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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 19
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Nr. 20
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Die sogenannten Normalfarben [1]
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Ueber fette Oele und Firnisse [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0094

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90

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 20.

Blaue Farben: Kobaltblau hell und dunkel,
Kobaltviolett, Ultramarinblau hell und dunkel,
Pariserblau.
Grüne Farben: Chromoxydgrün deckend
und lasierend, Kobaltgrün hell, mittel und dunkel,
Böhmische Grünerde, Veroneser Grünerde.
Schwarze Farben: Elfenbeinschwarz,
Rebenschwarz, Graphit.
Der Verfasser hat überdies der „Deutschen
Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malver-
fahren" einen Dienst erweisen wollen, indem er
sein Werk „Die Normalfarben" betitelt hat, denn
die genannte Gesellschaft hat diese Bezeichnung
schliesslich gewählt, um die für Zwecke der
„Künstmalerei" geeigneten Farben vor anderen
weniger haltbaren zu kennzeichnen.
(Schluss folgt.)
Ueber fette Oele und Firnisse.
(Aufzeichnungen aus Muspratts theoretische, praktische und
analytische Chemie in Anwendung auf Künste u. Gewerbe [be-
arbeitet von F. Stohmann & Bruno Kerl] IV. Auflage, Braun-
schweig 1891. Ht. Bd. S. 499 ff.)
(Schluss.)
Auf kaltem Wege lässt sich Leinöl in Fir-
nis verwandeln durch Schütteln mit einer Lö-
sung von basisch essigsaurem Blei, Bleiessig.
1 Teil Bleizucker wird in 5 Teilen Wasser ge-
löst und mit 1 Teil fein gepulverter Bleiglätte
einige Stunden lang unter häufigem Umrühren
gelinde erhitzt. Die klare Lösung Bleiessig wird
von der ungelösten Glätte abfiltriert und mit
ihrem gleichen Gewichte Wasser verdünnt, dann
zu 20 Teilen Leinöl gegeben, welches man vor-
her mit 1 Teil Bleiglätte abgerieben hat. Das
Oel schüttelt man kräftig mit der Flüssigkeit,
lässt kurze Zeit stehen und wiederholt dies wäh-
rend einiger Stunden mehrere Male. Die abge-
schiedene Flüssigkeit giesst man ab und filtriert
durch einen mit Baumwolle lose verstopften
Trichter. Sie enthält 4—5°/o Bleioxyd und trock-
net in 24 Stunden, soll für Anstrichfarbe mit
Bleiweiss nicht nachteilig sein.
Nach Wiederhold (Polyt.Journ. 181, 159) be-
freit man das Oel am zweckmässigsten dadurch
von Schleim und gelösten Fremdkörpern, indem
man 100 Teile Leinöl mit 100 Teile Wasser, wo-
rin 1 Teil Kalihydrat (nicht Natron) gelöst ist,
gut mischt, dann in Ruhe das Oel sich von der
wässerigen Lösung, welche die Unreinigkeiten
aufgenommen hat, trennen lässt, die wässerige
Flüssigkeit abzapft und das Oel wiederholt mit
Wasser wäscht. Das so gereinigte Oel setzt man
14 Tage lang der Einwirkung der Sonne aus und
verarbeitet es auf folgende Weise zu Firnis:
Man füllt einen Kessel mit 1 */2 Volum Wasser
und giesst 1 Volum Leinöl darauf. Dann ver-
mischt man sehr innig durch Reiben in der Reib-
schale gleiche Teile Mennig, Bleiglätte und Blei-

zucker, wiegt davon 10 "/0 vom Gewicht des an-
gewandten Oeles, und bringt das Pulver in ein
leinenes Beutelchen, welches so in den Kessel
gehängt wird, dass es im Oele eintaucht, ohne
das Wasser zu berühren. Man erhitzt dann so-
lange, bis das Wasser auf einen geringen Rest
verdunstet ist. Der sich bildende Schaum wird
sorgfältig entfernt. Nach Verlauf von 24 Stun-
den filtriert man das Oel durch einen leinenen
Beutel und lässt den fertigen Firnis vor dem Ge-
brauche möglichst lange trocknen.
Nach Walton (Jahresber.d. ehern.Techn. 1860,
p. 549) lässt man auf erhitztes Leinöl heisse Luft
einwirken, indem man das mit 5— 10 °/o Bleizucker
vermischte, durch ein feines Sieb in dünne Strah-
len zerteilte Oel durch eine hohe Säule fallen
und gleichzeitig heisse Luft Zuströmen lässt. Ein
ähnliches Verfahren hat Wilson angewandt (p. 712),
der Manganoxydulhydrat mit Oel erhitzt und einige
Stunden lang atmosphärische Luft in das warme
Oel einpumpt. Die Mangansalze, welche eine
braune Färbung veranlassten, werden zersetzt,
es scheidet sich Manganoxyd ab und der Firnis
wird immer heller.
Nach anderen Vorschriften wird altes, aus
reifen Samen gepresstes Leinöl in einen Kessel mit
Spänen von englischem Zinn und Bleispänen (2 kg
Leinöl: je 60 g Zinn und Blei) ins Sieden ge-
bracht. Nach etwas 7 Minuten sieht man zu, ob
die Metallspäne zur Hälfte geschmolzen sind, und
bringt ein Stück Blockftschbein hinein. Dieses
löst sich in dem Oele und die Metalle kommen
zum Schmelzen. Das heisse Oel wird dann nach
und nach mit 125 g fein gepulvertem wasser-
freiem Zink vitriol vermischt, dann noch */2
Stunde gekocht, bis sich keine Wasserdampf-
blasen zeigen. Man filtriert nach dem Erkalten in
eine Glasflasche, deren Boden 2—3 cm hoch mit
Bleispänen bedeckt ist, und lässt 4—6 Wochen an
der Sonne bleichen (Winkler, Polyt. Journ. 151,77).
An Stelle von Bleiglätte und Bleiverbin-
dungen kann man für manche Verwendungen
(z. B. Zinkweiss, Permanentweiss), deren weisse
Farben erhalten bleiben soll, oder wegen der Ein-
wirkung von Schwefelwasserstoff, Manganverbin-
dungen nehmen. Borsaures Manganoxydul wird
unmittelbar aus Braunstein dargestellt, indem er
mit konzentrierter Salzsäure solange, bis sich
kein Chlor mehr entwickelt, mit Wasser ver-
dünnt wird und fügt man soviel einer Sodalösung
hinzu, bis der dadurch entstehende Niederschlag
nicht mehr gelb, sondern weiss wird, ein Beweis,
dass alles Eisenoxydhydrat gefällt 1st. Nun fil-
triert man und fügt so lange neue Boraxlösung
zu, als dadurch ein weisser Niederschlag ent-
steht. Diesen lässt man absetzen, wäscht ihn
mit heissem Wasser aus und trocknet.
Auf 1000 Teile Leinöl: U/2 Teile so dargest.
bors. M. mit einem Teil des Oeles angerieben,
 
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