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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 10
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Berger, Ernst: Antike Maltechnik [1]: altägyptische Mumiensargmalereien$E. Berger
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Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der Kgl. Akademischen Hochschule für die Bildende Künste zu Berlin [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0045

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Nr. 10.

Münchner kunsttechnische Blätter.

41

Gummi-Traganth ist in dicker Konsistenz als
Farbenbindemittel nicht geeignet, in dünner Lö-
sung aber nicht bindend genug ; Gummiarabikum,
das Plinius als Bindemittel für Buchschreiber
mehrfach erwähnt, ist für Malerei auf Holzunter-
lage ohne Beigaben (wie z. B. Honig oder Zucker)
zu spröde. Sehr merkwürdig und für die alt-
ägyptische Maltechnik von grosser Bedeutung ist
eine Stelle des Einbalsamierungs-Papyrus
von Bulak (veröffentlicht von Henrich L. Emil
Lüring: Die über die medizinischen Kenntnisse
der alten Aegypter berichtenden Papyri, Leipzig,
1888), in welcher die Verwendung von Honig
zur Malerfarbe erwähnt ist. Die Stelle lautet
(Seite 93): „Die Gestalt des Gottes Chem wurde
mit grüner Farbe (Kenti), die mit Honig ange-
macht ist, auf die Binde gemalt." Versuche mit
Honig allein und in Mischung mit anderen Binde-
mitteln haben gute Resultate gehabt, und selbst
Honig allein mag für das ägyptische Klima ge-
eignet gewesen sein, weil die andauernde Trocken-
heit der Luft die hygroskopische Eigenschaft des
Honigs aufhebt.
Firnisüberzüge scheint man in den älte-
sten Zeiten nicht angebracht zu haben. Bei der
doppelten Umsargung und dem Einsenken in
steinere Sarkophage liegt keine Veranlassung
dafür vor, da überdies die erwähnte Trockenheit
des Klimas kaum irgend eine schädigende Ein-
wirkung befürchten Hess.
Ein charakteristisches Beispiel dieser älte-
sten Art der Mumiensargmalerei ist der Sarg
eines Mannes namens Apaanchu, ca. 2400 v. Chr.,
im Berliner Museum (Nr. 10184, Samml. Lepsius).
(Fortsetzung folgt.)
Bericht über die Tätigkeit
im chemischen Laboratorium der
Kgl. akademischen Hochschule
für die bildenden Künste zu Berlin*)
von Regierungsrat Prof. Dr. E. Täuber.
Die seit einigen Jahren eingefiihrten chemischen
Experimentalvorträge, welche frütier mangels passen-
der eigener Räume in einem Institute der Universität
abgehalten werden mussten, sind seit Beendigung
des Neubaus in dem dort eigens dafür eingerichteten
Laboratorium fortgesetzt worden.
Der Unterricht bezweckt in erster Linie, Inter-
esse und Verständnis für chemische Fragen über-
haupt bei den jungen Künstlern zu wecken und ins-
besondere ihnen vor Augen zu führen, wie wertvolle
Dienste die Chemie bei der Auswahl und Verwen-
dung der Farben und Malmittel zu leisten vermag,

*) Abdruck mit Erlaubnis des Verfassers. Aus dem
Jahresbericht der Kg], akademischen Hochschuie für biidende
Künste zu Berlin von 1904.

damit auf diese Weise ein reger Gedankenaustausch
zwischen Künstler und Chemiker und ein frucht-
bringendes Zusammenwirken beider angebahnt wird.
Der Unterricht, für welchen leider nicht viel
Zeit zur Verfügung steht, fand bisher am meisten
Anklang bei den vorgeschritteneren Künstlern, welche
die Klippen der Maltechnik schon durch eigene Er-
fahrungen kennen gelernt hatten.
Ausser diesem Unterricht, und mit viel grösserem
Zeitaufwande, wurden in dem Laboratorium eine
Reihe maltechnischer Fragen, welche trotz ihrer
Wichtigkeit eine systematische Bearbeitung bisher
nicht gefunden haben, der experimentellen Prüfung
unterworfen. Ueber diese Arbeiten möge im fol-
genden kurz berichtet werden.
Eine Frage, die dem Chemiker besonders nahe-
liegt, und die für den Künstler von erheblicher prak-
tischer Bedeutung ist, ist die, ob es zulässig ist, die
schwefelhaltigen Farben Ultramarin, Cad-
miumgelb und Zinnober mit Bleiweiss zu
mischen. Die genannten Farben enthalten den
Schwefel in einer Form, welche die Bildung von
Schwefelblei bei längerer Berührung mit Bleiweiss
möglich erscheinen lässt; da nun Schwefelblei ein
dunkelgrauer, nahezu schwarzer Körper ist, so muss
seine Entstehung dem Auge sogleich bemerkbar
werden. Die experimenteile Prüfung ergab, dass die
Mischung von Ultramarin mit Bleiweiss im Laufe
längerer Zeit eine Veränderung nach grau hin er-
fährt oder doch erfahren kann, dass ferner auch
Cadmiumgelb nicht ganz ohne Einfluss auf Bleiweiss,
dass dagegen Zinnober dem Bleiweiss nicht gefährlich
ist. Wenn trotzdem Mischungen von Bleiweiss mit
Zinnober bisweilen einen mehr oder weniger grauen
Ton annehmen, so ist dies auf die Veränderungen
zurückzuführen, welche gewisse Zinnobersorten bis-
weilen an und für sich im Laufe der Zeit erleiden.
Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass unter
den sehr verschiedenen Handelsmarken des Ultra-
marins sich auch solche befinden, welche ohne Ein-
fluss auf bleihaltige Farben sind; da aber gewiss
nicht alle Ultramarine diese Tugend besitzen, so
muss vor dem Vermischen von Ultramarin mit Blei-
weiss gewarnt und zu dem Ersatz des Bleiweiss
durch Zinkweiss in diesem Falle geraten werden,
zumal die zinkhaltigen Mischungen mindestens eben-
so leuchtend sind wie die bleihaltigen.
Eine weitere Frage, die eingehend geprüft
wurde, ist die: „Kann künstliches Alizarin den
Krappfarbstoff in der Malerei ersetzen?"
Ueber die Versuchsergebnisse wurde bereits im De-
zember 1903 berichtet/'') Die Antwort, die für den
Chemiker von vornherein kaum zweifelhaft sein
konnte, lautet dahin, dass künstliche Alizarinlacke
den Lacken des natürlichen Krappfarbstoffs an
Schönheit und an Echtheit keineswegs nachstehen,

"') In der „Kunsthaiie", IX. Jahrgang. Wir werden diesen
Bericht in einer der nächsten Nummern zum Abdruck bringen.
 
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