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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 6
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Bakenhus, Gerhard: Zum Artikel: Ueber das Restaurieren alter Kunstwerke
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Behrendt, Fritz: Copaivabalsam und Copaivaöl
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0025

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Inhalt: Zum Artikel: Ueber das Restaurieren aiter Kunstwerke. Von G. Bakenhus-Kreyenbrück. — Copaiva-
baisam und Copaivaöt. Von Fritz Behrendt-Gratrath. — Unser Farben-BabeL Von Ernst Berger.
(Fortsetzung.) — Eine merkwürdige Eigenschaft von Zinkweiss.

Zum Artikel: Ueber das Restaurieren
alter Kunstwerke
erhalten wir folgende Zuschrift:
Herrn Herrmann Linde möchte ich mir einiges
zu erwidern erlauben:
Nach seinen Ausführungen scheint er die Ge-
mälderestauratoren für Kunstbarbaren zu halten,
die nur die Bilder ruinieren; er macht einen Unter-
schied zwischen Konservieren und Restaurieren,
ohne die Grenzlinie zu ziehen, wo das eine an-
fängt und das andere aufhört. Auch soll der
Firnis nicht von den Gemälden heruntergenommen
werden! Aber was soll geschehen, wenn derselbe
vollständig undurchsichtig geworden ist? Regene-
rieren hilft durchaus nicht immer, und ist sogar
unter Umständen sehr gefährlich, so dass man
ein Bild damit vollständig ruinieren kann.
Manchmal ist die Leinwand bei einem alten
Bilde so mürbe und die Farbe haftet so schlecht
darauf, dass bei der geringsten Bewegung Stücke
herunterfallen können. Oder ein altes Brett ist
vollständig vermorscht oder vom Wurm zerfressen,
auch fehlen schon grosse Stücke der Farbe. Was
soll der Konservator nun machen? Soll er alles
so lassen und nicht einmal einen ordentlichen
Firnis aufstreichen dürfen? Herr Linde sagt, „ein
Maler streicht nicht einen solch dicken Firnis auf
seine Bilder." Ich glaube jedoch, dass wohl die
Konservatoren unserer Gemäldegalerien darüber
genügend kompetente Beurteiler sind.
Hat Herr L. noch kein altes Gemälde ge-
sehen, welches durch Staub, Schmutz, alten Firnis
und dergl. so dunkel geworden war, dass man
fast nichts mehr darauf erkennen konnte, was
hätte der Konservator da zu machen, wenn er
den Schmutz nicht herunternehmen sollte? Mir
ist ein Fall bekannt, wo auch behauptet wurde,

das Gemälde wäre verrestauriert, es sollten ganze
Stellen abgerieben und wieder übermalt worden
sein, während der Restaurator das Bild in meinem
Beisein regenerierte und sonst nichts daran getan
hatte. Mit einigem guten Willen kann man näm-
lich alle möglichen Schandtaten an alten Ge-
mälden entdecken.
So einfach wie Herr Linde sich das Ruinieren
der alten Bilder durch Lackabnehmen vorstellt,
ist es denn doch nicht; dass natürlich ein Pfuscher
es nicht machen darf, ist selbstverständlich, aber
Herr L. will doch auch wohl nicht behaupten,
dass die Konservatoren unserer bedeutenden Ge-
mäldegalerien solche Pfuscher sind.
Dass in einzelnen Fällen Bilder ganz über-
malt wurden, ist wohl möglich, aber so etwas tut
kein geschulter Konservator, schon seit $0 Jahren
nicht mehr; dass allerdings störende Stellen, wo
die Farben vom Grund abgesprungen sind, aus-
geglichen werden, ist wahr. Aber wie würde ein
solches Gemälde denn wohl aussehen, wenn solche
Stellen unberührt blieben? Das koloristische Gleich-
gewicht, welches Herr L. ja auch so liebt, wäre
dadurch doch vollständig gestört.
Es wäre sehr interessant, wenn die Galerie-
verwaltungen sich zu den Ausführungen des
Herrn Linde äussern würden und so vielleicht
die 'Angelegenheit'' auch von dieser Seite voll-
ständig klargestellt wird.
Kreyenbrück, im November 1907.
G. Bakenhus.
Copaivabalsam und Copaivaöl.
Nachstehend geschilderte Vorgänge glaube
ich der Allgemeinheit zur Orientierung und zum
Nutzen nicht vorenthalten zu dürfen und somit
etwas zur Klärung über dieses oft in der Malerei
angewandte Harz beizutragen.


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