. — Neue Bücher
über Maltechnik (Schluss). — Anfragen und Beantwortungen.

Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen.
ii.
Zur Frage der Farbenmischung.")
Von E. Friedlein.

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, dass
trotz der Jahrzehnte alten „Bestrebungen" in kunst-
technischen Fragen so wenig Klarheit herrscht,
dass besonders jeder Anfänger, will er sich einige
Sicherheit in seiner Arbeit aneignen, aus eigenen
Erfahrungen seine Anhaltspunkte mühsam zu-
sammensuchen muss, und so vieles, was er liest
und hört, sich zuletzt als nicht stichhaltig erweist
und nur verwirrt. Es kommt das nicht etwa da-
her, dass zu wenig, sondern dass zu viel dar-
über geschrieben wird. Wie viele Abhandlungen
liest man da, bei denen man ein Schütteln des
Kopfes nicht unterdrücken kann.
Zu den Fragen, die immer und immer wieder
auftauchen, gehört auch die Verträglichkeit der
Farbstoffe untereinander. Und doch sind es mei-
stens nur unverstandene Theorien, die diese
Angst vor der chemischen Feindseligkeit her-
vorrufen.
Sehr viel dürfte zur Beruhigung schon die
Erwähnung beitragen, dass chemische Verände-
rungen und Umbildungen, welche die Farben
unter sich beim Mischen erleiden könnten, schon
im flüssigen Zustande auf der Palette in Erschei-
nung treten. Verändern sich die Farben auf dem
Bilde mit der Zeit, so ist das wohl immer der
Einwirkung anderer Agentien auf einzelne Farb-

*) Herr E. Friedtein, früher in Würzburg, jetzt in Laim
b. München, seit Jahrzehnten mit den Probiemen der Farben-
und Maltechnik beschäftigt und in diesem Fach bewandert, hat
auf unseren Wunsch obigen Artikel zur Verfügung gestellt, wo-
für wir auch an dieser Stelle unsern Dank aussprechen.

stoffe zuzuschreiben, die mit der Mischung nicht
im Zusammenhang steht, -z. B. höhere Oxydation
besonders bei Feuchtigkeit (Verwitterung), Ein-
wirkung schwefelwasserstoffhaltiger Luft, oder
Nachdunkeln und Veränderungen im Bindemittel
besonders der Oele und OelHrnisse. Sind ja doch
solche Nachdunklungen, welche bei Oelbildern
oft so störend wirken, in anderen Techniken,
wie Fresko, Tempera und Farben mit fettsaurer
Tonerde (Gussow) ausgeschlossen.
Betrachten wir die Farbstoffe nach dieser
Seite hin generell etwas näher. Für die ernste
Kunst sind Farben organischen Ursprungs, welche
dem Licht ausgesetzt werden, ohnedies ausge-
schlossen, mit Ausnahme des Krapps. Es sind
auch die Krappfarben nicht ganz einwandfrei und
wirkt besonders direktes Sonnenlicht auch darauf
bleichend; allein wir besitzen eben keine andere
derartige Farbe und müssen es so hinnehmen,
und nur die aus Alizarin hergestellen Farben sind
brauchbar. Mit alkalischem Bindemittel werden
sie kälter, mit sauren wärmer. Ob ein neuer
gelber Farbstoff, das Chinophenol, sich als licht-
echt erweist, ist noch nicht genügend festgestellt;
jedenfalls ist es wegen seiner Löslichkeit in Oel
für Untermalungen und Mischungen in der Oel-
malerei ausgeschlossen, so lange nicht eine mine-
ralische Verbindung desselben diese Eigenschaft
beseitigt. Es zieht sich wie der Asphalt immer
wieder durch die Uebermalung hindurch auf die
Oberfläche. Ich weiss wohl, dass einzelne Farben
wie Carmin, Gummigutt etc. in der Aquarell-
 
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