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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0105

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Nr. 2i.

Münchner kunsttechnische Blätter.

33


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Alsdann beschäftigt sich Eibner mit der Kritik
der Nomenklatur der verschiedenen Farben, der
Stoff- und Substanzbezeichnungen, Vulgär-, Ur-
sprungs- oder Herkunfts-, Zwecks-, Verwendungs-,
Nuance- und Phantasiebezeichnungen.
Ursprungs- oder Herkunftsbezeichnungen sind
solche, welche über deu Fundort von natürlichen
Farben oder über den Ort, von welchem aus sie
gehandelt werden oder wurden, oder über den
Ort der Fabrikation Aufschluss geben (Siena-Erde,
Französischer Ocker). — Dafür, dass eine Reihe
dieser Herkunftsbezeichnungen im Laufe der Zeit
eine Umwertung in Nuance-, Qualitäts- und Sub-
stanzbezeichnungen erfahren hat, da man später
die ursprüngliche Bedeutung dieser Namen nicht
mehr verstand, bietet der Name Indigo ein typi-
sches Beispiel. Während er im römischen Altertum
Indicum (color Indicus), das ist (blauer) Farbstoff
aus Indien, hiess, versteht man heute unter Indigo
einen blauen Pflanzenfarbstoff von bekannter Zu-
sammensetzung und mit bestimmten Farbeneigen-
schaften, ohne an seine Herkunft, d. h. ohne mehr
daran zu denken, dass sein Name eigentlich eine
Herkunftsbezeichnung ist. Aehnliche nur noch
scheinbare Herkunftsbezeichnungen, in Wirklichkeit
aber Nuance- oder Qualitäts- und sogar Substanz-
H iserweiss, Pariserblau,


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t sind solche, welche
; und Herstellung der
3en, dass damit wenig-
Eigenschaften gedank-
nnen (z. B. Deck- und
die Verwendungsbe-
. Kalkgrün, Signalrot,
sind solche, welche die
eines Farbstoffes mit
n farbigen Stoffen aus-
in über absolut nichts
bei Teerfarbstoffen zur
geheimnisses gewählt.
Ilann, wenn für ein und
dene Namen aufgestellt
l:r wirkt die GepHogen-
arbstoffe mit gleichem
e Substanzbezeichnung.)
lann zur Herbeiführung
Kenhandel: I. Möglichste
a. 2. Keine besonderen
Imehr Verwendung des
des Prozentgehalts an
erster Linie Wahl von
ter Wahrung des Fabri-
: Benennung wie „Bis-
„Kalkgrün") also: Unter
Substanzbezeichnungen,
md Verwendungs- und

vielleicht auch Nuancenbezeichnung, keinesfalls
aber Phantasiebezeichnung.
Die Nomenklatur der Binde- und Malmittel
ist in ähnlicher Weise herbeizuführen, so soll bei
Ersatzstoffen unbedingt auch „Ersatz" angegeben
werden. Im übrigen wird bezüglich der künftigen
Nomenklatur auf den Beschluss der Sitzung der
„Kommission zur Bekämpfung usw." am 2. Sept.
1907 hingewiesen:
Die gewerblichen Oellacke sollen künftig nicht
nach ihren Harzbestandteilen, sondern nach der
Verwendungsart bezeichnet werden. Dagegen
sollen die Qualitätsbezeichnungen Bernstein- und
Kopallack erhalten bleiben und auf Verlangen
diese Lacke rein geliefert werden.
Allerlei Fragen, Wünsche und
Beschwerden. *)
4. Was ist die Ursache des Klebrig-
bleibens von Oelfarben? Diese Frage war
der Gegenstand einer Korrespondenz, die wir hier
in ihren Einzelheiten folgen lassen.
Herr Kollege Landschaftsmaler C. S. i n
Freiburg i. B. schreibt:
Gestatten Sie mir ais Abonnenten der „Werkstatt
der Kunst" foigende Anfrage:
Ich verwende ais Maimittel zu Oeifarben ein
Gemisch von Mastixfirnis, gereichtem Leinöi und
rektiüz. Terpentinöl; aiie Materiaiien von Schönfeid
in Düsseidorf. Während ich iange Jahre hindurch
keine schiimmen Erfahrungen mit diesem Maimittei
gemacht habe, fäiit es mir seit etwa 2 oder 3 Jahren
auf, dass die Farben nicht recht trocknen woiien, sie
bieiben wocheniang kiebrig. Wie ich nun erfahren
habe, soli der Grund dieses Uebeis darin zu suchen
sein, dass das Terpentinöl seit einigen Jahren nach
einer neuen Methode (oder aus anderen Harzen) ge-
wonnen wird, weiche es ermögiicht, mehr Terpentinöl
aus dem Rohmateriai zu gewinnen. Ich habe von
frischem, dreifach rektifiziertem Terpentinöi auf
eine Giaspiatte gegossen, es biieb nach dem Ver-
dunsten eine klebrige, schmierige Schicht zurück.
Dies ist doch wohi ein Zeichen, dass harzige, nicht
trocknende Bestandteile in dem Terpentinöi enthaiten
sind, die nicht darin Vorkommen dürfen.
Können Sie mir vieiieicht in ihrer Zeitschrift
eine Mitteilung machen, wie sich die Sache verhäit
und namentiich eine Firma nennen, die nach dem
aiten Rezept Terpentinöi hersteiit? Die billigere
Hersteilungsart rechtfertigt es doch keineswegs, ein
minderwertiges Produkt in den Hände) zu bringen.
Mein Koitege Landschaftsmaier H. D. in Freiburg
hat genau die gieiche Erfahrung gemacht wie ich.
Auf unsere Bemerkung, dass die gerügten
Uebelstände vielleicht auf die Eigenschaft des
Terpentinöls zurückgeführt werden könnten, weil
bei längerer Berührung mit der Luft die Trocken-
fähigkeit sich vermindert, erhielten wir die
Nachricht, dass bei ganz frischem, dreifach rekti-
fiziertem Terpentinöl aus spundvoller Flasche die
nämliche Erfahrung gemacht wurde. Es blieb

*) Schtuss des Artikeis von Nr. :2—14 dieses
Jahrgangs.
 
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