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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 9
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Anfragen und Beantwortungen
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36

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 9.

Grün ähnliches Produkt, dem Verde Paolo Vero-
nese, das ein weniger sicherer Farbstoff ist.
Was Ihre zweite Frage betrifft, ob die Schäd-
lichkeit oder Haltbarkeit der Mischungen eben-
dieselbe in Tempera- wie in Oelfarbe ist, so diene
Ihnen, dass in dieser Hinsicht ein wesentlicher
Unterschied zwischen diesen beiden Arten von
Malerfarben nicht besteht. 1st also eine Mischung
zweier Oelfarben nicht zulässig, so sollten die-
selben Farbkörper auch als Tempera nicht mit-
einander in Berührung kommen.
Wir sagen Herrn Dr. Kleemann bestens Dank!
Frau N. V. E., Bresiau. Betreffs Ihrer Anfrage,
ob Dr. Täubers Retouchierfirnis nur als solcher
oder auch als richtiger (Schluss-) Firnis zu gebrauchen
ist, haben wir uns direkt an Herrn Regierungsrat
Prof. Dr. E. Täuber gewendet und von diesem fol-
gende Antwort erhalten: „Ueber die Verwendung
meines Firnisses als Schlusslack habe ich keine Ver-
suche angestellt, möchte daher auch vorläufig nicht
dazu raten. Er ist dem Vibert'schen »Vernis à re-
touchera möglichst genau nachgebildet. Da nun Vibert
einen besonderen, anders zusammengesetzten »Ver-
nis a tableaux« hergestellt hat, so besteht doch Ver-
dacht, dass der »Vernis à retoucher« und deshalb
auch mein Retouchierfirnis den an einen Schluss-
firnis zu stellenden Anforderungen nicht voll ge-
recht wird."
Herrn G., München. Sie schreiben unterm 2. Ja-
nuar 190g :
Mit grossem Dank und Freude las ich heute
die Erwiderung auf meine Frage bez. der Unter-
malung der alten Meister. Ich vergass dort einen
derselben, von dem ich meine Annahme der Nicht-
untermalung in Grau ebenso berechtigt ableiten
möchte, Franz Hals.
Nun kommt aber noch eine Frage, deren
Beantwortung vielleicht für viele von grösstem
Interesse, falls dies Ihnen möglich ist. Baron
Pereira schreibt in seinem Leitfaden für Tempera,
dass „alle Bilder der Italiener, Deutschen und
Holländer vom 13.—17. Jahrhundert, eines Van
Eyck, Rembrandt, Holbein, Dürer, Titian, Vero-
nese, Tintoretto, Velasquez, Murillo etc., durch-
aus mit Tempera gemalt oder zum mindesten mit
Tempera untermalt seien" und fügt hinzu, der Be-
weis dessen liesse sich erbringen. —
Nun bleiben wir beim ersten oben: Van Eyck.
Dieser hat doch, so sagt man, die Oelmalerei zu-
erst angewendet (erfunden?).
Dann liest man hundertmal in den Mono-
graphien über Rembrandt, Dürer, Holbein immer
und immer wieder Oelgemälde und wieder Oel-
gemälde, oder sollten die Autoren dieser doch so
verbreiteten Werke davon nichts wissen, dass diese
Bilder nach obenbezeichneter Art hergestellt sind?
Ich komme hier wieder auf Velasquez zurück und
kann mich nicht dareinfinden, wie dieser Meister

bei seinen grandiosen impressionistischen Werken
mit der Tempera zurechtgekommen sein soll.
Schnell malen kann man mit Tempera, das wird
niemand in Frage stellen, aber tonig, weich, oder
gar mit feinen Lasuren, wie sie viele bei Oel an-
wenden? Es müsste hier natürlich das immer-
währende Firnissen in Betracht kommen. Ich
glaube kaum, dass sich Velasquez bei Porträts
eines Hofnarren oder irgend eines ungeduldigen
Modells einer solchen Methode bediente, die wuch-
tige Malart des Innozenz X. lässt, glaube ich,
wenigstens nach den guten Reproduktionen an-
zunehmen, nicht darauf schliessen, ebenso anderer-
seits bei Rembrandt.
Ich bin sehr gespannt, sollte sich meine
Frage beantworten lassen, was hierüber gesagt
wird. Ob in dem empfohlenen Werke H. Lud-
wigs darüber zu lesen ist, kann ich noch nicht
sagen, da ich es erst bekomme und sage ich für
heute nur das eine, dass es nicht genug be-
grüsst werden kann, dass wir mit solchen
hochwichtigen Schriften wie die „Kunst-
technischen Blätter" beschenkt werden.
Zunächst unseren herzl. Dank für Ihre Worte
der Anerkennung, die beweisen, dass die „Kunst-
technischen Blätter" den Interessen unserer Kollegen
entgegenkommen. Das angeschlagene Thema im
Briefkasten beantworten zu wollen, ist unmöglich.
Nur so viel: Dass alle Künstler vom 13. bis zum
17 .Jahrhundert mit Tempera gemalt resp. mitTempera
untermalt hätten, ist leichter hehauptet als bewiesen,
und so ohne weiteres lässt sich auch das Gegenteil,
alle hätten mit Oelfarben gemalt, nicht feststellen.
Viele mögen in verschiedener Art gemalt haben, wie
auch heute. Wenn Sie sich intensiver mit der Frage
beschäftigen wollen, und Sie bei Ludwig nicht ge-
nügende Aufklärung finden sollten, dann empfehle
ich Ihnen meine drei Bände „Entwicklungsgeschichte
der Maltechnik" (Verlag von Georg D. W. Callwey,
München). Darin finden Sie alle Quellen zusammen-
gestellt, die überhaupt bis jetzt bekannt sind, so-
wohl des Altertums, als auch des Mittelalters, der
Renaissance und der Folgezeit. Nur aus — Be-
scheidenheit hatte ich es in meiner vorigen Antwort
unterlassen, dieses Werk zu empfehlen.
Herrn F. S. H., München. Die erste Ihrer
Fragen findet durch den Artikel von E. Friedlein
ihre Erledigung: es dürfte Ihnen leicht fallen, eine
Palette von 20 Farben aus der angegebenen Liste
zusammenzustellen. — Unter Preussischschwarz ist
jedenfalls Preussischbraun gemeint, das durch Brennen
von Preussischblau gewonnen wird. Es ist in den
Preislisten derKünstlerfarben-Fabriken enthalten. —
Auf Ihre dritte Frage können wir heute wegen Raum-
mangels nicht mehr so ausführlich, als es wünschens-
wert wäre, antworten und kommen später noch da-
rauf zurück. E. B.

Verlag der Werkstatt der Kunst, Ernst CIoss, München.
 
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