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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 18
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Trillich, Heinrich: Die blauen Farben [2]
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0088

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84

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 18.

die aber in ihrer Lichtechtheit wesentlich von der
Art der verwendeten Kieselerde abhängen.
Mit Tannin und Brechweinstein lassen sich ziem-
lich lichtechte Lacke erzielen, welche aber meistens
nur für Lithographie gebraucht werden.
Die Säureblaus, wie Patentblau, Alkaliblau,
Wasserblau, Viktoriablau u. a. geben rein blaue Ton-
erde- und Chlorbariumlacke, die aber wenig licht-
echt sind und daher wenig für Malerzwecke in Be-
tracht kommen.
Alizarinblau, Gallein, Anthrazenblau u. s. w.
geben relativ echtere Lacke, die aber wenig feurig
sind und zu teuer kommen.
Im grossen und ganzen kann man sagen, dass
heute auf dem Malereigebiet die blauen chemischen
Farben weitaus das Feld beherrschen, um so mehr, als
sie die ganze Tonskala, vom zartesten Himmelblau
bis ins Grünblau oder in das Violett herzustellen, und
auch in den Preisen den weitesten Spielraum gestatten.
Als blaue Holzbeizen verwendet man mei-
stens wasserlösliche Pariser- oder Berlinerblaus, welche
wesentlich lichtechter als die basischen Teerfarben-
blaus sind. Für ganz helle Töne sind allerdings diese
Teerfarben nicht zu umgehen, man muss aber die
grosse Lichtunecht mit in Kauf nehmen.
Die Komplementärfarbe zu blau ist gelb, zu
violett passt orange und grün, Fassungen von blauen
Flächen werden also am besten in gelb ausgeführt.
Als Schriftuntergrund ist blau sowohl in himmel-
blau, wie tief dunkel nicht unbeliebt, ausser gelb
setzt auch weiss mit schwarzem Schatten scharf ab,
es sei in dieser Beziehung nur an die bekannte Odol-
reklame erinnert.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn L. S. in München. Unser Artikel in
Nr. i $ dieser Blätter hat einen Einblick gewährt in
die Manipulationen bei der Herstellung von Oel-
farben für gewerbliche Zwecke. Ihre Befürchtung,
dass ähnliche „Verbesserungen" auch etwa schon
bei der Herstellung unserer Künstlerfarben Platz ge-
griffen haben könnten, ist aber glücklicherweise nicht
zutreffend. Nach den Versicherungen unserer ersten
Farbenfabriken wird bei den sogen. Skizzenfarben
nur insoferne eine Ausnahme gemacht, dass zur Er-
möglichung eines billigeren Verkaufspreises einzelne
teure Farben einen Zusatz von Schwerspat (Baryt-
weiss) erhalten. Wir haben uns in dieser Frage an
die Firma H. Schmincke & Co. in Düsseldorf ge-
wandt und erhielten folgende Nachricht:
„Auf die Herstellung der Skizzenfarben
wird die gleiche Sorgfalt verwendet wie bei den
ff. Künstler-Oelfarben.
Bei beiden Arten findet nur bestes Lein- resp.
Mohnöl Verwendung.
Der Qualitätsunterschied liegt in der Haupt-
sache in der Auswahl geringwertigeren Farben-
materials und darin, dass teure Farben, welche

die Durchführung des billigen Skizzenfarben-Preises
nicht erlauben, Zusatz von Barytweiss (Blanc-hx)
erhalten.
Die weissen Farbkörper, wie Kremserweiss
und Zinkweiss, sind durchaus reine Farben. Das
gleiche trifft bei den Erdfarben, mit Ausnahme
des lichten Ockers I, zu. Letzterer erhält einen
Zusatz von Zinkgelb.
Kobaltblau z. B. hat einen geringen Zusatz
von Ultramarin und ist dieses auf der Etikette
deutlich vermerkt.
Es ist nun Vorsorge getroffen, dass künftig
jedes Etikett einen Vermerk trägt, aus dem deut-
lich ersichtlich ist, ob bei den Farben derartige
Beimischungen stattgefunden haben oder nicht.
Gleichzeitig soll aus der Etikette der Grad der
Beständigkeit der jeweiligen Farbe zu ersehen sein.
Da eine Schönung der Skizzenfarben mit
Anilinfarben und derartiges nicht stattfindet, so
können demnach die Skizzenfarben für Studien
empfohlen werden.
Folgende Kollektion empfiehlt sich: Kremser-
weiss oder Zinkweiss, lichter Ocker II, Kadmium
hell und dunkel, Neapelgelb hell und dunkel,
gebrannter lichter Ocker, Engl. Rot hell und
dunkel, Alizarin-Krapplack, mittel und dunkel,
Terra di Siena gebrannt, Umbra nat., Umbra
gebrannt, Kasselerbraun, Ultramarin, Vert éme-
raude, Zinnobergrün hell und dunkel, Elfenbein-
schwarz. Diese Farben sind frei von jedem ab-
sichtlichen Zusatz.
Ferner: Kobaltblau (hat Zusatz von Ultra-
marin), Preussischblau (Zusatz von Barytweiss),
Zinnober (Zusatz von Barytweiss)."
Auch die anderen grösseren Künstlerfarben-
fabriken verfahren bei der Herstellung von Skizzen-
farben in gleicher Weise.
Was nun den eigentlichen Fragepunkt betrifft,
ob man mit sogen. Skizzenfarben die Untermalung
eines Bildes vornehmen könne, so kann dagegen
absolut nichts eingewendet werden, nur würden wir
jene Farben dazu empfehlen, deren Haltbarkeit als
solche bekannt ist. Da das Bindemittel der Skizzen-
farben das nämliche ist, wie das der Künstlerfarben,
dürfte einer Uebermalung mit diesen letzten nichts
hinderlich im Wege stehen.
Herrn Th. H. in Karlsruhe. Ausser den Ihnen
auf Wunsch bereits brieflich mitgeteilten Werken über
Renovierung von Oelgemäl den nennen wir Ihnen
noch: Th. F'rimmel, Katechismus der Gemälde-
kunde, Leipzig 1904, und Eug. Voss, Bilderpflege,
Handbuch für Bilderbesitzer, Berlin 1899. Wir raten
Ihnen aber zur allergrössten Vorsicht, um so mehr,
da es sich um Bilder sehr guter Meister handelt.
Hat die dortige Galerie nicht einen Restaurator zur
Verfügung, mit dem Sie die vorzunehmenden Ar-
beiten vorher besprechen könnten?
 
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