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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 21
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Berger, Ernst: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei: oeffentliche Aufforderung an die Anhänger der Donner'schen Freskotheorie
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0097

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10.Juli 1905.

Herausgegeben von der „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
= Erscheint 14tägig unter Leitung von Ernst Berger, München. -

Nr. 21.

Inhalt: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmaierei. Oeffentliche Aufforderung an die Anhänger der Donner'schen
Freskotheorie. — Unterschiede zwischen Bienenwachs und dem sogen. Punischen Wachs. Von Maler E. Berger. —
Die sogenannten Normalfarben (Schluss). — Anfragen und Beantwortungen.

Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei.
Oeffentliche Aufforderung
an die Anhänger der Donner'schen Freskotheorie.
Nach mir zugekommenen Berichten ist auf dem „Kongress zur Bekämpfung der Farben-
und Malmaterialienfälschungen" in München von seiten eines stud. hist. Fritz Geriich die tech-
nische Frage der römisch-pompejanischen Wandmaierei — obwohl der Zweck des Kongresses
dazu gar keine Veranlassung bot — verhandelt und dabei, wie bei der notorischen Animosität
der der Kongressleitung nahestehenden Persönlichkeiten nicht anders zu erwarten war, an meinen
wiederholt begründeten Ansichten abfällige Kritik geübt worden.
Da ich zu der Zeit von München abwesend war, ist mir der Inhalt des Referates in seinen
Einzelheiten nicht bekannt; ich behalte mir deshalb eine eingehendere Erwiderung bis zur Ver-
öffentlichung des Berichtes vor.
Zur Frage selbst habe ich zunächst nichts weiter zu sagen, weil ich meine Ansichten
zur Genüge in meinem Buche „Die Maltechnik des Altertums" (I. und II. Folge der Beiträge
zur Entwicklungsgeschichte der Maltechnik, München 1904) auseinandergesetzt und durch viel-
fache ausgeführte und auch öffentlich ausgestellte Proben und Versuche den Beweis
für die ausgesprochenen Ansichten erbracht habe. Nicht so die Gegner! Von ihrer Seite ist zwar
viel geschrieben und immer die Behauptung wiederholt worden, nur in Fresko seien die antiken
Wandmalereien ausführbar, aber den Beweis der technischen Ausführbarkeit sind sie bis
jetzt schuldig geblieben.
Um ihnen dazu Gelegenheit zu geben, ergeht hierdurch an die Anhänger der
Donner'schen Freskotheorie — Herr Prof. Donner-v. Richter ist der schon vor zehn Jahren
an ihn gerichteten Aufforderung aus unbekannten Gründen nicht nachgekommen — die öffent-
liche Aufforderung, bis Ende Oktober dieses Jahres eine oder mehrere Proben ihrer Rekon-
struktionen oder eine in der vermeintlichen antiken Freskotechnik hergestellte Nachbildung
römisch-pompejanischer Wandmalerei, wenn auch nur in „Puppenstubengrösse" an die staat-
liche „Versuchsanstalt und Auskunftsstelle für Maltechnik an der Kgl. technichen Hochschule
zu München" gelangen zu lassen.
Auch von meiner Seite werden Probestücke der genannten Anstalt zur Verfügung ge-
stellt werden, so dass diese selbständig oder im Verein mit zu diesem Zwecke zu nominierenden
Fachleuten (Architekten, Archäologen, Chemikern und Malern) darüber zu entscheiden in der Lage
ist, welche Ansicht über die Technik der antiken Wandmalerei mehr Berechtigung
hat, die Donners oder die meinige.
Z. Z. Bad Gastein, 28. Juni 1905.

Ernst Berger.
 
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