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Pantheon — 2.1928 = Jg 1.1928

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Planiscig, L.: Eine unbekannte Bronzegruppe des Giambologna
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Borenius, Tancred: A newly discovered altarpiece by van Dyck
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https://doi.org/10.11588/diglit.57095#0074

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EINE UNBEKANNTE BRONZEGRUPPE DES GIAMBOLOGNA

die immer ein besonderes Kennzeichen der eigen
händigen Werke unseres Künstlers ist; dieseTönung
weicht jenem durch Rauchfirnis erzeugten lieblosen
und fabrikmäßigen rötlichbraunen Überzug, der so
viele, zumeist mit dem Namen Giambolognas ver-
bundene Statuetten bedeckt und nicht selten sogar
als Spezifikum für die Werke seiner eigenen Hand
angesehen wird. Die wenigen signierten Stücke des
Künstlers (etwa die Venus oder der Merkur im
Wiener Museum) stechen aber gerade durch ihre
durchsichtige, fast „blonde“ Patina von den vielen,
ja unzähligen Werkstattprodukten ab. Diese Trans-
parenz des künstlichen Firnisses, durch dessen Glätte
die hellbraune Materialfarbe durchschimmert, zeigen
auch, in verschiedenen Abstufungen, die drei hier
besprochenen Statuetten, welche auch darin deut-
lich den Stempel der Eigenhändigkeit tragen.
Die Madonna mit dem Kinde und der Christus an
der Säule fügen sich ganz in den Rahmen desfloren
tinischen Kunstkreises der zweiten Hälfte des Cin-
quecento ein, es sind typische Werke eines Künst-
lers italienischer Schulung, dessen Vorläufer Ban-
dinelli und Ammanati, Pierino da Vinci und Ben-

venuto Cellini waren, sie sind, um es kurz zu sagen,
charakteristische Schöpfungen des Manierismus.
Anders steht es mit der Pieta. Wohl ist auch hier
der manieristische Grundzug klar in dem wuchti-
gen Körper der Madonna zu erkennen, der sich
kegelförmig nach oben hin streckt und in den schma-
len Schultern, dem kleinen und fast spitzig sich ver-
jüngenden Kopfe (dessen konische Form durch das
Tuch noch stärker betont wird) endigt — und doch
tritt besonders deutlich der sonst nur latente Zug
jenes zuvor erwähnten „gotischen“ Urgefühls zu-
tage, das, über die antikisierende Form hinweg, die
Kunst des Cinquecento in die des Barocks leitet. Daß
bei einem Kunstwerk mit einem Thema der Gotik, bei
einer Pieta, und bei einem nordischen Künstler die-
ses Element besonders stark zum Vorschein kommt,
kann uns nicht wundernehmen. Deutlich genug
aber erklärt sich uns darin, warum Giambologna so
rasch europäisches Verständnis und europäische Gel-
tung erlangen konnte: er hat in seinen Werken die
Spannung zwischen der Stimme des Blutes und j ener
Forderung nach einer Wiederbelebung der neuent-
deckten Antike auszugleichen gewußt.

A NEWLY DISCOVERED ALTARPIECE BY VAN DYCK

B Y TANCRED BOREN1US

The subject of the martyrdom of St. Sebastian is one
which the youthful Van Dyck treated more than
once. No doubt, the wishes of his patrons were the
deciding factor in this connection: but we can well
surmise that the subject had a particular appeal to
him, on account of the opportunities which it afforded
for the treatment of youthful and statuesque nude.
Ffence his success in the interpretation of thistheme,
which in its turn may have influenced his patrons
to fix upon that very subject.
Two early pictures by Van Dyck, representing the
martyrdom of St. Sebastian, are in the old Pinakothek
at Munich: both are altarpieces of considerable
dimensions, and both depict the preparatory stages
of the event, the executioners being shown in the
act of tying the saint to a tree. Great interest attaches
also for this reason to a hitherto unrecorded altar-

piece by the master, in which the actual martyrdom of
the saint is portrayed—the only instance so far known
of his treatment of this particular episode—the sent-
imental subj ect of the wounded saint tended by angels
being treated by him repeatedly in after years.
The ne wlydiscoveredpicture,of monumental dimens-
ions (1063A x 68 in.) is a composition of magnificent
amplitude of rhythm in typical Baroque spirit, with
the figure of the martyr suspended from a tree forming
a long drawn—out light mass on the left, the two
vigorous and striking figures of executioners occupy-
ing the foreground, while two mounted figures—a
Roman emperor and his Standard bearer—are seen
further back and various other figures are witnessing
the scene from a lower level and across their heads
the eye penetrates into a typically Flemish landscape
touched by the morning light: while above, cherubs

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