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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Verres, Rudolf: Zur Konstanzer Bildschitzerei im frühen 14. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0046

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CHRIS T U S A N DER GEISSEL S Ä U I. E
15 R O S S E L , SA M M I. U N G P E I. G R I M S


HL. JOSEPH. EICHENHOLZ
KÖLN, KUNSTGEWERBE-M U S E U M

ihm in den meisten Punkten stempelt die Schülz-
burger Gruppe zu einer sehr stark abhängigen Ar-
beit. Zu ihrer Entstehungszeit wird in der Werk-
statt bereits anderweitig, so vor allem in der Ant-
werpener Gruppe, eine bessere Lösung der Aufgabe
vorgelegen haben, so daß der ziemlich grobschläch-
tige Schnitzer das Motiv der behutsam ineinander
geglittenen bzw. gleitenden Hände übernehmen konn-
te. Die Richtung des Oberkörpers Christi und die
Facewendung des Jüngerkopfes mag er aus dem Ant-
werpener Bildwerk entnommen haben. Die starre
Flaltung Christi, die man früher gern als Kriterium
einer besonders zeitigen Entstehung ansehen wollte,
liegt begründet im Unvermögendes Künstlers, seinen
Körpern Bewegung zu geben; man beachte besonders,
wie schwerfällig der rechte Arm Christi um die Hüfte
herumgeführt ist. Die Gesichtszüge zeigen ein Ge-
misch von Ähnlichkeit mit der Madonna aus Über-
lingcndorf und von Vergröberung der Stuttgarter

Gruppe. Die Strähnigkeit des Haares Christi konnte
von der letzteren mit übernommen werden. Ob man,
wie Futtcrer will, die Schülzburger Gruppe mit der
genannten Madonna einer Hand zuzuweisen hat,
bleibe dahingestellt. Ein Vergleich der am Boden
schleifenden und sich übermäßig stauenden Ge-
wandfalten des Schülzburger Bildwerks mit der glei-
chen, aber unaufdringlich behandelten Partie der
Stuttgarter Gruppe ist besonders lehrreich für die
Beurteilung des ersteren. Damit rückt das Schülz-
burger Stück aus der Bedeutung, die man ihm
zuerkannt hat, heraus. Daß es von eindringlicher
Wirkung ist, wird niemand leugnen, aber man hat
wohl die Arbeit einer älteren Kraft an der Peri-
pherie der Werkstatt in ihm zu sehen.
Zwingende Gründe, das Urbild der ganzen Chri-
stus-Johanncs-Gruppen als verschollen anzusehen
und es sich monumental vorzustellen, bestehen
nicht. Die Antwerpener Gruppe ist wohl die erste

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