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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 12
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Berger, Ernst: Antike Maltechnik [3]: altägyptische Mumiensargmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0058

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 12.

gegebene Figur 8. Sie gibt die Mumienhülle einer
gräco-ägyptischen Frau in ganzer Figur mit reicher
Haartracht und vergoldeten Gesichts- und Hals-
teilen wieder. Das tunica-artige Gewand reicht
bis zu den Knöcheln herab und ist reich ge-
faltet gemalt; von der Schulter fällt noch ein
kürzerer Ueberwurf über die rechte Brust. Arme
und Hals ziert reicher Goldschmuck. Die Realistik
der durchscheinenden Körperformen, deranmutige
Ausdruck des Gesichts und die Behandlung der
Gewandpartien lässt auf gute Naturbeobachtung

geschickt mit der übrigen Umhüllung vereinigt.
An den Männerbüsten sind die Barthaare sorg-
sam aufgemalt, bei Frauenmasken oftmals die
Gewandung mit purpurfarbigen Bändern geziert,
auch Bekränzungen in Purpurfarbe scheinen auf
besondere Vornehmheit der Toten hinzuweisen
(Figur 7). Der Gesamteindruck gleicht den wäh-
rend der letzten Zeiten des Heidentums haupt-
sächlich im südlichen Aegypten aufgekommenen
Terrakottabüsten, welche man an Stelle der
Kopfmaske an der Mumie befestigte.







ebenso wieauf technische Vollendung der Ausfüh-
rung schliessen. Bemerkenswert ist dabei, dass
die Kaschierungsmasse grossenteils aus mit grie-
chischen Schriftzeichen bedeckten Papyrusstük-
ken (also Papyrusmakulatur!) besteht.
Wie die im ganzen kaschierten Mumiensärge
wurden auch nur kaschierte Masken in reali-
stischer Manier bemalt; die oberste Lage ist dann
sehr dick in Gipsmasse aufgetragen und der na-
türlichen Form entsprechend abgeglichen und mit
Farben ganz bemalt. Zumeist ist der Oberkörper
mit beiden Händen sichtbar und das ganze sehr

7. Letzte Periode.
Mumienporträts der hellenistischen Zeit.
Keine Neuerung war aber so epochemachend
als die Einfügung wirklicher Porträtge-
mälde in die Wickelungen der Mumienumhül-
lung. Da diese Porträts selbst gar keinen inneren
Zusammenhang mit der bodenständigen ägypti-
schen Kunst zeigen, so ist es zweifellos impor-
tierte Kunst, die uns hier entgegentritt. Jedes
Bindeglied zwischen der auf den einfachsten
Prinzipien beruhenden altägyptischen Malerei
(Ausfüllung der Umrisse mit Farben ohne Mo-
 
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