Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI issue:
Nr. 19
DOI article:
Floerke, Hanns: Der Kunstunterricht in den Niederlanden im 17. und 18. Jahrhundert [1]
DOI article:
Anfragen und Beantwortungen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0092

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
88

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 19.

Michael Sweerts im Rijksmuseum zu Amsterdam,
das einen Atelierraum darstellt. Zwei Knaben zeich-
nen hier nach einer anatomischen Figur, ein dritter
weiter vorgeschrittener malt nach dem nackten männ-
lichen Modell, während ein „Knecht" rote Farbe reibt.
Die nächste Stufe war das Zeichnen nach dem
nackten Modell.
Hierfür besitzen wir einen prächtigen Beleg in
einem weiteren Bild von Sweerts, das sich in
Harlem befindet (s. Abbildung). Wir bekommen hier
Einblick in eine richtige Zeichenschule. Um den Tisch
herum, auf dem ein nacktes männliches Modell steht,
sitzt ungefähr ein Dutzend Knaben im Alter von
io—ig Jahren und zeichnet mit dem Brett auf
den Knien.
(Schluss folgt).

Anfragen und Beantwortungen.
Herrn M. H. in Wien. Sie schreiben über einige
mit Raffaëlli-Stiften und Oelfarben gemischt ge-
malte Oelbilder, die sich im Laufe kurzer Zeit sehr
veränderten, indem „sie fleckig wurden und die Farben
stark oxydierten. Andererseits gewinne die Oelfarbe
durch die Mischung mit Raffaëlli-Stiften bedeutend,
sie erhält eine seidenartige Weichheit". Aus dieser
Darstellung ist es nicht klar zu ersehen, welchem
der beiden Materialien Sie die Ursache der Ver-
änderungen in Rechnung stellen. Sind die Oelfarben
den Raffaëlli-Stiften gefährlich geworden, indem die
ersteren etwa, wie man sagt, „durchgewachsen" sind,
oder umgekehrt? Das Fleckigwerden würde sich so
erklären lassen. Nun wünschen Sie ein Mittel, mit
welchem Sie den Charakter der seidenartigen Weich-
heit erhalten könnten, ohne mit der Mischung der
Raffaëlli-Stifte Vorgehen zu müssen. Wenn Sie da-
bei eine matte Erscheinung beabsichtigen, würde
ein Zusatz von Wachs, in Terpentinöl gelöst, zur
Oelfarbe vielleicht zweckentsprechend sein, eventuell
unter Zugabe einer geringen Menge von Kopaiva-
balsam. Nur ist es dabei selbstverständlich nicht zu
vermeiden, dass durch die Vermehrung der Binde-
mittel die Konsistenz (Deckkraft) der Oelfarbe ver-
ringert wird.
Herrn H. H. in München. Auf Ihre Anfrage,
ob die kürzlich in der Tagespresse, sowie in der
„Kunst für Alle" besprochenen Versuche in pom-
pejanischer Stuck-Technik in irgendwelcher
Beziehung zu meiner Rekonstruktion ständen, ob-
wohl die Berichte darüber nichts enthalten, diene
zur Nachricht, dass der Referent der „Allg. Ztg."
hierin eine Ausnahme gemacht hat. Er schrieb unter

Delft, wo sich nach dem Vorbild des berühmten Theatrum
anatomicum zu Leyden, anatomische Kabinetts befanden,
nicht allein hie und da (auf den oberen für das Publikum be-
stimmten Rängen des Amphitheaters) einer Sektion beiwohnen,
sondern hatten auch Gelegenheit nach den aufgestellten Ske-
letten von Menschen und Tieren Studien zu machen.

der Aufschrift: Atelierausstellung (s. Nr. 228 vom
18. Mai):
„Mit künstlerischen Versuchen in der alten
pompejanischen Stuck-Technik ist jüngst die in
München lebende Malerin Sophie F. Hormann
vor einem kleinen Kreis geladener Kunstfreunde
an die Oeffentlichkeit getreten. Die Dame hat
lange Jahre hindurch an Ort und Stelle ein-
gehende Studien gemacht und zeigte uns in ihrem
Atelier vornehmlich solche Stücke, die direkt nach
antiken pompejanischen Vorbildern rekonstruiert
sind. Worauf sie bei ihren Studien hinstrebt, und
was sie auch als ihre Spezialität angesehen wissen
will, ist, bemalte transportable Stuck-Platten, so-
genannte Stuck-Plaketten, anzufertigen, die man
überall, wo ein solcher Zierrat wünschenswert ist,
in Innenräumen, bei der Dekoration von Brunnen,
Grabmalen u. s. w. verwenden, d. h. ohne grosse
Mühe in die Wand oder in den Stein einlassen
kann. Wie weit sich die technischen Er-
fahrungen Fri. Hormanns mit den bekann-
ten und oft erörterten Rekonstruktions-
versuchen Ernst Bergers decken, ver-
schwieg uns leider die Künstlerin. Die
Arbeiten selbst machen als Malereien einen im
höchsten Grade erfreulichen künstlerischen Ein-
druck. Ob sie in der technischen Zusammen-
setzung auch den Unbilden der Witterung gegen-
über stand halten werden, ist freilich eine Frage,
die uns erst die Zeit wird beantworten können.
Denn über die Zubereitung der antiken Stucco-
Technik wird immer noch viel debattiert.Jeden-
falls sind solche Versuche, wie sie Berger vor zwei
Jahren im Kunstverein und jetzt wieder Fri. Hor-
mann in ihrem Atelier ausgestellt hatte, für den
Kunstfreund immer von grossem Interesse."
Schliesslich wird der Leser auf mein Werk, „Bei-
träge zur Entwicklungsgeschichte der Maltechnik",
aufmerksam gemacht, das voriges Jahr bei Georg
D. W. Callwey in München erschienen ist.
Ich möchte meinerseits hinzufügen, dass es mich
nur freut, wenn sich Künstler damit beschäftigen,
die von mir veröffentlichte Rekonstruktion der alten
römisch-pompejanischen Stuck-Technik für unsere
modernen Zwecke dienstbar zu machen. Was aber
Fri. Hormann, die mich wiederholt über alle De-
tails der Technik befragte und jedenfalls im Besitze
meines erwähnten Buches (I. und II. Folge, Mal-
technik des Altertums) ist, veranlasste, darüber zu
schweigen, weiss ich nicht. Neu ist übrigens die
Idee der mit einem Drahtrost verbundenen Eisen-
rahmen, um „transportable Stuck-Plaketten" herzu-
stellen, durchaus nicht; derlei wurde schon vor Jahren
für ähnliche Zwecke verwendet. F'ür das in Ihrem
Briefe ausgesprochene Interesse an meinen Arbeiten
besten Dank. E. B.
 
Annotationen